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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Geburt vorüber war. Cornelia sagte überhaupt nichts mehr.
    Denn als Tarjeis kleiner Sohn zur Welt kam, verlosch die Mutter wie eine stille kleine Kerzenflamme. Tarjei mit all seiner ärztlichen Kunst konnte nichts dagegen tun. Sie starb ihm einfach unter den Händen weg, und es gelang ihm nie, die Ursache herauszufinden. Aber er vermutete, daß ihr Herz zu schwach gewesen war.
    Erst da begriff er, wie sehr er sie geliebt hatte. Ihr naseweises Geplauder, ihren Humor, ihre liebevollen Hände und Arme, die sich träge und zärtlich um ihn schlangen, und sogar ihre verwöhnten Manieren…
    Und er begriff, daß sie im Laufe der Zeit alle Willenskraft aus ihm herausgesaugt hätte, daß sie seinen Forschergeist ruiniert und sein Leben bitter gemacht hätte.
    Trotzdem war er nach ihrem Tod untröstlich.
    Cornelias Tante, Juliana, kam ihm zu Hilfe.
    »Fahr heim, Tarjei«, sagte sie sanft. »Fahr heim und kümmere dich um deine kranke Mutter! So geht es nicht weiter, du trauerst dich noch um Sinn und Verstand. Cornelia ist unter der Erde. Ich werde mich solange um deinen kleinen Sohn kümmern. Welchen Namen willst du ihm übrigens geben?«
    Tarjei, der sich kaum die Zeit genommen hatte, das kleine Geschöpf auch nur anzusehen, erwachte.
    »Namen? Ich weiß nicht. Mikael, denke ich, nach meiner Mutter Meta. Und noch Cornelius. Mikael Cornelius… Ja, so soll er heißen.«
    »Gut!« sagte Juliana. »Fahre du nur, mein Junge! Du warst Cornelia ein guter Mann. Sie war glücklich bis zum Schluß und wußte nicht, daß sie sterben mußte.« Also reiste Tarjei ab. Reiste dem Kummer davon, in den Kummer hinein.
    Als das Schiff durch das Kattegatt pflügte, hörte er den Wind in den Rahen und Tauen jammern, und der Laut war wie ein Echo aus seinem Innern, so daß er zum Schluß nicht mehr wußte, wo der Laut seinen Ursprung hatte. Vielleicht war das jammernde Heulen des Windes nur ein Ausdruck seiner eigenen Gemütsverfassung? Erst auf der Fahrt über das Meer begannen seine Gedanken um das Neugeborene zu kreisen. Mikael Cornelius Lind vom Eisvolk. Er versuchte sich zu erinnern, wie er ausgesehen hatte.
    Dunkelhaarig, natürlich, denn beide Eltern waren dunkel. Dicke, schwarze Haare, aber mit dem kleinen Stich Kupfer, den Silje in die Familie gebracht hatte und der hartnäckig immer aufs neue in den folgenden Generationen auftauchte. Obwohl Tengel als Angehöriger des Eisvolks rabenschwarze Haare gehabt hatte und folglich dominant hätte sein müssen, was die Farbe betraf. Die blonden Haare und blauen Augen von Dag und Meta hatten kaum eine Chance, sich bei den Nachfahren durchzusetzen. Der kleine Mikael hatte, soweit Tarjei sich erinnerte, ein Gesicht ähnlich wie alle anderen Säuglinge, ohne besondere Kennzeichen. Jetzt bereute er, den Jungen nicht öfter auf den Arm genommen, ihm nicht die Liebe gegeben zu haben, die er aufrichtig für seinen Sohn empfand. Aber wie sollte er mit einem kleinen Kind zurecht kommen - alleine?
    An einem verregneten Tag im April 1635 traf er daheim auf Lindenallee ein. Er kam zu spät, um noch etwas für seine Mutter tun zu können, sie hatte bereits die Grenze überschritten, bis zu der Rettung möglich gewesen wäre. Aber sie war überglücklich, ihn wiederzusehen, und wurde von neuer Hoffnung erfüllt. Tarjei konnte alles schaffen!
    Während er dafür sorgte, daß sie ihre letzten Tage schmerzfrei zubringen konnte, betrachtete er ihre kleine, schmale Gestalt im Bett. Meta - vor langen Jahren einmal die einsame, unglückliche Tochter einer Dorfhure, die Sol aus dem kleinen Dorf in Schonen mitgebracht hatte. Später dann eine gute und tüchtige Bäuerin auf dem wohlangesehenen Hof Lindenallee. Drei Söhne hatte die kleine zähe Frau geboren. Zwei davon hatten sich prächtig herausgemacht - einer als Bauer und der andere als Arzt und Wissenschaftler. Der dritte, den sie am meisten geliebt hatte, war dem ewigen Fluch des Eisvolks erlegen. Als Meta unter der Erde lag, nach einem stattlichen Begräbnis, das ihr sicher gefallen hätte, wandte Tarjei sich der Tragödie um Mattias zu.
    Er bekam die ganze Geschichte zu hören - obwohl, viel gab es nicht zu erzählen, da sie ja nicht wußten, was sich zugetragen hatte.
    Dann hatte er ein Gespräch mit seiner Tante Liv und seinem Onkel Dag.
    »Ich muß einen neuen Erben für den geheimen Schatz des Eisvolks bestimmen«, sagte er. »Ich dachte an… « »Schscht«, sagte Liv leise, obwohl sie wußte, daß alle draußen auf den Feldern bei der

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