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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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schon berichten. Weißt du, wie du mein Leben und das meiner Lieben vergiftet hast? Ja, das weißt du sicher, und du triumphierst und freust dich. Wieder einmal hast du gewonnen!«
    Tengel brauchte lange für den Heimweg. Er wußte: Heute abend war das Böse geboren worden. Einige wenige Nachkommen des Eisvolk-Ungeheuers waren durch und durch böse, schon bei ihrer Geburt. Dieses Kind war eines davon.
    Wahrscheinlich lag es zum Teil daran, daß Heming Vogtmörder sein Großvater war. Denn dieser Mann hatte nicht viel Gutes in sich gehabt.
    Tengel wollte nur noch schlafen. Er hatte keine Kraft mehr, das alles noch einmal durchzumachen. Noch einmal seine eigene, ätzend bittere Kindheit durch den neugeborenen Jungen zu erleben. Er hatte keine Kraft mehr, ein weiteres Mal den Kampf gegen den menschlichen Unverstand aufzunehmen.
    Schließlich zwang das Unwetter ihn ins Haus. Aber er ging nicht sofort in seine und Siljes Wohnung. Vorher führte ihn sein Weg in den schönen neuen Anbau, den Are gebaut hatte. Er wußte, daß die Tür unverschlossen war, damit Tarjei hereinkommen konnte, aber der Junge hatte sich entschlossen, auf Grästensholm zu übernachten. Leise betrat er das Zimmer seiner Enkelsöhne und stand lange an ihrem Bett und betrachtete die beiden schlafenden Kinder. Trond erwachte und setzte sich auf. »Großvater?« Tengel setzte sich auf ihre Bettkante. Brand war jetzt auch aufgewacht.
    »Ich wollte nur nach euch schauen«, flüsterte er. »Und euch sagen, wie lieb ich euch habe.«
    Sie freuten sich sehr über seine Worte. »Wir haben Euch auch lieb, Großvater«, sagten sie und schlangen ihre Arme um seinen Hals. So saßen sie lange, die Knaben, ohne zu merken, daß der Großvater weinte. Endlich machte er sich frei und sagte ihnen gute Nacht.
    »Sagt Vater und Mutter«, flüsterte er, »daß ich die beiden auch sehr lieb habe.«
    Silje saß aufrecht im Bett, als er hereinkam. »Na? Sag, wie ist es gegangen?« Ihre Stimme war hell und eifrig. Tengel bückte sich nach einem Schal, der auf den Boden gerutscht war. Seine Stimme war so unsicher, und das mußte er überspielen. »Ach ja, alles bestens!«
    »Aber nun sag doch schon! Sind wir Urgroßeltern geworden?«
    Da richtete er sich auf und sagte munter: »Und ob wir das geworden sind! Es ist ein großer, prächtiger Junge!« »Wirklich?« jubelte sie. »Und ist alles in Ordnung mit ihm?« »Nicht der geringste Fehler!« »Und Sunniva?«
    »Sunniva geht es gut. Alle sind sehr glücklich.«
    »Ach Tengel! Ach Tengel! Da haben wir uns ganz ohne Grund solche Sorgen gemacht! Ich wußte, daß es gutgehen würde. Du, was meinst du, ob ich morgen wohl hinüber fahren kann? Nach Grästensholm? Den kleinen Erben begrüßen?«
    Tengel mußte tief durchatmen, bevor ihm seine Stimme gehorchte.
    »Aber ja! Das machen wir. Wir nehmen den Wagen und fahren dorthin.«
    »Ach, wie ich mich freue! Du hörst dich erkältet an?« »Ja, ich brüte wohl etwas aus. Silje«, sagte er, »das muß gefeiert werden! Laß uns eine Flasche Wein trinken. Es ist unsere letzte, und sie ist nur halb voll, aber für uns reicht es. Und ich brauche etwas gegen die Erkältung.
    »Wie? Mitten in der Nacht Wein trinken?« lachte sie munter. »Oh ja, das machen wir!«
    Er blieb stehen. »Und… weißt du was? Ich habe ganz vergessen zu erzählen, daß Tarjei und ich eine Kräutermischung gefunden haben, von der wir glauben, daß sie gegen deine Gicht helfen wird. Nicht nur gegen die Schmerzen, sondern gegen die Gicht selbst.«
    »Was sagst du da? Aber das wäre ja wunderbar, denn wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich manchmal ziemlich starke Schmerzen. Und ich bin so mager geworden. Es ist, als hätte die Gicht mir meinen Appetit genommen.«
    Er streichelte sie schnell. »Wir werden die Mischung sofort ausprobieren! Zusammen mit dem Wein schmeckt sie auch nicht so bitter. Schlaf mir nur nicht ein, während ich alles zusammensuche!«
    Wieder lachte sie. Tengel ging eilig hinunter in sein und Tarjeis Arbeitszimmer. Er hatte überhaupt keine neue Medizin gefunden, obwohl die Götter wußten, wie sehr er danach gesucht hatte.
    Statt dessen suchte er seine gefährlichsten und geheimsten Mittel heraus. Zwei verschiedene Sorten. Das eine, das betäubend wirkte und für ein leichtes Gemüt und schöne Träume sorgte, schüttete er in ein kleines Glas. Das leerte er rasch selber, dann goß er die gleiche Menge für Silje ein. Anschließend griff er zu dem anderen Mittel. Seine Hand verharrte einen

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