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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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fragte der Vogt. Er erklärte den anderen, daß Knudsen schwimmen könne.
    »Es ist kalt«, wandte ein sehr junger Mann im Boot ein. »Du brauchst nur den Haken festzumachen, das reicht schon.«
    »Das ist lange genug«, murmelte Knudsen, zog aber seine Oberbekleidung aus und sprang ins Wasser.
    Er zuckte zusammen. »Ich kriege einen Krampf«, rief er. »Du gewöhnst dich schon daran«, sagte der Vogt unbarmherzig.
    Knudsen fluchte, holte dann aber tief Luft und tauchte. Seine Beine spreizten sich in der Luft, dann waren auch sie verschwunden. Er kam schnell wieder nach oben.
    »Da ist irgendwas. Aber es ist dort verdammt kalt. Gebt mir ein Messer, am Körper sind Steine befestigt.« Der arme Mann klapperte vor Kälte mit den Zähnen. »Du kriegst auch einen anständigen Tropfen«, versprach der Vogt, »und kannst sofort nach Hause gehen.« Der Tropfen schien verlockend zu sein. Knudsen tauchte wieder und blieb diesmal länger unten.
    Tancreds Herz klopfte«. Das alles hatte er in jener Nacht gesehen! Ein schrecklicher Gedanke.
    So tauchte der Mann wieder auf. »Helft mir ins Boot! Und dann zieht ihr!« Das Wasser rann ihm nur so von Körper, als er sich auf die Achterbank setzte. Er zitterte am ganzen Körper. Tancred bedauerte ihn aufrichtig und war sehr um seine Gesundheit besorgt.
    Die anderen begannen, am Tau zu ziehen. Es hatte ein ziemliches Gewicht, und es war eine schwierige Aufgabe. Das Boot bekam fast Schlagseite.
    Tancred merkte plötzlich, das sein Körper vor Anspannung fast schmerzte.
    Ganz langsam wurde das Tau im Boot immer länger. »Das hat tief unten gelegen«, sagte der Vogt trocken. »Die haben schon den richtigen Platz ausgesucht.« Unten im Wasser war ein diffuses Schimmern zu sehen. Tancred wurde es schwindelig, und er mußte sich an den Klippen festhalten. Ein Paar weiße Beine… Ein langer Rock… Weiße, schlaffe Arme, merkwürdig aufgeblasen nach den Tagen im Wasser. Ein zerflossenes Gesicht, geschwollen und tintenblau… »Jessica Cross?« fragte Alexander leise.
    Aber die Männer im Boot hatten ihn gehört.
    »Nein!« riefen sie zurück. »Das ist Molly. Molly Hanstochter.«
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6. KAPITEL
    Tancred sah völlig hilflos drein. »Molly?« sagte er dumm.
    Alexander, der hinter ihm stand, legte die Hände auf seine Schultern.
    »Wie viele Mollys gibt es denn?« fragte Tancred flehend. »Hier im Kirchspiel haben wir nur eine«, antwortete der Vogt steif.
    »Aber habt Ihr denn nicht das Mädchen erkannt, das heute bei uns war?« fragte Alexander.
    »Ich bin erst seit drei Monaten in dieser Gegend und so gut wie nie auf Askinge gewesen. Nur wegen der Eskapaden der fatalen Herzogin. Besagte Molly habe ich nicht getroffen. Auch nicht die andere.«
    Das Boot glitt unter ihnen vorbei. Tancred sah direkt auf die Frau hinunter, die auf dem Boden des Bootes lag. Die, die Molly hieß. Sie war in einen kostbaren Umhang gehüllt, und so weit er an dem aufgedunsenen Gesicht sehen konnte, war sie älter als seine… Als seine was?
    »Aber wer liegt denn bei uns zu Hause?« fragte er mit zitternder Stimme. »Die, die ich…«
    »Kann keine andere als Jessica Cross sein«, sagte der Vogt.
    »Das paßt auch besser. Ich fand nämlich Molly für ein einfaches Dienstmädchen verblüffend gebildet und kultiviert. Hast du nie darüber nachgedacht, Tancred?« fragte sein Vater.
    Er hätte es tun sollen. Ihr heftiger Widerwillen, als er ihr eine Münze zustecken wollte, fast wie ein Almosen…
    »Nein«, sagte der Junge zahm. »Ich war wohl nur verliebt.«
    Und so wurde er langsam von Wut ergriffen.
    Sie hatte ihn betrogen. Ihn zum Narren gehalten! Mit seinen Gefühlen gespielt. »Ich will sie nie wiedersehen«, flüsterte er.
    »Na, na«, sagte Alexander warnend, »laß uns erst mal sehen, was das alles zu bedeuten hat. Kalt und nüchtern. Hinterher kannst du deinen Gefühlen freien Lauf lassen.« »Aber das verstehst du nicht, Vater! Sie ist die erste, für die ich etwas empfunden habe!«
    »Ich verstehe es sehr gut. Wenn es unbedingt nötig ist, so gehe irgendwo hin und reagiere dich ab. Aber in dieser Stimmung gehst du besser nicht nach Hause zu Ursula.« »Nach Hause«, sagte Tancred mit gebrochener Stimme. »Da geh ich nun wirklich nicht mehr hin. Ich will so lange gehen, bis ich umfalle …«
    »Tu das«, sagte sein Vater kühl. »Da finden wir an ein und demselben Tag gleich zwei tote Frauen, und du denkst nur an deine verletzte Eitelkeit. Ohne überhaupt zu versuchen, den Grund für die Handlungsweise der

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