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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Fassung. Dann atmete er tief durch.
    »Naja, ich werde wohl besser alles sagen. Als ich angeritten kam, war Graf Holzenstern gerade dabei, Tancred ins Gras zu legen. Er erklärte, daß der Junge in der Burg aufgetaucht war, und daß die Herzogin ihm ein narkotisches Mittel gegeben hatte, da sie ja den Grafen erwartete. Sie wollte Tancred eigentlich verstecken, um dessen Gesellschaft gleich nach dem Fortgang des Grafen zu genießen, aber das wollte Holzenstern nicht. Er wollte sie ja nicht mit allen teilen. Er hat den Jungen dann an einem sicheren Platz in der Nähe von Ursula Horns Gut hingelegt, und wir haben uns auf eine Geschichte für Tancred geeinigt. Der Graf ritt nach Hause, und ich weckte den Jungen.«
    Die anderen saßen stumm da. Dieter begriff anscheinend gar nicht, was er da verraten hatte.
    Graf Holzenstern war also der Reiter. Dann war das Rätsel gelöst. Jetzt mußten sie nur noch herausfinden, wer im Boot gewesen war. Wer Molly im See versenkt hatte.
    Dieters Worte brachten den Grafen absolut in Verbindung mit dem Mord an der Herzogin.
    Der Vogt fragte hinterlistig: »Am nächsten Abend seid Ihr dann natürlich nicht zur Burg gegangen?«
    »Natürlich doch. Vor Tancred hatte ich keine Angst. Er hatte die Lüge vom Geisterschloß und der vor langem verstorbenen Hexe ja willig geschluckt.«
    Der Vogt lehnte sich ungläubig vor: »Seid Ihr wirklich in der nächsten Nacht zur Burg gegangen?« »Ja.«
    »Aber die Herzogin habt Ihr wohl nicht getroffen?« »Doch. Wir haben uns köstlich über Tancreds Besuch am vorigen Abend amüsiert.«
    »Ich muß schon sagen«, gab Alexander nach einer langen Pause von sich.
    Sie hatten sich alle geirrt. Die Herzogin war nicht am Abend von Tancreds Besuch ermordet worden. Es war nicht ein von ihr erwarteter Unbekannter gewesen. Jetzt wußten sie ja, daß der Graf der Unbekannte war. Die Herzogin hatte am nächsten Abend noch gelebt. Dieter sah ihre Bestürzung und blickte von einem zum anderen.
    »Wann hast du die Herzogin in der Nacht verlassen?« fragte Tancred.
    »Das ist eine gute Frage«, murmelte der Vogt. Tancred war ganz stolz.
    »Tja«, sagte Dieter, »laß mal sehen… Ich kam sehr früh. Es kann also nicht so sehr spät gewesen sein. Aber es war schon dunkel. Ich glaube, es war im Laufe des Abends, denn Mutter war noch auf, als ich nach Hause kam.« »Und die Herzogin lebte, als Ihr sie verließt?« »Oh ja!«
    »Und danach?« fragte Alexander. »Habt Ihr die Herzogin noch einmal gesehen?«
    »Nein. Am nächsten Abend war der Graf dran. Und gestern bin ich nicht hingegangen.« »Warum nicht?«
    »Weil meine Mutter Damenbesuch hatte, und ich alle der Reihe nach heimfahren mußte. Hinterher war es so spät, daß ich keine Lust mehr hatte, an fordernde Schäferstunden auch nur zu denken.« »Ist das die Wahrheit?«
    »Ich schwöre, daß alles was ich heute abend gesagt habe, wahr ist.«
    Der Vogt erhob sich. »Naja, dann haben wir jetzt keine weiteren Fragen. Möglicherweise kommen wir noch einmal wieder.«
    Alexander hatte sich auch erhoben. »Einen Augenblick! Junger Mann, könnt Ihr sagen, ob Ihr jemanden gesehen habt, als Ihr das Zimmer der Herzogin nach Eurem letzten Besuch verlassen habt?«
    Dieter versuchte, die Frage zu verdauen. »Nein«, sagte er langsam, »das habe ich nicht. Aber…« »Was denn?«
    »Als ich die Burg verließ… war das Pferd so unruhig. Und es raschelte im Wald. Ich dachte, ein Tier hätte mein Pferd erschreckt. Es könnte auch ein flüchtender Mensch gewesen sein. Aber das kann ich nicht beschwören.« Der Vogt nickte. »Wenn es so war, muß es der Mörder der Herzogin gewesen sein. Als wir sie fanden, war sie seit zwei-drei Tagen tot. Sie muß in der Nacht ermordet worden sein. Ihr wart da, Herr Dieter.«
    Er schauderte. »Ein sehr unbehaglicher Gedanke!« Sie überließen ihn seinen eigenen Gedanken. Draußen sagte der Vogt zu Tancred:
    »Diese Stimme, die Ihr im »Traum« gehört habt, Euer Gnaden… Vom Fährmann, war es eine Männer- oder eine Frauenstimme?«
    »Ich bin mir fast sicher, aber laßt mich noch einmal nachdenken.« »Das ist ausgezeichnet.«
    Sie schwiegen während sie aufs Pferd stiegen. »Es war eine Männerstimme«, sagte Tancred dann. »Ganz ohne Zweifel. Ich habe ihn ja auch gesehen. Die stechenden Augen. Das groteske, verdrehte Gesicht. Es war ein Mann.«
    »Verdreht, wie du von den verabreichten Rauschmitteln warst, ja«, sagte Alexander. »Es kann auch ein ganz gewöhnliches, sympathisches Gesicht gewesen

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