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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gefühlt habe, als Sol starb, war so schrecklich, daß nichts schlimmer als das sein kann. Also wird mit Sunniva alles gutgehen.« »Sicher. Aber ist es wirklich ratsam, daß Tarjei am Wochenbett dabei ist, Mutter? Er ist doch erst vierzehn. Geht das nicht ein bißchen zu weit?«
    »Tarjei ist kein gewöhnlicher Junge, das weißt du. Er sieht alles mit den Augen der Wissenschaft. Das wird eine neue Erfahrung für ihn sein.«
    Are blickte zum Fenster hinaus. »Ein Mann von dreiundsiebzig und ein Vierzehnjähriger… Gütiger Gott, welch guten Beistand Sunniva hat!«
    »Aber besseren Beistand könnte sie doch gar nicht kriegen! Und Liv ist doch auch da, und Yrja und die Hebamme, nach der Tengel geschickt hat. Sunniva ist in den besten Händen.« »Hat jemand den Pastor benachrichtigt?«
    Siljes Lächeln erlosch. »Warum hätten wir das tun sollen?« »Damit er das Kind segnen kann«, sagte Are schnell. »Nun, das ist wohl nicht nötig. Er wird nur für eine Nottaufe gerufen. Ahh, die Luft ist kaum zu atmen heute.« »Tja, das kann man wohl sagen. Es wird ein schreckliches Gewitter geben.«
    »Nein, ach, ich hasse Gewitter! Es gibt keinen sicheren Ort, um sich davor zu verkriechen, der Blitz findet einen immer, wo man auch ist.«
    »Hat er Euch jemals gefunden, Mutter?« lächelte Are.
    »Nein, aber man kann nie wissen.«
    »Lindenallee ist ziemlich sicher. Grästensholm liegt höher.« »Falls das ein Versuch sein sollte, mich zu beruhigen, dann ist er aber gründlich mißlungen, mein Junge.«
    »Ja, das ist er wohl«, gab Are zu und schmunzelte insgeheim über seine Mutter. Sie war so süß in ihrer naiven Furcht vor den Naturgewalten. Trotz all der Erfahrungen, die sie im Leben gemacht hatte, und trotz all ihrer Weisheit hatte sie eine Schlichtheit bewahrt, die bezaubernd war.
    Es war merkwürdig, sich vorzustellen, daß seine eigene Schwester jetzt Großmutter wurde. Wie unmerklich die Jahre vergangen waren!
    Are selbst hatte sich nicht sehr verändert. Still, verläßlich, ausgeglichen und bodenständig war er und fünfunddreißig Jahre alt jetzt. Er liebte seine Jungen und Meta - obwohl er manchmal ein wenig ärgerlich darüber werden konnte, wenn sie in kritischen Situationen vollkommen unvernünftig reagierte Oder wenn sie als Herrin des Hofes sich allzu schwer abrackerte Aber sie war eine treue Seele, und es war eine Erholung, nach des Tages harter Mühsal zu ihr heimzukehren.
    Seinen ältesten Sohn Tarjei betrachtete er stets mit Erstaunen. Er konnte nicht verstehen, wie er ein so kluges Kind hatte zustande bringen können. Tarjei war viel mehr Tengels Enkelkind als der Sohn von Are und Meta.
    »Würdest du mir bitte den Schal geben, Are?« bat Silje. »Mir schmerzt meine Schulter heute so. Es muß das heraufziehende Gewitter sein.«
    »Ja, die Gicht setzt dir arg zu«, sagte Are, der einer der Wenigen war, die ahnten, daß die Krankheit der Mutter etwas viel schlimmeres war als Gicht.
    Tengel hatte es nicht übers Herz gebracht, ihr das Bein abzunehmen. Ein solcher Eingriff pflegte im übrigen meist einen tödlichen Ausgang zu haben. Ohnmächtig hatte er zusehen müssen, wie sich die Krankheit immer weiter vorarbeitete - und die ganze Zeit hoffte er vergeblich auf ein Wunder.
    Silje legte den Schal behaglich um ihre Schultern. Sie fühlte sich munter und aufgeräumt wegen der Ereignisse, die sich oben auf Grästensholm anbahnten.
    Am Tag zuvor hatte sie ein kleines Gespräch mit Yrja gehabt.
    »Wie ich höre, wollen Liv und Sunniva dich bei der Geburt dabei haben«, hatte Silje gesagt. »Verkraftest du das?« Yrja hatte mit der Antwort gezögert. »Soll ich Euch ein Geheimnis verraten, Frau Silje? Gestern habe ich einen der Burschen vom Helle-Hof getroffen. Und er… er hat mich gefragt, ob er mein Nachtfreier sein und bei mir fensterln kommen dürfte. Ihr wißt doch sicher, daß es dabei ganz schicklich vor sich geht?«
    »Aber ja«, lächelte Silje. »Ich hatte in meiner frühen Jugend auch Nachtfreier. Und, was hast du geantwortet?« »Tja, es kam ja so plötzlich. Deshalb sagte ich ihm, daß ich es mir überlegen wollte. Er war eigentlich sehr nett.« Das war alles gelogen, eine spontane Erfindung von Yrjas Seite. Aber sie wußte, daß Frau Silje ihretwegen bekümmert war - und Frau Silje sollte keinen Kummer haben, so schwach, wie sie war.
    »Also hast du es überwunden?« sagte Silje eifrig. »Das mit Tarald? Ja, gottseidank habe ich das. Deshalb habe ich Sunniva gesagt, daß ich gerne komme.«
    »Ach,

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