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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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auf.
    Alexander preßte einen Fluch über sie zwischen den Zähnen hervor, wobei sie dankbar war, daß sie ihn nicht verstand.
    »Versuch es«, bat sie ihn. »Konzentriere deinen gesamten Willen darauf!« »Das tue ich.«
    »Nein! Du bist nur wütend auf mich. Dann drück doch in aller Wut dagegen!«
    »Begreifst du nicht? Ich habe keine Beine mehr.« »Doch, die hast du! Sie waren lang, schön und stark, nun sind sie bald bleich und welk, wie Pflanzensprosse unter der Erde. Du, der du wie ein Gott fechten konntest, du, der…« »Götter fechten nicht.«
    »Alexander, versuch es einmal! Meinetwegen! Dir wird es jedenfalls nicht besser gehen, wenn du nur so daliegst.« »Was hast du denn für ein Interesse daran, daß ich wieder gesund werde? Bloß, damit ich mir einen neuen Freund suche und dich erniedrige? Du willst wohl eher, daß ich lahm und hilflos bleibe und du Macht über mich hast? Dann bin ich auf jeden Fall treu.«
    Sie ließ sein Bein direkt ins Bett fallen. »Jetzt warst du abscheulich gemein! Kannst du dir nicht vorstellen, daß ich nur dein Bestes will? Ich leide darunter, dich niedergeschlagen und traurig zu sehen - ist das so seltsam? Warum mußt du alles so schwierig machen, du verdammter Dickschädel?«
    Ein Lächeln bebte in seinen Mundwinkeln. »Eben warst du einfach wunderbar, Cecilie. Du hast einer betörend schönen Hexe geglichen, mit vor Zorn funkelnden Augen und im Kerzenschein schimmerndem Haar.«
    Sie grinste. »Sol habe ich ähnlich gesehen, vermute ich. Wenn ich mich wie sie fühle, dann fluche ich wie ein Bürstenbinder. Verzeih!«
    »Ich bin es, der um Verzeihung bitten muß, du bist zu recht wütend geworden. Na, dann versuchen wir es eben«, sagte er nachgiebig.
    Froh über seine Gefügigkeit hob sie sein Bein wieder an. Eine ganze Stunde hielten sie durch. Doch ein Resultat konnte nicht verzeichnet werden. Außer daß beide von der Willensanstrengung erschöpft waren.
    »Etwas Gutes hatte das Ganze jedenfalls«, sagte Alexander, als Cecilie endlich aufgab. »Nun bin ich so müde, daß ich sofort einschlafen werde.«
    »Ich auch. Gute Nacht, Alexander! Hier sind deine Pantoffeln, angewärmt und runtergetreten. Wir versuchen es morgen wieder. Und dann jeden Tag.«
    »Sklaventreiberin«, murmelte er, aber seine Einstellung war nicht mehr so vernichtend negativ.
    Sie verkniff sich, ihn zärtlich zur guten Nacht zu streicheln. Sie wußte, wo die Grenze war.
    Cecilie hielt ihr Versprechen. Jeden Tag kam sie in sein Zimmer, während er im Bett lag. Und sie kniff ihn, sie forderte ihn auf, den Fuß zu bewegen und gegen ihre Hand zu stemmen. Nie war ein Unterschied festzustellen, doch sie gab nicht auf. Alexander hatte aufgehört zu protestieren, er sah wohl ein, daß er sich genauso gut seinem Schicksal fügen konnte.
    Doch insgeheim fragte er sich, wie lange sie es noch aushalten würde.
    Aber er war glücklich, daß er während der Mahlzeiten am Tisch sitzen konnte. Und er lernte, seine Arme bis an die Grenzen des Unglaublichen zu benutzen. Abends spielten sie Schach oder andere Brettspiele, tagsüber machten sie eine kleine Runde über das Gut; entweder war es Cecilie, die den Stuhl schob oder Wilhelmsen, und sie ging nebenher.
    Manchmal lud sie seine Freunde aus der Gegend ein, damit er etwas Abwechslung hatte. Die Besuche schienen ihn aufzumuntern - aber danach war er oft schwermütig. Sie sprachen von einer Welt, zu der er nicht mehr gehörte.
    Vom Hofe trafen inständige Bitten ein, Cecilie möge wieder zu den Kindern des Königs kommen, die ihre freundliche, gerechte, ruhige Art vermißten. Doch sie sagte konsequent nein. Ihr Platz war jetzt an Alexanders Seite.
    Doch mitunter ließ sie ihn allein, ging Besuche machen. Man muß mit der eigenen Anwesenheit haushalten, dachte sie. Er muß die Gelegenheit bekommen, mich auch einmal zu vermissen.
    Er schien es wirklich zu tun. Er strahlte, wenn er sie erblickte und viel zu erzählen hatte. Über das Gut, über seine Gedanken. Wenn er jeden Tag die kleine Runde an der frischen Luft machen konnte, war er zufrieden, und er saß gern in der Sonne. Ein wenig eitel war er also immer noch. Das war ein gutes Zeichen.
    Im Frühsommer des Jahres 1626 bekamen sie Besuch. Liv und Dag konnten endlich ihren Traum verwirklichen und nach Dänemark reisen, um ihre vom Unglück verfolgte Tochter zu besuchen. So betrachteten sie sie, denn hatte sie nicht zuerst ihr Kind verloren und dann ihren Mann als Krüppel aus dem Krieg nach Hause kommen sehen? Sie

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