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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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triumphierend mit den Füßen. »Nein, aber oh!« wisperte Cecilie.
    Er lachte bloß, und dann hob er das rechte Knie an. »Was sagst du dazu?«
    »Oh, mein Lieber!« sagte Cecilie überwältigt. »Hast du die Übungen gemacht? Heimlich?«
    »Nur in den letzten Tagen, sonst bin ich aber brav gewesen. Aber du verstehst, ich habe die ganze Zeit gewußt, als Tarjei die Kugel entfernt hat, daß ich wieder gesund bin. Denn ich hatte höllische Schmerzen in den Beinen! Tausend Millionen Ameisen krabbeln darin herum. Vor allem, wenn du, du Quälgeist, in der Wunde gestochert hast!«
    »War das der Grund, warum du so widerlich griesgrämig warst?« lachte sie unter Tränen. »Hättest du nicht ein Wort sagen können? Ich war so unglücklich und dachte, du hättest mich satt.«
    Er wurde ernst. »Das werde ich ganz bestimmt nie. Nein, aber ich wollte nichts verraten, bevor ich mit Sicherheit wußte, daß alles gutgehen würde.«
    Alexander ergriff ihre Hand und drückte sie an seine Wange. »Danke, Cecilie«, flüsterte er. »Meinen allerherzlichsten Dank und meine inniglichste Verbundenheit sind dir sicher! Für deine Geduld, für deine Seelenstärke und deinen unerschütterlichen Optimismus. Ohne deinen Glauben an den glücklichen Ausgang hätte ich schon längst aufgegeben.«
    Cecilie schluckte und schluckte. Sie war so zutiefst andächtig, daß die schönen Worte, die sie sich überlegt hatte, ihr im Halse stecken blieben.
    Als sie endlich wieder bei Stimme war, fragte sie: »Du hebst nur das rechte Knie an?«
    Alexander schwieg eine Weile. »Ja, Cecilie. Beim linken schaffe ich es nicht.«
    »Aber du kannst den Fuß bewegen, rief sie heftig überzeugt aus. »Du wackelst mir den Zehen! Ich habe es gesehen.«
    Er lachte wieder über ihre aufgeregte Begeisterung. »Ja, ich kann den Fuß bewegen. Aber irgend etwas stimmt mit dem Bein nicht.«
    »Vielleicht mit Übungen?« »Vielleicht«, sagte er skeptisch.
    Von dem Tag an machte Alexander rasch Fortschritte. Und an dem Morgen, an dem er mit zittrigen Beinen auf dem Boden stand, weinte Cecilie vor Glück. Sie selbst durfte nicht dabei sein. »Du darfst nicht sehen, wie ich vor deinen Füßen wie ein Sack zusammensinke«, sagte er. Aber Wilhelmsen kam stolz zu ihr und berichtete, daß Seine Gnaden gestanden habe - für einen Augenblick. Wie es danach gegangen war, ließ er unerwähnt. Am Weihnachtsabend konnte Alexander allein zu dem festlich gedeckten Tisch gehen. Mit Hilfe von Krücken, selbstverständlich, und diskreter Unterstützung seines Dieners und seiner Frau. Aber immerhin! Der gesamte Stab der Bediensteten klatschte in die Hände, als er sich triumphierend in seinen Stuhl setzte.
    Aber er zog das linke Bein bedenklich nach. Cecilie ahnte, daß es irreparablen Schaden davongetragen hatte. Nun ja, es gab schlimmere Kriegsverletzungen. Alexander hatte Glück gehabt.
    Oder liebevolle Fürsorge? Wahrscheinlich beides.

12. KAPITEL
    Im Februar waren sie zum Ball auf Fredriksborg geladen. Da konnte Alexander schon für immer auf die Krücken verzichten.
    Er zögerte, aber Cecilie bestand darauf hinzugehen. »Du mußt unter Leute, Alexander«, sagte sie. »Du läufst hier auf dem Gut herum und bekommst keine anderen Gesichter zu sehen als das von Wilhelmsen und mein langweiliges. Und hin und wieder einige Gäste. Du mußt dich mit deinesgleichen unterhalten …«
    Das war ein ungeschickt gewählter Ausdruck. Cecilie errötete und schwieg.
    Doch er ließ sich nichts anmerken. »Du bist viel zu liebenswürdig, Cecilie«, lächelte er. »Aber wir gehen. Und dabei denke ich mehr an dich. Du hast dich den Winter über abgeschuftet, nun sollst du dein schönstes Kleid anziehen und zum ersten Mal die Familienjuwelen tragen. Das Diadem, Cecilie, ist so vornehm, daß es den Schmuck der königlichen Damen um Längen schlägt. Und du bist seiner in der Tat würdig.«
    So wurde es gemacht. Cecilie kam sich vor wie eine Königin, als sie leicht auf Alexanders Arm gestützt auf dem Schloß ankam. Der Marschall hatte sie laut und vernehmlich angekündigt, und sie hatten sich vor Seiner Majestät verneigt, die mit zweifelhaftem Kriegsruhm heimgekehrt war. Sie gingen langsam, damit Alexanders Hinken nicht allzu sehr auffiel, und sie genoß es, die Blicke aller auf sich zu spüren.
    Cecilie war schön an jenem Abend, schöner als sie selbst wußte. Die etwas schrägstehenden Augen funkelten, und auf dem tief kastanienroten Haar kam das Diadem erst richtig zur Geltung. Ihre Haut war schon

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