Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
sich gegen die Hofmeisterin aufzulehnen! Wahrlich mutig von Euch! Sie und Kirsten sind begierig darauf, Hackfleisch aus Euch zu machen.« »Ich mag es nicht, daß man unschuldige Kinder verprügelt.« »Nein«, sagte er nachdenklich. »Da habt Ihr ganz recht. So etwas kann nicht wieder gut zu machenden Schaden in der Seele anrichten.«
    Cecilie sah ihn fragend an, aber er vertiefte das Thema nicht weiter. Statt dessen sagte er:
    »Aber dann verstehe ich, daß Ihr das Leben für schwierig haltet. Wie ich sehe, habt Ihr einen Brief erhalten. Hat der etwas mit Eurer Stimmung zu tun?«
    »In allerhöchstem Maße. Meine Großeltern sind an der Pest gestorben. Das hört sich vielleicht nicht sehr schlimm an, Großeltern sterben ja nun mal, aber sie haben mir soviel bedeutet. Sie waren so wunderbar junge, lebendige Menschen, trotz ihres Alters.«
    »Ich verstehe. Solche Menschen sind immer sehr wertvoll.« »Ja, nicht wahr?« sagte sie eifrig. »Ich habe viele solcher Angehörigen. Meine anderen Großeltern sind unglaublich! Die müßtet Ihr kennenlernen, ich glaube, Ihr würdet Euch gut mit ihnen verstehen. Und meine Eltern sind so lieb!« »Ja, aber warum seid Ihr dann so niedergeschlagen?« sagte er und schmunzelte über ihren Eifer.
    Cecilie breitete ihre Arme aus. »Ach, weil plötzlich alles auf einmal kommt. Die Nachricht von den Todesfällen, die problematischen Arbeitsbedingungen, ich fühle mich von allen abgelehnt, außer von den Kindern, und dann das Wetter… Seht Euch doch nur das graue Elend da draußen an! Diese Düsternis in dem Zimmer! Aber vor allem ist es die Einsamkeit. So weit weg von der heiteren Stimmung daheim - die ich wohl nicht richtig zu schätzen wußte, als ich noch dort lebte…«
    »Es ist ganz natürlich, sich fortzusehnen, wenn man in Eurem Alter ist.«
    »Ja, das ist es wohl. Und ich könnte ja auch jederzeit heimfahren. Aber das wäre wie eine Niederlage. Und außerdem glaube ich, daß die kleinen Mädchen mich hier brauchen.« »Unbedingt!« sagte er. »Haltet durch, meine Liebe, ich werde Euch beistehen. Ich habe zwar keinen Einfluß auf Frau Kirsten oder den anderen Besen, aber dafür auf den König. Und das wiegt eine ganze Menge.«
    Es fiel ihm nicht auf, daß er Frau Kirsten indirekt einen Besen genannt hatte. Grenzte das nicht fast an Majestätsbeleidigung?
    »Ich danke Euch«, sagte Cecilie und sah ihn forschend an. »Aber Ihr selbst wirkt auch nicht gerade froh. Gibt es etwas, womit ich Euch helfen kann?«
    Er richtete sich auf und seufzte. »Ihr seid eine gute Beobachterin. Aber mir helfen…? Nein, das könnt Ihr wohl nicht. Meine ganze Existenz hängt an einem dünnen Faden, Fräulein Cecilie.«
    Sie entnahm seinen Worten, daß er ernstlich krank sein müsse. Schade um einen solch feinen Mann, dachte sie. »Aber was bin ich nur für eine Gesellschaft für Euch«, lachte er schuldbewußt. »Ich lade ja meinen ganzen Kummer auf Euch ab.«
    »Erstens habt Ihr kein Wort über Euren Kummer verloren, und zweitens habe ich meinen eigenen vergessen«, sagte Cecilie. »Darf ich Euch ein Glas Wein anbieten?« »Nein, vielen Dank, ich habe gewiß genug getrunken heute abend. Das ist gefährlich für mich.«
    »Verzeiht mir, daß ich frage, aber seid Ihr krank, Graf Paladin?«
    Er biß sich auf die Lippen. Dann erhob er sich, strich ihr leicht über die Wange und sah sie mit milden, traurigen Augen an. »Gute Nacht, kleines norwegisches Mädchen! Und danke für diese Stunde!«
    Cecilie sprang auf. »Ich habe Euch doch hoffentlich nicht gekränkt?«
    »Nein. Nein, ganz und gar nicht«, sagte er und betrachtete ihre nackten Füße mit einem Lächeln. »Es war nur, daß ich gerade in diesem Moment einen starken Drang verspürte, mich Euch anzuvertrauen. Und das darf ich nicht tun. Kümmert Euch nur um die kleinen Königskinder! Und denkt daran, daß ich Euch beistehe, falls Ihr Schwierigkeiten bekommen solltet!«
    Dann war er fort. Sie hörte seine Schritten draußen auf den! Korridor verhallen.
    Cecilie ging nachdenklich zu Bett. Ihre eigenen Sorgen waren in die Ferne gerückt und hatten eine leichte Wehmut hinterlassen.
    Aber trotzdem dauerte es eine sehr lange Zeit, bis sie einschlief.
    Are schritt über die Ländereien von Lindenallee und sah hinauf zum Himmel. Die Junisonne ergoß sich über die Wiesen. Es war Sonntag, und ein Gewitter braute sich zusammen. Ein ordentliches Unwetter.
    Alle Felder waren übersät mit grünen, winzigen Sprossen. Ein Wolkenbruch zu diesem Zeitpunkt würde

Weitere Kostenlose Bücher