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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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erfundenen Geschichten zuhören. Und das wunderbare Einvernehmen zwischen ihnen bestand noch immer. Kolgrim wußte, daß Cecilie die einzige war, die seine Art zu denken verstand. Allein sie kannte seine heftige Sehnsucht nach Nacht und Dunkelheit, nach dem Schattenland, wo wundersame Wesen wandelten, wo böse gut war, und gut bloß eine Dummheit.
    »Was hast du vor?« fragte sie ihn einmal sanft. Aber da lachte er nur und lief seiner Wege. »Wie geht es dem kleinen Bruder?« fragte sie ein anderes Mal.
    »Gut«, antwortete Kolgrim gleichgültig. »Hast du ihn lieb?«
    »Natürlich! Mattias ist so brav. Guck mal, wie ich hier auf dem Ast schaukele!«
    Cecilie schaute ihm zu und bewunderte seine Künste. »Kommt Tante Cecilie bald nach Hause?« fragte er an einem der letzten Tage.
    »Sobald Onkel Alexander wieder gesund ist.« Wann ist das? Dachte sie, mit einem Mal untröstlich. »Ich konnte vorher nicht kommen, denn er war so krank«, fügte sie hinzu. »Aber ich habe schon jetzt Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit dir, Kolgrim.« Der Junge beobachtete Alexander, wie er hilflos in seinem Stuhl im Gespräch mit ihren Eltern saß. Eine kalte Angst ergriff sie, aber Kolgrims Augen waren freundlich treuherzig.
    Plötzlich wünschte sie, sie würden abreisen.
    Dennoch fand sie den Tag des Abschieds nur schwer auszuhalten. Aber Alexanders Worte wärmten sie. »Ich weiß, daß Cecilie gern manchmal nach Hause nach Norwegen fahren würde«, sagte er zu ihren Eltern. »Und das werden wir gewiß auch tun!«
    »Ich würde dich so gern mitnehmen«, sagte sie. »Ich will dir all die Orte meiner Kindheit zeigen, will dir Norwegen zeigen. Mein Land.«
    Alexander lächelte. »Irgendwann werde ich es sehen«, versprach er. »Aber noch habe ich die Veränderungen in meinem Leben nicht richtig verkraftet.«
    Dafür hatten alle Verständnis, und dann reisten ihre Eltern und der kleine, charmante, rätselhafte Troll Kolgrim ab.
    Cecilie war die einzige, die Angst hatte, wenn sie in seine aufrichtigen und treuherzigen Augen schaute. Es war in jenem Herbst, als sich auf Gabrielshus das Unglaubliche zutrug.
    Zu der Zeit war Alexander seit einem Jahr gelähmt. Draußen in der Welt ging auch mancherlei vor sich. König Christian hatte trotz eindringlicher Warnungen seiner Offiziere beschlossen, Schlesien für die Sache der Protestanten (oder für seine) zu gewinnen. Und bei dem kleinen Dorf Lutter am Barenberge traf er auf Tillys großes Heer, verstärkt durch weitere 5.000 von Wallensteins Männern.
    Die Niederlage war vernichtend. König Christians Heer wurde geschlagen, und die Soldaten flüchteten so gut sie konnten. Auch die Befehlshaber. Der König war der Letzte. Vergeblich versuchte er seine fliehenden Männer zurückzurufen, und er betrauerte alle seine Toten aufrichtig.
    Er gab General Fuchs die Schuld, vielleicht teilweise zu recht, doch dieser konnte sich gegen den Vorwurf nicht verteidigen, weil er gefallen war. So war es auch Oberstleutnant Kruse ergangen.
    Auf der anderen Seite war General Fuchs derjenige gewesen, der den König am eindringlichsten davor gewarnt hatte, Tilly anzugreifen.
    Christian IV. war ein mutiger Heeresführer. Doch er verfügte eher über das Temperament eines Draufgängers als über den großen Überblick.
    Lutter am Barenberge bedeutete das eigentliche Ende seiner Teilnahme an dem großen, scheinbar endlosen Krieg. Was danach kam, waren für ihn nur geringere und weniger ehrenvolle Aufgaben.
    Tarjei, der bei Lutter am Berenberge als Feldscher dabeigewesen war, stellte mit einem Mal fest, daß er gar nicht so weit von Erfurt entfernt war. Ob er die kleine Cornelia besuchen sollte?
    Jedoch das geschlagene Heer brauchte ihn jetzt am dringendsten. Gewiß waren die meisten nordwärts in Richtung Holstein gezogen, doch viele lagen noch auf dem Schlachtfeld, allein, so stark verwundet, daß sie sich nicht von der Stelle bewegen konnten. Es war seine Pflicht, zuerst ihnen zu helfen.
    Aber auf Gabrielshus hatte Alexander mehrere Tage lang geschwiegen und gegrübelt.
    Am Ende hielt es Cecilie nicht mehr länger aus. Abends bei Tisch sagte sie: »Um Himmels Willen, Alexander, was ist? Hast du dich in Wilhelmsen verliebt, oder…? »Das war ein unglaublich schlechter Scherz, Cecilie.« »Ja, das gebe ich zu. Aber sag doch, was los ist! Du machst mich wahnsinnig mit deinen weitblickenden Augen und deinen nebulösen Antworten. Gestern habe ich dich gefragt, was du zum Frühstück essen willst, und du hast

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