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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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daß Sören etwas davon mitkriegen könnte. Deshalb zögerten sie.
    Aber dann passierten zwei Ereignisse zur selben Zeit. Knut ging es schlechter. Er hustete Blut. Konnte nicht mehr aufstehen. Aber niemand unternahm etwas, um ihn nach oben zu bringen. Man ließ ihn einfach liegen. »Damit er stirbt«, sagte Kaleb. »Sie wagen nicht, ihn hinauszulassen, sonst würden die Leute ja von uns erfahren.«
    Er und Mattias spürten einen angstvollen Schmerz im Magen. Und dann… passierte ein Unglück. Diesmal traf es Sören.
    Er war gerade in einem engen Kriechstollen, als die Decke, die hauptsächlich aus Erde bestand, herunterkam und ihn begrub. Als sie ihn endlich herausgezogen hatten, war er tot.
    Das entschied die Sache. Am selben Abend sprach Kaleb mit den beiden anderen.
    »Morgen nacht muß es passieren. Bevor sie wieder so einen armen Jungen herunterschicken. Und Knut muß jetzt raus.«
    »Ja, oh lieber Gott, laß mich raus! Ganz egal wie, wenn ich nur ein einziges Mal nach oben kann!« betete Knut. »Ich habe mit einem der Hauer gesprochen. Es ist Ende März, und das Wetter ist gut. Der Schnee ist schon fast weg. Du weißt, was wir tun, Mattias?«
    Der Junge nickte. Er war fast zwei Jahre älter als damals, als er in die Grube gekommen war, und er kam gut zurecht, hatte sogar mehr Kraft in den Armen bekommen. Aber schließlich floß ja auch das Blut des Eisvolks in seinen Adern .. .
    »Eigentlich ist es schrecklich«, sagte er nachdenklich. »Ich meine - daß Sören sterben mußte, damit wir unseren Plan durchführen können.«
    Die anderen nickten. Sie hatten alle drei einen ohnmächtigen Kummer und Zorn verspürt, als Sören starb, aber bald hatten sie auch die Vorteile entdeckt, die sein Tod für sie bedeutete. Sie verstanden genau, was der kleine Mattias meinte.
    Kaleb sammelte sich. »Und du, Knut? Glaubst du, daß du es durchstehen kannst?«
    »Um hier rauszukommen, würde ich alles mögliche durchstehen. Und die Hände kann ich immer noch gebrauchen. Glaube ich.«
    »Wir wissen ja noch gar nicht, ob es sich überhaupt durchführen läßt«, sagte Kaleb. »Aber du, Knut, hast alle Zeit, die du brauchst. Wir sind da, um dich zu stützen. Mattias vorneweg, und ich hinter dir.«
    Knut nickte. »Wir überlassen alles Gottes Hand«, sagte er ernst.
    Kaleb antwortete nicht darauf. Vielleicht dachte er, daß die allerhöchste Instanz gerne schon ein bißchen früher hätte eingreifen können.
    Schon früh am nächsten Nachmittag begannen sie mit den Vorbereitungen. Sie legten nur ein paar dünne Stöckchen in den großen Ofen, um den Anschein zu wahren, und als die Männer ihren Arbeitstag beendeten und die Jungen einschlössen, hörten sie ganz auf, das Feuer zu schüren. Dann setzten sie sich hin und warteten.
    Ganz ohne Beschäftigung waren sie nicht. Aus ihrem armseligen Bettzeug hatten sie eine Art Hängekorb geknüpft, in den Knut sich setzen sollte. Denn obwohl es Mattias gelungen war, die Wunden an Knuts Füßen einigermaßen in Schach zu halten, stand es um seine Gesundheit so schlecht, daß er keine Kraft mehr in den Beinen hatte.
    Sie versuchten die Stunden zu zählen, aber sie hatten keinen Anhaltspunkt, nach dem sie sich hätten richten können. Der Ofen war immer noch zu heiß.
    Mattias war müde nach dem langen Arbeitstag.
    »Sing!« forderte Kaleb ihn auf. »Sing, dann bleibst du wach!«
    Und Mattias sang. Schreckliche Lieder, die er in der Grube gelernt hatte und von denen er nicht das mindeste verstand. Er sang, während die beiden anderen den Takt mit den Füßen stampften und über seine unschuldige Kinderstimme lachten. Es war nur gut, daß die Familie auf Grästensholm sein jetziges Repertoire nicht kannte. Sie hätten wohl Augen und Münder aufgesperrt! Oder sich gar die Ohren zugehalten…
    Langsam begannen die Jungen nervös zu werden. Der Ofen wollte und wollte nicht abkühlen. Sie würden lange brauchen, um hier herauszukommen, und in ihrer aufgeregten Stimmung glaubten sie, daß der Morgen bereits graute. Außerdem wurde es langsam bitterkalt in dem Höhlenraum.
    Und die Männer würden früh zur Arbeit kommen… »Wir müssen es jetzt einfach versuchen«, sagte Kaleb. »Sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig.« Mattias kroch durch die große Tür in den Ofen hinein. »Wie ist es?« fragte Kaleb.
    Mattias' Stimme klang hohl aus dem Innern des Ofens. »Die Steine sind noch heiß. Und die Rußklappe ist dicht. Aber der Rauch ist weg. Es müßte gehen.«
    »Wenn du nach oben schaust,

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