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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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kreischte hysterisch auf und drehte sich jäh um.
    »Hast du vor, einen alten Mann ins Grab zu bringen, du Göre?« schrie er.
    »Wer sich unbeobachtet fühlt, benimmt sich immer lächerlich«, sagte Sol. »Ich weiß, wer du bist. Du bist der Kirchendiener, nicht wahr?«
    »Was weißt du denn davon, wo du doch nie in die Kirche gehst«, fauchte er und bürstete mit der Hand seine Kleidung ab, die voller Harz und Tannennadeln war.
    »Aber warte nur! Du kommst auch noch dran!«
    »Womit? In die Kirche zu gehen?« sagte Sol, die jetzt übermütig war, noch erfüllt von der Süße des Liebesaktes.
    »Ganz im Gegenteil! Außerdem sagt man nicht Du zu einem Mann der Kirche. Hat man dich so schlecht erzogen, daß du nicht weißt, was sich gehört?«
    »Ich sehe nicht ein, warum ich mich einem Spitzel gegenüber wohlerzogen benehmen soll. Und von Erziehung solltest du besser schweigen. Es ist ungehörig, andere auszuspionieren.«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. Seine Hände waren wütend geballt, aber er vermied es, Sols Blick zu begegnen. Herrn Johans Trägheit ärgerte ihn, er wollte jetzt endlich Taten sehen!
    »Ich weiß, was ich weiß«, murmelte er, während sein flackernder Blick den Wald absuchte, bis er schließlich an der schlanken Taille und dem üppigen Körper des Mädchens hängenblieb. »Ich weiß sehr wohl, was für Menschen ihr seid. Du und dein Satan von einem Vater werdet es schon noch merken! Das Urteil hängt schon über euren Köpfen.«
    Ach, was für Hüften das Mädchen hatte!
    »Das Feuer, du Luder, das Feuer! Denn jetzt ist es an mir zu handeln, verstehst du. Jetzt ist Schluß mit Schwäche und Unentschlossenheit!«
    Mit hektischen, aufgeregten Händen bürstete er nochmals seinen Mantel ab.
    Wenn er Sol angesehen hätte, wäre er wohl etwas vorsichtiger mit seinen Worten gewesen. Er hatte ihre Lieben bedroht, die einzigen Menschen auf der Welt, die ihr etwas bedeuteten. Das gab ihr das Recht, in Notwehr zu handeln, fand sie. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich vollständig. Ein weiches Lächeln breitete sich um ihren Mund aus, und ihre halbgeschlossenen Augen funkelten unheilverkündend. Sie griff in den Korb und tastete, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Einen kleinen Rosendorn, der an einem Stöckchen befestigt war, das fast ganz in ihrer Hand verschwand.
    »Komm, laß mich dir helfen, du bist am Kragen voller Tannennadeln«, sagte sie hilfsbereit. »So, ja, nun sieht es schon besser aus. Oh! Entschuldigung, hast du dich an einer Nadel gestochen?«
    »Ja, habe ich«, zeterte er beleidigt. Seine Augen hingen an ihrem Ausschnitt, der ihm plötzlich so nahe war. »Hör auf damit, ich schaffe das schon allein!«
    Er fühlte, wie ihm der Speichel aus den Mundwinkeln zu rennen begann, und änderte urplötzlich sein Verhalten.
    Er reckte Sol sein gelbes Gesicht entgegen, so daß sie seinen üblen Atem roch und zurückwich. Er folgte nach und flüsterte einschmeichelnd:
    »Aber ich bin ein mächtiger Mann, verstehst du, der engste Mitarbeiter des Pastors. Ich habe die Macht, dich vor dem Feuer zu erretten, aber nur, wenn du zur Zusammenarbeit bereit bist…«
    Sol sah ihn voller Ekel an und schlug seine Hände fort, die nach ihrem Körper grabschten.
    »Ich kann dich die Geheimnisse des Lebens lehren«, flüsterte er mit Stielaugen. »Willst du mal sehen, wie ein Mann… ein richtiger Mann gebaut ist? Ich kann es dir zeigen, wenn du heute abend zu mir nach Hause kommst.
    Oder hier! Jetzt!«
    »Nimm deine Hände weg!« schrie Sol rasend vor Zorn »Fahr zur Hölle, du ekelhafter alter Bock! Wage es ja nicht mich mit deinen widerlichen Fingern anzufassen!«
    Sie riß sich los und lief davon. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie lauthals geflucht hatte, aber sie hatte nicht die geringste Angst vor dem erbärmlichen Kerl.
    Der Kirchendiener blieb zurück. Es war, als hätte jemand einen Eimer Wasser in das Feuer seiner Begierde gekippt.
    »Jetzt gehe ich!« schrie er beleidigt. »Und morgen schon werdet ihr gerichtet! Ich weiß, daß ihr beide mit dem Teufel im Bunde steht! Luder! Hure! Glaubst du, ich weiß nicht, daß du es mit dem Satan persönlich treibst? Das tun alle Hexen. Dich würde ich nicht mal mit der Zange anfassen, du…«
    Seine Stimme wurde leiser, während er den Weg hinunter ging. Sol lachte verächtlich und ging über die Wiese heim.
    Auf der Hügelkuppe, von wo man die Siedlung überblicken konnte, blieb sie stehen. Sie sah, wie der Kirchendiener über einen Graben

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