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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Frühjahrsbestellung waren. »Sage nicht laut, wen du ausgewählt hast!«
    »Warum nicht?« sagte Tarjei mit gerunzelten Augenbrauen.
    Also erzählte Liv von Taralds schicksalhaften Worten damals bei Tisch, nachdem er Tarjeis Brief erhalten hatte. »Seitdem haben wir den schrecklichen Verdacht, daß Kolgrim tief gekränkt darüber war, daß Mattias und nicht er zum Erben des Zauberschatzes bestimmt worden war. Und daß dies vielleicht der Grund dafür war, daß der kleine Junge verschwand. Aber ein solcher Verdacht ist zu schwerwiegend, als daß man ihn laut aussprechen dürfte. Obwohl ich das jetzt gerade tue.«
    Tarjei war erschüttert. »Gütiger Gott, wollt ihr damit sagen…? Ja, es war furchtbar dumm von mir, Tarald das zu schreiben. Ich hätte wissen müssen, daß er in dieser Hinsicht nicht der klügste und zuverlässigste Mitwisser ist.«
    Nun hatte Tarjei etwas, worüber er sich den Kopfzerbrechen konnte.
    War Kolgrim deshalb seit seiner Heimkehr so eifrig darauf aus, um seine Zuneigung zu werben? Überall, wo Tarjei sich aufhielt, tauchte der Vierzehnjährige auf, diensteifrig und mit leuchtenden Augen.
    Ihm schauderte. Tarjei hatte einmal gesehen, was der Fluch des Eisvolks aus einem Verdammten machen konnte. Kolgrim war einer von ihnen, daran bestand kein Zweifel, obwohl es vorläufig noch keine Anzeichen gab, daß er im Besitz übernatürlicher Kräfte war. Und Kolgrim selbst? Was glaubte er?
    Er glaubte nicht mehr daran, daß er den begehrten Schatz erben würde. Statt dessen beobachtete er Tarjei genau, um herauszufinden, wo das alles verborgen war. Er hatte bereits entdeckt, daß Tarjei eine Reisetruhe besaß, in der sich viele aufregende und interessante Dinge befanden - aber das konnte noch nicht alles sein. Irgendwo, an irgend einem Ort, vielleicht direkt vor seinen Augen, waren die Gegenstände, um die sich Kolgrims heiße Träume rankten: Jene Dinge, die in ihm die Macht erweckten, in deren Besitz er sich wußte!
    Tarjei blieb das ganze Frühjahr daheim. Juliana schrieb, daß es dem Jungen gutgehe und daß er sich keine Sorgen machen solle. Er solle sich lieber ausruhen, die letzten Jahre hatte er hart gearbeitet, und der beinahe zeitgleiche Tod von Cornelia und der Mutter war sicher ein harter Schlag gewesen.
    Dem stimmte Tarjei zu. Er fühlte sich sehr müde und sehr traurig.
    Der Winter auf Grästensholm war hart gewesen. Der Schnee hatte schwer auf den Dächern und Bäumen gelegen, der Wind heulte und klagte unter den Dachfirsten. Yrja quälte sich die ganze Zeit mit dem Gedanken, daß irgendwo an einem namenlosen Ort der Körper eines kleinen Jungen unter dem Schnee lag, einsam und verlassen, ohne ein Grab…
    Tarald hatte versucht, solche Gedanken zu verdrängen. Aber sie kamen doch immer wieder, und dann mußte er schwer schlucken und tief durchatmen, um die Fassung wiederzufinden.
    Am ersten Weihnachtstag hatte Yrja eine Kerze für Mattias angezündet. »Heute wäre er zehn Jahre alt geworden«, sagte sie still.
    Liv und Dag taten sich ebenso schwer, obwohl sie stärker waren, besonders Liv. Sie beobachtete voller Angst, wie einer der Lindenbäume immer dürrer wurde, und sie wußte sehr wohl, wessen Linde das war…
    Auf Lindenallee war alles so still, so still. Are wanderte beinahe hilflos umher, brachte nichts mehr zuwege, seit Meta nicht mehr da war, die alles gelenkt und geordnet hatte. Brand und Matilda hatten es besser, sie hatten den kleinen Andreas, acht Jahre war er jetzt, über den sie sich freuen konnten. Ein pummeliger kleiner Junge, gutmütig wie sein Vater und sein Großvater, und ein problemloses Kind. Tarjei fühlte sich einfach nur hilflos.
    Der einzige, der mit dem Leben zufrieden schien, war Kolgrim. Natürlich strebte er rastlos danach, das verborgene Geheimnis zu finden, aber dann, eines Tages in diesem Frühjahr 1635, widerfuhr ihm etwas.
    Er fand nicht den Schatz. Aber er fand etwas anderes! Er hatte oben auf dem Dachboden von Grästensholm herumgekramt. Und dort, in einer Ecke, hatte er eine Eisenkiste gefunden. Die hatte er aufgebrochen, und in der Kiste lag etwas, das er zunächst für bedeutungslos hielt.
    Aber dann hatte er es genauer untersucht…
    Er blieb den ganzen Tag auf dem Dachboden. Am nächsten Tag ging er wieder hinauf. Und als er herunterkam, spielte ein Lächeln um seinen Mund, ein Lächeln, das Liv ganz unheimlich vorkam. Er sah genauso aus wie eine Katze, die gerade eine große Ratte verspeist hat. Und er fing an, noch eifriger nach dem Schatz

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