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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Mensch, kein Heiliger. Du hast mir alles verweigert, vor allem die Möglichkeit, dir meine Liebe zu geben. Und ich hatte dir so viel zu geben, Julie. Aber was wir abgelegt haben, war kein Ehegelöbnis, das war ein Keuschheitsgelöbnis. Das ertrage ich nicht länger Ich will die Scheidung.«
    Sie hätte sich fast verschluckt. »Bist du völlig verrückt geworden? Willst du einen Skandal? Nicht mit mir, mein Lieber!« »Dann werde ich dich verlassen.«
    Ihr Kinn zitterte. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Sie war es gewohnt, angebetet zu werden, gewohnt, daß er sich ihr unterwarf. Sie beugte sich zu ihm und flüsterte süß: »Gut. Du darfst heute abend zu mir kommen. Du darfst naschen. Aber nur ein wenig.«
    Er sah sie angewidert an. Vor seinem inneren Auge erschien Cecilies reines, offenes Gesicht. »Es ist zu spät, Julie, Ich will dich nicht mehr. Deine Heuchelei erweckt in mir nur Abscheu.« Julie kreischte: »Das wird sie mir büßen!«
    Martin bekam es mit der Angst zu tun. »Cecilie hat nichts damit zu tun. Außerdem reist sie ab.«
    Ihm fiel auf, daß er zum ersten Mal die Stimme gegen seine Frau erhoben hatte. Der Drang, Cecilie zu beschützen, war stärker.
    »Und trotzdem wird sie es mir büßen!« schäumte Julie. »Das ganze neunmalkluge Gesindel da oben auf dem Schloß wird noch zu spüren bekommen, mit wem sie es aufgenommen haben!«
    Martin sah sie schreckgelähmt an. Die engelsgleiche Pfarrersfrau, die von allen vergöttert wurde, brannte vor bösartiger Rachsucht.
    Erschöpft, traurig und voller Sorge um seine Freunde sagte er: »Gut, dann bleibe ich bei dir. Laß uns das alles vergessen.«
    »Vergessen? Oh nein, mein Lieber, so einfach ist das nicht! Du hast auf meinen innersten Gefühlen herumgetrampelt!« »Ja, das habe ich wohl. Auf deinem Ehrgeiz und deiner Eitelkeit.«
    Er wußte nicht, woher er den Mut nahm. Niemals zuvor hatte er so mit Julie geredet. Und dabei wußte er doch, daß er vorsichtig sein mußte.
    »Verzeih mir meine harten Worte«, sagt er kurz. »Ich bin sicher zu müde und zu hungrig.«
    »Gut, ich werde sofort das Essen auftragen lassen«, sagte sie mit ihrer gewohnten süßen Stimme.
    Immerhin hatte sie einen halben Sieg davongetragen, dachte sie, als sie nach den Bediensteten läutete. Er war zur Vernunft gekommen und würde bei ihr bleiben. Aber sie war mit dieser Sache noch lange nicht fertig.
    Auf einmal glitt ein böses Lächeln über ihr Puppengesicht.! Cecilie reiste ab, an ihr konnte sie sich nicht rächen. Aber es gab ja noch andere…
    Arn meisten von allen haßte sie dieses armselige, jämmerliche Bauernmädchen, das Baronin geworden war. Dieses Drecksweib! In den Adelsstand erhoben, konnte bei Hofe vorgestellt werden. Wie hieß sie noch gleich, diese unförmige Mißgeburt? Yrja?
    Ja, Yrja hieß sie! Vielleicht sollte sie ein bißchen an ihrem Glück drehen? Das dürfte ein Leichtes sein.
    Tarjei reiste zurück nach Tübingen, und alle vermißten ihn schrecklich.
    Aber die Fahrt dorthin verlief nicht so reibungslos wie sonst. Überall traf er auf Hindernisse, in Form von Soldaten, die freie Kutschen einfach requirierten, Truppen, die die Wege absperrten, und hin und wieder gerieten die Reisenden sogar in direkte Kampfhandlungen. Europas Könige und Kaiser führten Krieg gegeneinander. Und der Zankapfel war - wie schon oft - religiöser Natur.
    Als Tarjei etwa die Hälfte seines langen Weges hinunter nach Württemberg geschafft hatte, kam er plötzlich nicht weiter. Alle Straßen und Wege waren gesperrt, die Weiterreise war unmöglich. Er war bereits ziemlich erschöpft - und beunruhigt. Zurück konnte er ja ebenfalls nicht. Er fühlte sich von seiner geliebten Heimat abgeschnitten.
    Der Tag nach ihrer Krankenwache bei dem verletzten Bauern war ein Sonntag. Cecilie begleitete ihre Eltern in die Kirche. Sie hatte Lust dazu, sie wollte Martin noch einmal sehen, bevor sie abreiste.
    Yrja kam zum ersten Mal seit der Geburt wieder aus dem Haus, und sie war den ganzen Gottesdienst über versunken in inbrünstige Bittgebete für die Zukunft und Dankgebete für das, was der Herr ihr geschenkt hatte. Tarald und zwei der Dienstmägde kümmerten sich daheim um die beiden Kleinen, aber ganz wohl war ihr dabei nicht. Kolgrim war so impulsiv, so unberechenbar…
    Yrja merkte auf einmal, daß sie sich in der Zeit verschätzt hatte. Der Gottesdienst dauerte länger als gedacht, die Milch drängte heraus und drohte, ihre Bluse zu durchtränken. Das hatte sie nicht

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