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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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weg, bevor ich durch den Haupteingang hinausging und abschloß.« »Und das war alles?«
    »Das war alles. Ja, und dann schloß ich natürlich auch noch die Tür zum Lager ab.«
    »Die Tür zum Lager?« riefen sie wie aus einem Munde. »Ja, da hinter den Regalen. Neben der Tür zum Hinterhof. Die hätte ich beinah vergessen, weil wir so selten da drinnen sind.«
    Der Graf stand schon bei der Tür zum Lager. Hinter den Regalen befand sich eine niedrige Tür. Er rüttelte daran. Sie war abgeschlossen.
    »Stand die am Sonntag offen?«
    »Ja, ich war da drinnen gewesen, um etwas zu holen.« »Wohin führt sie?« fragte Dag, während der Buchdrucker aufschloß.
    »Zu einem Gang auf der Hinterseite des Hauses. Dort bewahren wir alles auf, was wir nur selten brauchen. Da drinnen ist hauptsächlich altes Gerümpel, und wir hatten nie die Zeit, alles genau durchzusehen.«
    Die Tür ging auf, und sie gelangten in einen schmalen Gang, vollgestopft mit diversen Gerätschaften.
    »Laßt Sol vorgehen«, sagte Dag.
    Sie ließen sie vor.
    »Habt ihr nicht eine kleine Abseite?«
    »Nein, die ist nur ein Durchgang zum Lager eines Radmachers im nächsten Haus, ihr seht es…«
    Der Ältere der Männer blieb ruckartig stehen. »Nein, aber ist denn die Tür ins Schloß gefallen? Die steht doch immer offen! Das ist eine einfache Tür von hier ins Lager, die Tür hier neben war noch nie abgeschlossen.«
    Sein Sohn fragte: »Sagt mal, steht in dem Gang nicht eine alte Presse?«
    »Ja, doch das stimmt, wer hätte das gedacht. Wir sind noch nicht dazu gekommen, all das alte Gerümpel durchzugehen. Oh, die Tür ist ja verschlossen! Von innen!«
    Im selben Moment warf sich der Graf mit den Schultern dagegen. Aber das einzige was er erreichte war, daß seine Schulter schmerzte, die Tür ging nämlich nach außen auf. Zunächst rührte sich die Tür nicht. Dag schob die Finger unter die eine Ecke und zog daran. Auf der Innenseite leistete irgend etwas Widerstand. Ein Türhaken? »Helft mir!« rief er.
    Die Männer zwängten ihre Finger zwischen Tür und Wand. Der jüngere Buchdrucker fand eine Eisenstange und setzte an. Der Haken zerbrach, und die Tür sprang auf. Sie blickten in einen kleinen, dunklen Raum mit einer ähnlichen Tür auf der gegenüberliegenden Seite, einer alten, zugedeckten, hölzerne Druckerpresse mit Zwingen, auf dem Fußboden Gerümpel… und die Wange darangelehnt, lag ein kleiner Junge in purpurrotem Samt, der hinten kläglich naß war.
    Der Graf gab einen Laut von sich, der sich am ehesten nach einem Glucksen anhörte, wobei er den kleinen erschlafften Körper aufhob.
    »Oh Gott«, flüsterte er. »Oh, Gott, mein Gott!« »Du lieber Himmel«, rief der ältere Buchdrucker aus. »Daß er hier gelegen hat! Aber woher konntet Ihr das wissen…?« Dag ließ ihm lieber keine Zeit, um darüber nachzudenken. »Wir haben eine Spur verfolgt. Aber seltsam, daß ihr ihn nicht gehört habt?«
    »Wir hätten ihn wohl kaum bis in die Werkstatt hören können. Außerdem ist es in der Werkstatt immer sehr laut. Und hier in den Lagergang gehen wir wie gesagt ziemlich selten. Oh, was für ein Tragödie… Der kleine Bursche hat sich bis ganz hierher verlaufen, ohne daß ihn jemand gesehen hat!« Sie eilten wieder hinaus in die Werkstatt.
    »Lebt er?« fragte der Richter mit bebender Stimme. »Albrekt, antworte deinem Vater! Wir müssen ihn sofort zum Arzt bringen.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Dag ruhig. »Sol hat meinem Stiefvater schon fünf Jahre hilfreich zur Seite gestanden, und in der Heilkunst ist sie fast so gut bewandert wie er.« »Mehr«, sagte Sol unbescheiden. »Auf meinen Gebieten. Ich habe nur nicht seine heilenden Hände. Gebt mir das Kind!« Nach einem kurzen Zögern übergab ihr der Graf das erschlaffte kleine Bündel.
    »Ja, jetzt könnten wir Tengels Hände gut gebrauchen«, räumte sie ein. »Aber der Junge lebt, Herr Richter, daran besteht gar kein Zweifel, auch wenn seine Zeit fast abgelaufen war.«
    Oh, nein, Sol, dachte Dag bei sich. So schlimm stand es nun auch wieder nicht um ihn. Er hätte auch noch ein, zwei Tage überstanden. Aber Sol mußte immer etwas übertreiben, um das Leben spannender zu machen.
    »Wir müssen ihm bloß etwas Wasser einflößen«, fuhr Sol fort, »denn der Durst ist am gefährlichsten.«
    »Das Wasser schmeckt schlecht«, sagte der Buchdrucker. »Wir brauchen es für die Arbeit. Aber wir haben etwas Wein…«
    »Ist der fertig gegoren und ausgereift?« fragte der Richter. »Erste

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