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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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unserer Liste.«
    So standen sie im dunklen Stall und atmeten den strengen, aber trotzdem ziemlich guten Geruch ein. »Jaha«, sagte Alexander, »wo suchen wir jetzt? Und wonach?«
    Nein, der Vogt hatte nur so eine vage Idee, daß er an dem Ort suchen sollte, wo Molly sich aufgehalten hatte, als Jessica drinnen nach Geld suchte.
    »Sicher vernünftig«, nickte Alexander, »aber der Stall ist groß. Wir hätten erst Jessica fragen sollen.«
    Es bereitete Tancred große Probleme, seine vergötterte Molly in Jessica umzutaufen. Er sah wohl ein, daß der Name eigentlich besser zu ihr paßte.
    Aber er vergötterte sie nicht länger. Sie war in höchstem Maße in Ungnade gefallen.
    Sie gingen halbherzig zwischen den schnaubenden Pferden herum, bis sie ihrer eigenen Unzulänglichkeit ins Auge sehen mußten und beschlossen, ins Hauptgebäude zurückzukehren. »Komm schon, Tancred«, rief Alexander.
    »Wartet mal«, hörte er die Stimme des Sohnes aus einem Nebengang. »Ich glaube, ich habe etwas gefunden!« Sie seufzten und gingen zu ihm.
    Er stand vor einer Gerätekammer, oder besser gesagt einer Ecke des Stalles. In der Hand hielt er einen Holzspaten mit Eisenbeschlag.
    »Seht Euch das mal an«, sagte er und drehte ihn um. »Kann das nicht Blut sein?« Der Vogt nahm den Spaten. »Doch, könnte sein. Aber das kann viele Gründe haben.« »Sicher, aber hier sind auch Haare. Lange Haare. Und das sind keine Pferdehaare.« Sie nahmen den Spaten mit ans Licht.
    »Wir wissen zwar nicht, welche Haarfarbe Molly hatte, denn im Wasser wird alles Haar mehr oder weniger dunkel. Das hier ist wohl mittelblond, nicht wahr?«
    »Könnte man so nennen«, sagte Alexander. »Dunkles Aschblond, feiner ausgedrückt. Gut gemacht, Tancred.« Wie gut das kleine Lob seinem unglücklichen Herzen tat!
    »Aha, also hier wurde Molly ermordet«, stellte der Vogt fest. »Das muß schnell gegangen sein.«
    »Ja, Jessica war zwar ziemlich lange weg, um das Geld zu suchen, aber man hat Mollys Leiche wohl sofort weggebracht«, sagte Alexander, »denn Jessica hat lange gründlich gesucht, ohne sie zu finden.«
    »Das hört sich alles merkwürdig an. Aber es muß durch die Hintertür passiert sein. Wie sieht es draußen aus?« Sie gingen hinaus. Es wurde bereits dunkel. Der nackte Ackerboden sah schwarz aus. Ein Reitweg führte in den Wald. »Mit dem Pferd?« fragte der Vogt. »Da könnte es schnell gegangen sein.«
    Tancred hatte auch etwas beizutragen: »Wer auch immer der Sünder ist, er kann nicht allein gewesen sein.« »Darüber sind wir uns im Klaren«, bemerkte Alexander. »Es müssen mindesten zwei gewesen sein. Es gibt viele Fragen, die nur Jessica beantworten kann. Zum Beispiel die Sache mit Mollys Stellung hier im Hause…« Tancred sah in fragend an und öffnete den Mund, um etwas zu fragen, als hinter ihnen eine Stimme zu hören war. »Was macht ihr hier?«
    Ein großer, grobschlächtiger Mann stand in der Stalltür. »Der Stalljunge, nehme ich an?« fragte der Vogt. »Stalljunge?« schnaubte der Mann. »Ich bin der Kutscher Seiner Gnaden. Aber ich habe euch gefragt, was für Kerle ihr seid, daß ihr auf dem Eigentum eines anderen Mannes eindringt?«
    »Ich bin der Vogt, und das sind meine Helfer. Wir sind hier, um den Mord an einem Dienstmädchen mit dem Namen Molly zu untersuchen, der wahrscheinlich hier im Stall stattgefunden hat - und außerdem den Mord an der Schwester der Gräfin.«
    Das letzte hörte der Kutscher schon nicht mehr. Er war unheimlich blaß geworden.
    »Was sagt Ihr da? Molly ermordet? Meine kleine Molly? Oh Gott, nein, nein!« Sie sahen einander an.
    »Und ich dachte gerade, wir hätten einen der Verbrecher«, sagte Tancred, »so rüde wie er aussieht. So schnell kann man jemanden verurteilen.« Ja.«
    Sie gingen durch den dunklen Stall, ohne sich weiter um den Kutscher zu kümmern. Aber sie hörten sein trostloses Weinen irgendwo im Dunkeln. So gingen sie zurück zum Wohnhaus.
    Der Vogt bat darum, zuerst mit der Gräfin sprechen zu dürfen.
    »Frauen sind meist das schwächste Glied«, murmelte er, »und sie erzählt vielleicht etwas von ihrem Mann.« Die farblose Frau, die nach dem Tod ihrer Schwester jetzt in Schwarz gekleidet war, wirkte darin noch grauer. Ihre Gesichtszüge, die für gewöhnlich in freundlichen, nichtssagenden, lächelnden Falten lagen, konnten kaum einen entspannten, natürlichen Ausdruck finden. »Eine Nebenfrage zuerst: Welche Verbindung hatte Euer Kutscher zu Molly?«
    Die Gräfin sah überrascht

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