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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Fürsten der Finsternis, dem einzigen, der sie wirklich liebte und verstand. Das wußte sie, auch wenn ihre Begegnungen ausnahmslos wilder erotischer Natur waren.
    Sie wußte auch, daß kein menschliches Wesen ihre Sinne würde entflammen können. Und eine andere Form von Liebe gab es für sie nicht.
    Es war wie Tengel gesagt hatte - Sol konnte es zu Hause nicht mehr aushallen. Die Rastlosigkeit trieb sie hinaus. Auf den Gutshöfen schien sich alles zum Besten zu ordnen. Are war zusammen mit einigen anderen Bauern in die Forstwirtschaft eingestiegen, und er hielt sich beinah den ganzen Tag im Wald auf. Charlotte war frisch verliebt, hatte aber sicherheitshalber ein Testament aufgesetzt, in dem sie verfügte, daß fast ihr gesamter Besitz an Dag übergehen sollte -falls sie sich eines Tages verheiraten sollte. Nie hatte sie, die unansehnliche Charlotte von Meiden, sich wohl vorstellen können, wieder auf solche Gedanken zu kommen! Das Leben war so verwirrend. Aber im Augenblick war es einfach wunderbar!
    Livs Wangen hatten wieder Farbe bekommen, und sie und Dag verschwanden oft zu langen, gedankenversunkenen Wanderungen. Doch sie entfernten sich nie weit vom Haus. Liv wollte, daß alles in Anstand vor sich ging, sie war erst seit kurzem Witwe, und noch immer war sie bei jeder Berührung von Dags Händen scheu wie ein Reh. Dennoch hatte sie sich erholt. Es war fast kaum zu glauben, wieviel ruhiger ihr Blick geworden war und wieviel leichter ihr das Lächeln fiel!
    Und die kleine Meta lief fröhlich und heimisch vertraut zwischen Stall und Wohnhaus hin und her und hatte es in ihrem kurzen, gotteserbärmlichen Leben noch nie so gut gehabt. Sol kam sich überflüssig vor.
    Als der Herbst das Laub gelb, rot und braun färbte, bat sie darum, eine Weile in dem neuen Haus in Oslo wohnen, zu dürfen. »Um Liv beim Einrichten zu helfen«, wie sie sagte.
    Tengel und Silje berieten sich lange. Doch sie kannten ihre wilde Stieftochter, und zum Schluß gaben sie ihr die Erlaubnis. Denn wie Tengel sagte, konnten sie sie nicht ihr Leben lang festhalten. Dann würde es unmöglich sein, sie im Haus, halten.
    Seltsamerweise dachten sie nicht daran, Sol zu verheiraten. Es wäre ein leichtes gewesen, einen willigen Bräutigam zu finden. Doch als Tengel und Silje gründlich in sich gegangen waren hatten sie sich zu diesem Schritt nicht entschließen können.
    Und Sol brachte dieses Thema selber nie zur Sprache.
    Mit sorgenvollem Blick sah Tengel das schöne Mädchen die farbenprächtige Lindenallee hinunterreiten. Sorge und Wehmut - gemischt mit tiefer Furcht.
    Eine Eskorte wollte sie nicht haben. »Sie wollte selbst über die Reiseroute bestimmen«, sagte sie.
    Auf dem Weg nach Oslo geschah etwas Seltsames. Etwas, das mit einem Schlag ihr gesamtes Leben veränderte. Sie machte bei einem Wirtshaus halt, wo ihres Wissens nach gutes Essen auf den Tisch kam. Als sie sich gesetzt hatte und gerade dabei war, sich die Handschuhe auszuziehen, fiel ihr Blick auf einen Mann an einem der anderen Tisch. Ihr Herz machte einen Sprung. Das konnte nicht wahr sein, ihre Sinne mußten sie täuschen! Es war, als wogte das Blut in alle Glieder und mit krampfhafter Geschwindigkeit wieder zurück zum Herzen.
    Da ist er! dachte sie und merkte, wie sie kurz davor war, die Fassung zu verlieren. Der Fürst der Finsternis! Der Mann von meinen Ritten zum Blocksberg! Nein, das konnte nicht sein, das wäre doch…
    Doch, er ist es. Es gibt ihn! Er ist in die Welt der Menschen gekommen, um mich zu treffen!
    Ganz und gar unverändert war er jedoch nicht. Dieser war etwas älter - ungefähr in Jacob Skilies Alter. Und sein Haar war blond. Das des Satans war rabenschwarz. Und dieser war nicht so dämonisch, er sah etwas menschenähnlicher aus.
    Der Meister muß sich selbstverständlich verkleiden, damit niemand ihn erkennt, dachte sie erregt. Aber dennoch hatte sein Gesicht etwas verwegen Teuflisches an sich, das ihn verriet.
    Er war prachtvoll in Samt und Seide gekleidet - ein wohlsituierter Mann.
    Endlich schaute er auf und sie an. Seine Augen funkelten. Sol begegnete freudig seinem Blick - sie kannten einander schließlich.
    Er saß mit zwei anderen Männer zusammen, die er offenbar nicht allein lassen konnte. Aber als sie sich zum Gehen erhoben, kam er an ihren Tisch.
    »Wir sehen uns wieder, meine Schöne«, flüsterte er und eilte hinaus.
    Sol war wie verhext. Einen so schönen Mann hatte sie in ihrem Leben noch nie gesehen. Aber er war auch der Herrscher er Nacht -

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