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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Moment zögernd, dann nahm er den Lederbeutel und leerte einen Gutteil seines Inhalts in die Weinflasche und schüttelte sie. Er schneuzte sich und trocknete seine Tränen.
    Dann ging er zurück.
    »Hier, nimm zuerst das kleine Glas, das ist eine spezielle Medizin. Sie schmeckt ziemlich übel, deshalb solltest du mit etwas Wein nachspülen.«
    »Wie der Meister befiehlt«, lachte sie und rümpfte die Nase über den Geruch des Gebräus.
    »Aber Silje, du bist ja halb ausgezogen«, sagte er streng. »Und das bei deiner Gicht!«
    Er sucht ihr schönstes Nachthemd heraus und half ihr, es anzuziehen. Dann legte er selbst seine Nachtkleider an, die nur selten brauchte.
    »Muß meinen Körper warmhalten«, sagte er entschuldiger Sie kuschelte sich an ihn. »Du, ich hatte solche Angst, als: während des Gewitters ganz allein hier lag. Aber ich wußte ja daß du dort oben gebraucht wurdest. Was meinst du, wie froh ich war, als ich dich kommen hörte.«
    Es gelang ihm, zu lachen. Das Rauschmittel begann wirken. »Ein Prosit auf unseren Urenkel, Silje!«
    »Prost, Tengel! Ach, wie schön, dich jetzt bei mir zu haben! Dann tranken sie den Wein aus, und anschließend lagen still Seite an Seite und lauschten auf das Gewitter, das nie wieder abzuziehen schien.
    »Ich fühle mich so wunderbar«, sagte Silje erstaunt. »kann es sein, daß das Mittel gegen die Gicht schon wirkt?« »Das ist gut möglich.«
    Tengel wurde langsam von einer Euphorie gepackt, von dem Wohlbefinden, das sich nach einem solchen Rauschmittel einstellt.
    »Hast du dich jemals zurückgesehnt nach dem Tal des Eisvolks, Tengel?«
    »Nein, erstaunlicherweise habe ich das nie getan. Und du?« »Nein, wir hatten es doch so schön hier auf Lindenallee. Weißt du noch damals im Tal, Tengel, als wir uns draußen an der Hauswand geliebt haben?«
    Er lachte. Die Gewißheit über die furchtbare Wahrheit des Augenblicks verblaßte, er glitt zurück in seine Jugend und glaubte, es sei die junge Silje, die in seinen Armen lag. Er war vollkommen glücklich.
    Silje kuschelte sich noch enger an ihn, gab nur noch einen wohligen Seufzer von sich und schlief ein. Kurz darauf war er ebenfalls eingeschlafen.
    Draußen hatte sich das Unwetter an den Horizont zurückgezogen. Aber die schwerkranke Linde unten an der Allee gab nun endgültig auf. Die Wurzeln lösten sich aus dem Erdreich, der Baum stürzte zu Boden und riß den Lindenbaum auf der gegenüberliegenden Seite der Allee mit sich.

7. KAPITEL
    Liv ging über den kleinen Friedhof zu dem frischen Grabstein. Die Arme hatte sie voller Blumen. Sie blieb eine Weile und las die Inschrift auf dem Stein:
    TENGEL DER GUTE VOM EISVOLK
    1548 1621 SILJE ARNGRIMSTOCHTER, SEIN WEIB
    1564 1621 Die Liebe währet immerdar
    »Ihr werdet niemals vergessen sein«, flüsterte Liv. »Niemals« Unten auf dem Stein stand zu lesen:
    SOL ANGELICA VOM EISVOLK 1579 1602 Zum Gedenken
    Sol hatte kein Grab. Die enttäuschte Obrigkeit hatte sich ihres toten Körpers an demselben Morgen bemächtigt, an dem sie ihrer ausgeklügelten Folter hätte unterworfen werden sollen. Vermutlich hatte man sie verbrannt und in ein Massengrab geworfen. Dag hatte versucht, ihre Überreste ausgeliefert zu bekommen, aber man hatte ihn barsch abgewiesen.
    Deshalb hatten Liv, Dag und Are diese Inschrift in den Stein meißeln lassen. Sol selbst hätte wahrscheinlich getobt vor Wut, wenn sie gewußt hätte, daß ihr Name auf einem christlichen Friedhof auftauchte, aber ihre Geschwister wollten es so. Sie fühlten sich um ihretwillen getröstet. Sol war nicht länger einsam. Liv hob den Blick zu den Namen der Eltern.
    Ich weiß, was Ihr getan habt, Vater, dachte sie. Und ich verurteile Euch nicht. Es war das Richtige, für Euch und für Mutter. Denn sie war dem Tode geweiht, und Ihr hättet ohne sie nicht weiterleben können. Ihr habt sie auf diese Weise vor einer unerträglichen Gewißheit und vor schrecklichen Schmerzen bewahrt. Aber wir sind so einsam ohne euch beide. So Abgrundtief einsam!
    Herr Martinius hatte ebenfalls begriffen, wie es zusammenhing, daß Tengel und Silje in derselben Nacht gestorben waren. Aber er hatte sich nichts anmerken lassen, er hatte ganz selbstverständlich und ohne Kommentar dem Barmherzigkeitsmörder, Selbstmörder und Atheisten Tengel ein Grab auf dem Friedhof gegeben. Denn die beiden im Tode zu trennen, das brachte er nicht über sich. Und hier lagen schlimmere Heiden als Tengel begraben, auch wenn sie formal der Kirche angehört hatten.
    Er

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