Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Geräusche vernommen, wie ich schon sagte.« »Es scheint, als ob es jedesmal auf Eurer Seite des Dachbodens war - denn wir haben nichts gehört. Was ist da oben eigentlich?«
»Jede Menge Gerümpel. Grästensholm ist ja sehr alt, müßt ihr wissen. Es hat den von Meidens schon lange vor unserer Zeit gehört. Ich weiß nicht… nichts besonderes… eigentlich… «
Ihre Stimme verlor sich, sie war in Gedanken versunken. »Woran denkt Ihr, Großmutter?« »Ach, nichts, nur so eine dumme Idee… « »Sagt es, bitte!« riefen alle drei.
»Nein, es hat sicher nichts damit zu tun, aber erinnert ihr euch an das Jahr, in dem Tarjei und Kolgrim gestorben sind?«
»Das war vor zehn Jahren«, sagte Kaleb. »Das Jahr vergißt wohl niemand, der das miterlebt hat.«
Unsicher fuhr Liv fort: »Sie erzählten beide von etwas, das sie auf dem Dachboden entdeckt hatten. Und beide waren lange oben gewesen. Kolgrim zwei Tage lang, Tarjei eine ganze Nacht.« »Was haben sie dort gefunden?«
»Ich weiß es nicht. Keiner von ihnen hatte noch die Zeit, es zu sagen. Aber ich glaube… ich glaube, es hatte etwas mit dem Eisvolk zu tun. Mit dem geheimen Schatz, wißt ihr.«
Gabriella wandte sich an Mattias. »Wo bewahrst du den Vorrat auf?«
»Jedenfalls nicht auf dem Dachboden. Da es derzeit keinen Grund gibt, ihn vor irgend jemandem zu verbergen, habe ich die Sachen ganz normal in meiner Arztausrüstung. Natürlich verschlossen, es sind ja tödliche Gifte darunter, aber nicht irgendwie versteckt.«
»Also Kolgrim und Tarjei waren beide auf dem Dachboden? Und beide starben kurz darauf, sagte Gabriella. »Ich glaube nicht, daß ich hinaufgehen möchte.«
»Unsinn«, sagte Kaleb. »Ich war bei ihrem Tod dabei, bei beiden. Daß sie starben, ist allein darauf zurückzuführen, daß Kolgrim irgend ein berauschendes Mittel genommen und seinen Verstand verloren hatte.«
»Aber das löst noch nicht das Rätsel auf dem Dachboden«, sagte Mattias. »Sollen wir hinaufgehen und nachsehen?«
Er ist wirklich kaltblütig, dachte Gabriella. Aber er hatte die entsetzlichen Geräusche ja auch nicht gehört. »Das geht im Moment nicht«, sagte Liv. »Dein Großvater auf Eikeby hat eine Nachricht geschickt, daß du kommen sollst, Mattias. Und Gabriella muß erst einmal ausschlafen - du kannst ein Zimmer hier unten nehmen, da hast du Ruhe. Und Kaleb und ich müssen uns um die Kinder kümmern. Vielleicht heute nachmittag.«
Aber später an dem Tag wurden alle nach Lindenallee eingeladen, zum Adventsschmaus. Und anschließend war es dunkel.
Andreas kam mit ihnen zurück, denn er war neugierig auf das Rätsel und begierig, es aufzuklären.
Tarald und Yrja dagegen nicht. Sie glaubten nicht an geheimnisvolle Geräusche vom Dachboden. Ein altes Haus entwickelt im Laufe der Jahre viele Geräusche. Sie brachten alle Kinder in einem Zimmer im Erdgeschoß unter und beauftragten eine Magd, bei ihnen zu bleiben und aufzupassen. Sie trauten Freda immer noch nicht so ganz. Sie fürchteten, daß sie einen schlechten Einfluß auf die Jungen haben könnte.
Liv wollte gerne bei den jungen Leuten sein, aber sie war sich nicht sicher, ob sie Lust hatte, auf den Dachboden mitzukommen.
Gabriella auch nicht, aber sie wagte nicht, das laut zu sagen. Sie wollte sich nicht noch einmal Kalebs Verachtung aussetzen.
Es mußte ungefähr Mitternacht sein. Niemand von ihnen hatte sich ausgezogen, sie hatten sich in Gabriellas Zimmer versammelt und saßen im Sessel und auf dem Bett. In ihrem Zimmer waren die Geräusche von oben offenbar am deutlichsten zu hören. Sie wagten nicht, laut zu sprechen, denn dann würden sie vielleicht nichts hören. So unterhielten sie sich flüsternd.
Gabriella betrachtete Kaleb heimlich. Im spärlichen Licht der Kerze wirkte er phantastisch stark und aufregend. Ein Mann aus einer anderen Welt als der ihren. Eine unerwartete Regung durchzuckte sie - und instinktiv wußte sie, daß es ein Alarmsignal Regung war, daß sie zu den gefährlichen Empfindungen gehörte, vor denen die Mutter sie gewarnt hatte. Gabriella hatte nie richtig verstanden, wieso, aber gehorsam hatte sie eine freundliche, doch kühle Distanz zu Männern gehalten - auch zu Simon. Nun begann sich in ihr eine winzige Ahnung zu regen, woraus diese Gefahr bestand. Rasch senkte sie den Blick. Andreas sagte: »Vater hat von einer Alraune erzählt, die zu dem Schatz gehörte, die aber jetzt verschwunden ist. Es kann doch wohl nicht sein, daß sie… «
»Du meinst, weil sie eine
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