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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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versucht, einen Grund für meine Haltung zu Frauen zu finden. Vielleicht findest du einen, vielleicht findest du keinen. Aber das ist für dich kein Grund, Menschen zu verachten, die mit einer anderen Einstellung zur Liebe geboren wurden! Du, so stark und verständnisvoll wie du bist, hast nicht das Recht, sie zu verurteilen. Du nicht! Wir haben mit Verurteilung, Haß, Verachtung und Verfolgung durch gewöhnliche Menschen genug. Verstehst du?«
    Sie nickte, mit einem Kloß im Hals. »Glaube mir, ich werde nie jemanden verurteilen.«
    »Unter uns gibt es gute und schlechte Menschen, genauso wie bei euch. Unsere Veranlagung bietet uns keine Entschuldigung für böse Taten. Aber die meisten von uns sind gewöhnliche, nette Menschen. Aber nun verstehst du wohl, daß ich nie anders sein werde. Auch nicht anders sein will. Ihr wollt uns gern vom Unglück »befreien«. Für uns ist es kein Unglück. Wir wollen nicht so werden wie ihr. Wenn wir erst einmal unsere Veranlagung akzeptiert haben, dann sind wir glücklich, Cecilie. Wenn wir nur in Frieden gelassen werden. Ihr seid unser großes Problem. Die schonungslose Jagd auf uns - auf alle
,
die anders sind. Aber für mich persönlich ist das nun nicht mehr von Bedeutung. Meine Zukunft…« Er verstummte.
    Cecilie lag still und versuchte, ihn mit ihrem Mitgefühl zu erreichen.
    Dann sagte sie schwerfällig: »Draußen im Feld begegnen dir nur Männer. Hast du dich dort zu jemandem hingezogen gefühlt?«
    »Nein«, lachte er. »Der einzige, der mir gefiel, war dein Vetter Tarjei, und das lag daran, daß er dir in vieler Hinsicht gleicht.« »Dann magst du mich also?« flüsterte sie.
    Er umklammerte ihre Hand. »Das weißt du doch, daß ich dich mag. Wie meinen allerbesten Freund. So wie du mich magst.«
    »Ja«, sagte Cecilie leise. »So wie ich dich mag.«
    Sie hätte wohl jetzt in ihr Bett gehen und ihn schlafen lassen müssen, aber sie wollte diesen herrlichen Augenblick voller Verbundenheit nicht abbrechen.
    »Hast du wirklich kein Gefühl in den Beinen?« »Gar keins.« »Nicht das allerkleinste?«
    »Nein, von der Hüfte an abwärts bin ich tot. Das einzige, was ich ein paarmal gespürt habe, ist ein kaum spürbares Rieseln im rechten Bein.« Cecilie stützte sich auf die Ellenbogen.
    »Dann hast du also doch ein Gefühl im Bein?« »Liebe Cecilie, es war schrecklich undeutlich! Ich habe es Tarjei gegenüber erwähnt, und er nannte es Phantomschmerzen. Du hast vielleicht schon davon gehört? Wenn Soldaten einen Arm oder ein Bein verloren haben - dann haben sie plötzlich Schmerzen in den Fingern oder den Zehen, die nicht mehr da sind. Das ist ein sonderbares Phänomen, aber ganz normal. Und ich habe noch nicht einmal Schmerzen. Nur ein kleines Zucken oder Rieseln. Nicht stärker, als wenn Ameisen über dein Bein laufen.« »Aber du hast es im Bein gespürt?«
    »Oh, Herr Gott, Cecilie, nun fang nicht wieder an, mich zu reformieren! Mitunter bist du ziemlich anstrengend.« Aber Cecilie war schon vom Bett aufgesprungen und stand nun an seinem Fußende. Der Fußboden war kalt, sie spürte es, aber das kümmerte sie nicht. »Das rechte, hast du gesagt?«
    »Cecilie, meine Liebe! Du weckst nur Hoffnungen, die sich nicht erfüllen.«
    Sie hörte nicht auf seine warnenden Worte. »Kann ich deine Pantoffeln haben? Danke! Oh, oh, wie sind die groß. Aber für die kalten Füße angenehm!«
    Mit den Fingern kniff sie in sein Bein, Stück für Stück, von den Zehen bis zu den Oberschenkeln. Er zeigte keine Reaktion.
    »Ich kriege bloß blaue Flecke«, murrte er. Aber Cecilie gab nicht auf. »Krümm die Zehen«, sagte sie. »Sei nicht albern!«
    »Krümm die Zehen! Versuch es! Sei selbst davon überzeugt, daß du es kannst, und zwing deinen Willen, die Zehen zu krümmen!«
    Alexander war eine Zeitlang still. Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, daß er es wirklich versuchte. Doch die Zehen rührten sich nicht! Nicht das allerkleinste Zittern war wahrzunehmen. »Cecilie, quäl mich nicht!«
    »Hast du vorher so etwas schon einmal versucht?« »Wozu sollte das wohl gut sein? Tarjei hat mich überall gestochen, ohne daß ich etwas gespürt habe.« »Aber er hat dich nicht aufgefordert, deinen Willen anzustrengen?« »Natürlich nicht! Was tot ist, ist tot.« »Na, dann versuchen wir etwas anderes.«
    Sie hob sein Knie an und stemmte ihre eine Hand gegen seinen rechten Fuß. Mit der anderen schob sie das kraftlose Bein nach oben.
    »Drück den Fuß gegen meine Hand«, forderte sie ihn

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