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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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blieb stumm. »Verdammt«, sagte er dann.
    Ihm blieb nur eine Möglichkeit: Den König in Sicherheit zu bringen.
    Cecilie hob die Hand über den Turm, um den Todesstoß auszuführen, als sie mit einemmal zögerte. Ihr gefiel es nicht, Alexander überlegen zu sein. Nicht ihm! Deshalb setzte sie vollkommen unschuldig einen kleinen Bauern. Doch da blitzten seine Augen.
    »Cecilie! Die Abmachung, niemanden zu schonen, gilt auch für mich. Ich würde dir nie verzeihen, wenn du mich aus reiner Liebenswürdigkeit gewinnen ließest.« »Nicht aus reiner Liebenswürdigkeit, Alexander. Aus weiblicher Strategie! Aber wie du willst. Darf ich den Zug zurücknehmen?«
    »Das mußt du«, sagte er drohend. »Kein Fünfjähriger würde so etwas Dummes tun und den Bauern setzen, wenn du mich mit drei Zügen in Grund und Boden schlagen kannst.«
    Gehorsam setzte sie den Bauern wieder zurück auf seinen Platz. Dann kam der zweite Turm nach vorn. »Schach«, sagte sie leise.
    Alexander dachte lange nach. Sehr lange. Cecilie konnte seine wohlgeformten Hände und die Brokatstickerei auf seinem Schlafrock recht eingehend studieren. Die Kerzen der Kandelaber waren mittlerweile ziemlich heruntergebrannt, stellte sie abwesend fest.
    Seine Lage war verzweifelt, doch er wollte nicht aufgeben. Und mit einem Mal sah er einen Ausweg. Einen halsbrecherischen Ausweg.
    »Oh!« sagte Cecilie. »Du bist ja intelligent, Alexander!« »Nun spotte nicht«, sagte er, aber war sichtlich stolz. Denn der Schachzug hatte ihm nicht nur Aufschub verschafft, sondern auch die Möglichkeit, sich später in Angriffsposition zu begeben - wenn er den Rest des Spiels fehlerfrei bewältigte. Doch das konnte nichts daran ändern, daß er bei dem Wagnis einige wertvolle Figuren einbüßte.
    Nun mußte Cecilie darüber nachdenken, daß sie eine Zeitlang eine regelrechte Massenschlacht angerichtet hatte. Die Lage war ziemlich aussichtslos. Um Zeit zu schinden, schlug sie einen Bauern.
    Das war ein Fehlgriff, den sie aus Angst beging, Alexander könne über ihr langes Nachdenken ungeduldig werden. Der Fehlgriff brachte einen ihrer geliebten Türme in Gefahr. Geschwind eilte sie zu dessen Hilfe und konnte ihn retten.
    Eine halbe Stunde später hatten beide nur noch wenige Figuren übrig und es stand unentschieden, so daß Cecilie sagte, während sie sich träge reckte: »Nein, solche langwierigen Endspiele langweilen mich immer zutiefst. Wollen wir die Partie nicht für Remi erklären?« »Wie du willst«, stimmte er ihr zu. »Danke für das außergewöhnliche Spiel, Cecilie! Eine Zeitlang fürchtete ich ernsthaft, ich würde verlieren. Und das hätte ich, glaube ich, nicht ertragen! Nicht nach den überheblichen Worten, mit denen ich den Auftakt gemacht habe.«
    Sie lächelte in sich hinein. Sie hatte auch gar keine Lust gehabt, ihn zu besiegen. Sie hätte es ein paar Mal tun können, hatte aber noch rechtzeitig davon Abstand genommen. Es war schon nützlich, einen scharfen Verstand zu haben. Aber man mußte nicht gleich übertreiben. Nicht im unpassenden Augenblick.
    »Das war ganz schön anstrengend«, sagte sie. »Ich bin richtig hungrig! Mitten in der Nacht, das ist geradezu unanständig!« »Das ist gesund«, lachte er unerschrocken.
    Alexander verstaute das Schachspiel und tischte ihnen auf, umsichtig und sicher. Eine Weile aßen und tranken sie unter Schweigen, spürten, wie stark die Verbundenheit, die Freundschaft und das Verständnis zwischen ihnen waren.
    Cecilie konnte sehen und fühlen, daß er über etwas nachdachte. Dann, plötzlich und unerwartet, kam er damit heraus: »Mein Leben ist die Hölle gewesen, Cecilie.« Oh, dachte sie. Er erzählt es! Er will es erzählen. Mir! Möge ich nun seines Vertrauens würdig sein.
    Sie spürte wie ihr Herz vor Spannung und Angst heftig schlug.

3. KAPITEL
    Alexander, der stets so verschwiegen war, wenn es um seine Person ging …Und nun räumte er ein, daß sein Leben die Hölle gewesen war.
    Sie nickte. »Das kann ich verstehen. Aber es gibt so vieles, was ich nicht verstehe.« »Ich auch nicht.« »Bist du schon immer so gewesen?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Ich bin mir da wirklich nicht ganz sicher. Warum fragst du?« »Weil Tarjei mir später einiges erklärt hat. Darüber, daß die, die so geboren werden, nie anders werden können. Wo hingegen die, die durch äußere Einflüsse erst so…« Sie verabscheute es, das Wort in den Mund zu nehmen und bat deswegen dafür um Entschuldigung » …pervers

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