Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
meine es ehrlich. Der Weg zum Herzen eines Mannes geht durch den Magen, und ich habe vor, euch beide mit meinem unwiderstehlichen Frühstück zu erobern. Hier ist etwas Wein, um eure Stimmung weiter zu lockern.«
    Sie sah mit eindeutiger Selbstironie, daß Jörgen breit grinsen mußte. Sogar Skille mußte etwas die Mundwinkel nach oben verziehen.
    Die Männer sagte nicht eben viel, Sol hingegen sprach die ganze Zeit. Ihre Augen strahlten und spielten mit Jörgen, der am Ende nicht mehr wußte, wohin er seine Blicke wenden sollte.
    »Ihr könnt Euch die Mühe sparen«, sagte Skille trocken. »Der Junge ist ganz vernarrt in ein kleines Fräulein namens Ottilie.«
    Jörgen drehte sich verärgert zu seinem Kameraden um. »Nein, aber… «
    »Oh, was für ein Spaß!« sagte Sol begeistert. »Hat er ein Mädchen? Wie glücklich du sein mußt, daß du eine Freundin hast! Erzähl mir von ihr! Wollt ihr heiraten?«
    »Er traut sich nicht, sie zu fragen«, sagte ihr Anführer verächtlich. »Bewundert sie aus der Ferne und seufzt in der Kaserne, so daß man nachts kein Auge zu tun kann.« »Wie sieht sie aus? Ist sie niedlich?«
    »Oh ja«, flüstert Jörgen. »Aber ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich habe vorher noch nie einem Mädchen den Hof gemacht. Könnt Ihr mir nicht sagen, wie ich das anstellen soll, Jungfer Sol?«
    »Natürlich. Aber dabei kommt es darauf an, was für eine Art Mädchen sie ist.«
    »Oh, sie ist so rein und ehrbar, sie man es sich nur vorstellen kann. So scheu wie ein Reh.«
    »Dann mußt du weiterhin keusch sein wie ein Gralsritter«, entschied Sol. »Aber du mußt auch wissen, daß du der Stärkere von euch beiden bist, denn solche Mädchen wollen bewundernd zu ihrem Liebsten aufsehen. Sei höflich und abwartend ihr gegenüber, du mußt nicht den Schüchternen spielen, denn das bist du, aber du mußt sie wie eine richtige Frau behandeln.«
    »Ja, auf dem Gebiet habt Ihr wohl Erfahrung«, sagte Jacob Skille barsch.
    Mit leuchtenden Augen wandte sie sich an ihm zu. »Nein, das habe ich nicht«, sagte sie kalt. »Ich wurde als Vierzehnjährige vergewaltigt, und danach hat mich niemand mehr anrühren dürfen.«
    Bei sich dachte sie, daß eine kleine Verdrehung der Wahrheit wohl nichts schaden konnte. Es war gewiß eher das Gegenteil der Fall gewesen. Klaus mußte ihr jetzt verzeihen. .Armes Kind«, sagte Skille leise. »Vierzehn Jahre und vergewaltigt.«
    Sol spürte, wie etwas Seltsames in ihrem Inneren geschah, ihr wurde ganz heiß vor Wut. Der Mann empfand für sie Zärtlichkeit! Zärtlichkeit! Sie wollte die Bewunderung der Männer, sehen, daß sie sie begehrten. Dann war sie stark, dann fühlte sie sich überlegen und konnte sie auf Abstand halten, auf sie niederblicken. Sie wollte keine Zärtlichkeit! Sie wußte nicht, wie sie damit umgehen sollte.
    Sie mußte aufstehen und ein paar Schritte fortgehen, um ihn nicht zu ohrfeigen. Die beiden Männer deuteten ihr Verhalten falsch und glaubten, daß die Erinnerung an das vermeintliche Erlebnis sie quälte, so daß sie weggehen mußte, damit sie nicht ihre Tränen sahen.
    Nachdem sie sich beruhigt hatte, ging sie zurück und warf sich wieder ins Gras. »Wie weit bist du mit ihr?« fragte sie Jörgen in nachlässigem Ton.
    Jörgen errötete wieder. »Ich war mit ihr allein im Garten ihres Vaters. Sie ist ein sehr vornehmes kleines Mädchen, versteht Ihr. Ich war vor Sehnsucht nach einem Kuß ganz krank, aber ich traute mich nicht. Denn ich weiß gar nicht, wie man das macht.«
    »Ich auch nicht«, log Sol frisch von der Leber weg. »Dann können wir doch zusammen üben?«
    »Aber… das schickt sich wohl nicht.«
    »Skille kann es uns beibringen«, neckte Sol die beiden Männer. »Er hat bestimmt schon Kinder und Enkel.« »Skille, nein! Er ist Soldat, seit er laufen gelernt hat.« Jacob Skilies Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Enkel!« zischte er zutiefst beleidigt. »Für wie alt haltet Ihr mich eigentlich, Jungfer Sol? Nein, es ist an der Zeit, aufzubrechen und keine Zeit mit solchem Geschwätz zu verplempern.«
    Nach dieser Rast jedoch sahen die beiden Männer sie mit anderen Augen. Der junge Jörgen hatte eine Art von Bewunderung im Blick, etwas Schmerzliches, als habe er darüber nachgegrübelt, daß es vielleicht mit einer Lektion im Küssen gar nicht so verkehrt wäre. Skille sah sie als armes, wehrloses Kind an, dessen Leben von einem rücksichtslosen Verbrechen zerstört worden war. Der arme, liebe Klaus ein

Weitere Kostenlose Bücher