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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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unauffälligste in der Geschwisterschar gewesen war, trat gleichsam aus dem Schatten hervor, in dem er stets gestanden hatte. Er strahlte plötzlich eine Autorität und Würde aus - er wurde zu einem echten Familienoberhaupt. Sein Respekt vor Tengel war so groß gewesen, daß er seinen eigenen Willen, seine eigene Meinung immer zurückgestellt hatte - ohne es selbst zu wissen. Auch Tengel hatte nie begriffen, welche Wirkung er auf seinen jüngsten Sohn hatte.
    Keines der Kinder hatte den Vater so sehr geliebt wie Are. Er hatte es nur nie begriffen. Aber nun war er der Erbe von Lindenallee, nun war er es, dem der Besitz anvertraut war - und diese Pflicht nahm er sehr ernst!
    Meta sah, wie ihr Mann mit der Aufgabe wuchs und zu einem Großbauern wurde. Und das paradoxerweise auf einem ziemlich kleinen Hof. Was Are im Laufe der Jahre aus dem Hof gemacht hatte, war enorm. Aber das wurde erst jetzt sichtbar Are und Meta bemerkten, daß die anderen Bauern in der Gemeinde seine Ideen und seine Weise, die Dinge anzupacken übernahmen. Seine Art, neues Ackerland aus unwegsamen! Gelände zu roden. Den Wald auf eine besssere und überlegtere Weise zu nutzen. Die besten Flächen für die nächstjährige Getreideaussaat auszuwählen … Meta war so stolz auf ihn, daß sie beinahe platzte. Ganz besonders, seit sie als einer der vornehmsten Bäuerinnen in ganzen Kirchspiel galt.
    Aber das hing auch damit zusammen, daß keine der anderen Bäuerinnen von ihrer Herkunft wußte. Niemand ahnte, daß ich einst das verschreckte, armselige Kind einer Hure in einem südschwedischen Dorf gewesen war. Eine bettelnde Hungergöre, die eigentlich schweren seelischen Schaden in der Kindheit hätte davontragen müssen. Die aber stark und tapfer genug gewesen war, sich durchzuschlagen, hochzukämpfen und sich Ares Liebe als würdig zu erweisen. Die drei Söhne waren natürlich ihr ganzer Stolz. Ja, Tarjeis Klugheit ging tatsächlich weit über den Horizont seiner Eltern hinaus. Are fühlte sich beinahe gehemmt, wenn er mit seinem ältesten Sohn sprach, so, als müsse er um Entschuldigung für seine eigene Schlichtheit bitten.
    Da war es schon angenehmer, mit Trond zu reden. Er war zwar ein bißchen vorlaut, ebenso wie seine Cousine Cecilie. Aber Trond war auf eine Art intelligent, die zugänglicher war als bei Tarjei, fanden Are und Meta. Sein Charakter war einfacher und bodenständiger.
    Aber sie waren sich unsicher, ob er der Richtige war, um Lindenallee zu übernehmen. Niemand war so flink wie er, wenn es galt, das Heu einzubringen, niemand so willig und so hilfsbereit. Aber war er ausdauernd genug?
    Natürlich war Tarjei der Hoferbe, denn er war der Älteste. Dennoch wäre niemand auf die Idee gekommen, ihn als künftigen Bauern anzusehen. Seine Zukunft war eine ganz andere!
    Nein, da war Brand derjenige, an den man zuerst dachte. Er liebte das Land genau wie sein Vater, er lebte nur für den Hof. Aber durften sie Trond übergehen? Nun, mit der Antwort auf diese Frage würde man warten müssen. Kinder entwickelten sich oft ganz anders als erwartet.
    Brand war insgeheim Ares Liebling, so wie Trond der von Meta war. Aber das erfuhren sie niemals.
    Tarjei? Er war immer Tengels Augenstern gewesen. Nun fand sich irgendwie keiner, der es wagte, ihn als seinen Liebling zu betrachten. Dafür war er allen viel zu sehr überlegen.
    Eigentlich konnte sich nur Cousine Cecilie mit ihm messen. In Dänemark war Cecilie aufgestiegen und eine Art Gouvernante für die kleine Anna Catharine geworden. Es gab ja nicht viel, was man ein so kleines Kind hätte lehren können, aber sie hatte einen besonders guten Kontakt zu dem Mädchen, und es schien Cecilie die Hauptsache zu sein, daß das Kind jemanden hatte, bei dem es sich geborgen fühlen konnte. Schmeicheleien und schöne Worte hörten die beiden kleinen Mädchen mehr als genug, und das tat ihnen gewiß kaum besonders gut. Aber wirkliche Fürsorge war eine Mangelware in den großen, kalten Sälen des Schlosses. Die Nachricht von der Tragödie daheim hatte Cecilie beinahe das Herz gebrochen. Deshalb hatte sie Alexander Paladin aufgesucht, den sie in den letzten Monaten nur wenige Male flüchtig gesehen hatte. Aber sie wußte, daß er da war und aufpaßte daß die Hofmeisterin sie nicht allzu sehr schikanierte.
    Nun war es nicht so leicht, ein schlagfertiges Mädchen wie Cecilie zu schikanieren. Aber ihre Stellung war angreifbar, deshalb mußte sie vorsichtig sein.
    Sie hatte an der Tür am Haus des Markgrafen in

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