Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
zusammensaßen, betrachtete er sie die ganze Zeit über abwesend. Als grüble er über etwas nach. Und genauso am nächsten Tag. Und am übernächsten… Am Abend des fünften Tages rief er aus: »Gefiel er dir? Dieser Höchsthofen?«
Cecilie kramte in ihrem Gedächtnis. »Doch, er war nett. Wie all die anderen auch.«
Alexander faßte nach einem zerbrochenem Gänsekiel. Vor einem Augenblick war der noch ganz, dachte Cecilie. Was ist nur mit ihm?
Ein Stoß der Angst jagte ihr durch den Körper. Höchsthofen? Nein, nicht das, das ertrug sie nicht!
Doch seine folgenden Worte überraschten sie. »Cecilie«, sagte er schwerfällig. »Fühlst du dich hier einsam?«
»Habe ich je den Anschein erweckt, hier einsam zu sein?« antwortete sie ruhig, aber seine Frage hatte sie unglücklich gemacht.
»Nein, aber …Du bist eine junge, reife Frau. Es wäre nur natürlich, wenn du …«
Cecilie stand lange schweigend da. Sie fühlte sich innerlich wie tot.
»Willst du, daß ich gehe, Alexander? Denkst du an Höchsthofen?« Er wandte ihr jäh den Blick zu. »Ist es so?«
»Was ist das für eine Antwort? Nun gut, raus mit der Sprache: Willst du Höchsthofen statt meiner hier haben?«
Alexander schien erschüttert. »Lieber Gott, nein!« sagte er und verließ den Raum, so schnell er das mit seinem nachschleppenden Bein vermochte.
Doch seine forschende Nachdenklichkeit ließ nicht nach. Tag für Tag nicht…
Am Ende hielt Cecilie es nicht mehr aus. Sie hatten sich zum Zubettgehen zurechtgemacht, er hatte die Kerzen gelöscht und alle Türen und Fensterläden geschlossen, wie er es immer persönlich tat. »Alexander, was ist?«
»Was meinst du?« sagte er scheinbar verwundert. »Seit dem Ball vor drei Wochen bist du so komisch! Und dein ewiges Genörgel über Höchsthofen!«
»Verzeih mir«, sagte er. »Ich mache mir nur Sorgen um dich, Cecilie.« »Um mich? Warum?«
Es fiel ihm schwer, die Worte auszusprechen. »Du führst ein unnatürliches Leben, liebe Freundin. Das habe ich erst festgestellt, als du mit anderen Männern getanzt hast.«
Sie war betrübt. »Wenn ich mich schamlos benommen habe, dann tut es mir leid. Das war nicht meine Absicht.« »Nein, nein, du verstehst mich nicht richtig. Ich dachte …Ach nein, darüber kann man nicht sprechen!« »Alexander, weich jetzt nicht wieder aus! Ich muß wissen, was du meinst! Du machst mich ganz unruhig. Als ob ich einen Fehler begangen hätte.«
»Das hast du nicht, liebe Cecilie. Es ist dein eigenes Bestes, an das ich denke.« Sie schaute ihn fragend an.
»Verstehst du nicht, was ich damit sagen will?« zischte er.
»Nein, das tue ich in der Tat nicht.«
»Du bist eine sehr lebhafte, reife junge Frau …« »Das hast du bereits gesagt.«
»Ja, ach, Herr Gott noch einmal, Cecilie, begreifst du denn gar nichts? Hast du nie Bedürfnis nach einem Mann?«
Damit war es ausgesprochen. Sie blieb wie versteinert stehen, im Gesicht feuerrot.
Alexander versuchte, an der Situation zu retten, was noch zu retten war. Doch das gelang ihm erbärmlich schlecht! »Ich will damit sagen, wenn du dich dem Pastor in die Arme werfen konntest, dann mußt du doch gewisse …Gefühle haben?« Cecilie konnte nicht antworten.
Dann fuhr er tapfer fort, wohl wissend, daß er sich auf empfindlichem Terrain bewegte, ja, daß er Scherben anrichtete: »Denn du hast gesagt, daß du ihn nicht geliebt hast. Du hast gesagt, daß »so etwas« manchmal notwendig ist.«
Widerstandslos sank sie in den nächsten Stuhl. »Ich möchte es gern wissen«, sagte er leise. »Warum?« »Weil mir dein Wohl am Herzen liegt.«
Sie befanden sich im Vorraum zu ihren Schlafgemächern. Cecilie konnte nicht richtig klar sehen, so sehr pochte ihr das Blut in Kopf, Ohren und im ganzen Körper. »Solange ich diskret als deine Ehefrau auftrete und dich nicht belästige…«
»Das war es nicht, was ich sagen wollte. Es geht um dich, an dich, Cecilie, habe ich gedacht. Ich will, daß du hier auf Gabrielshus vollkommen glücklich bist. Du hast für so viele Dinge gesorgt, ich halte so …«
Plötzlich ging ihm auf, was sie gesagt hatte.
»Diskret auftreten, hast du gesagt? Hast du denn . einen Liebhaber gehabt?«
Sie antwortete erschöpft. »Nein, Alexander, wie kannst du das nur annehmen?«
Er wartete, konnte sich an ihrem Gesicht nicht sattsehen. »Dann lassen wir das mit dem Liebhaber«, sagte er still. »Und gehen zum Ausgangspunkt zurück. Zum Bedürfnis einer Frau.«
Cecilie wand sich vor Unbehagen. Sie
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