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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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vielleicht gibt es auch jemanden, der ihn beseitigen möchte.«
    »Glaubt Ihr, daß er Molly im Stall erschlagen hat? In dem Glauben, es sei Jessica?« »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Denn das hätte er ja beim Zusammenziehen der Kordel gesehen.« Sie trieben ihre Pferde noch mehr an.
    »Es ist viele Stunden her, daß wir dort waren«, sagte Alexander. »In der Zeit kann viel passiert sein.« Tancred verstand nicht viel von ihrer Unruhe. Sie stürmten auf den Hof, der im Dunkeln lag. »Aufstehen, aufstehen! Der Vogt kommt mit seinen Männern!« rief der Vogt.
    Er sprang vom Pferd und klopfte an die Tür.
    Endlich wurde drinnen Licht gemacht, und eine ängstliche Dienerin öffnete.
    »Haben wir nicht schon genug Unannehmlichkeiten hier?« sagte sie kurz.
    Der Vogt ging hinter ihr hinein. »Sind alle wohlauf?« »Alle?« schnaubte die Frau. »Molly ist tot, die Herzogin ist tot, und Fräulein Jessica ist verschwunden.« »Nein, ich meine die Holzensterns. Weck sie, damit ich sie sehen kann!«
    »Was ist das für ein Krach?« war die Stimme des Grafen zu hören, und alle drei erschienen im Nachtzeug. »Gut«, sagte der Vogt. »Wo wohnt Euer Kutscher, Gräfin?«
    »Mein Kutscher? Was wollt Ihr von ihm?« Der Vogt wurde wütend. »Beantwortet meine Frage!« knurrte er. Die ganze Familie erstarrte vor lauter Mißbilligung. Die Dienerin sagte schnell: »Er wohnt im Gesindeflügel. Aber ich glaube nicht, daß er jetzt da ist. Gerade als ich ins Bett wollte, lief er in den Wald. Er war so komisch gewesen, hat den ganzen Abend nur im Stall gesessen.« »In den Wald. Wann?«
    »Ist noch nicht lange her. Als Ihr ankamt, hatte ich gerade das Licht ausgemacht.«
    »Komm mit und zeig uns den Weg! Hatte er etwas bei sich?«
    »Ein Tau. Er sollte wohl irgendwo ein Pferd abholen.« »Im Wald? Zu dieser Jahreszeit? Komm jetzt!« Gleich darauf ritten sie in gestrecktem Galopp in Richtung Wald. Aus der Entfernung sahen sie, wie eine riesengroße Eiche sich gegen den Himmel erhob. Dorthin lenkten sie ihre Pferde.
    Sie kamen gerade noch zeitig genug, um den Aufprall zu hören, als er vorn Ast sprang. Alexander stürzte vor, zog sein kurzes Schwert und schlug das Seil mit einem einzigen Hieb durch.
    »Trotz Eurer Behinderung seid Ihr ein schneller Mann, Euer Hochwohlgeboren.«
    »Behinderung… Ach, mein Bein! Das hat nichts zu sagen. Schnell jetzt!«
    Sie halfen einander, die Schlinge vom Hals des Mannes zu lösen. Tancred sah wie gelähmt zu, er war nicht richtig bei sich. Er war so überrascht, daß jemand seinen geliebten Vater als behindert bezeichnet, daß er fast rot sah. Zu Hause bemerkte niemand, daß Alexander Paladin hinkte oder das linke Bein leicht nachzog. Sie wußten, daß er im Dreißigjährigen Krieg schwer verwundet worden war, und daß Mutter und er sehr um seine Genesung gekämpft hatten. Mehr war dazu nicht zu sagen.
    Die beiden Männer halfen dem halberstickten Mann auf die Füße, damit er Luft bekam.
    »Ich will sterben«, jammerte der Mann. »Molly ist tot. Für wen soll ich noch leben?«
    »Du bist noch jung«, sagte der Vogt. »Fang irgendwo wieder neu an. Gute Kutscher werden überall gesucht. Du hast Molly also nicht erschlagen?« »Ich? Sollte ich meiner Molly was tun?« »Nein, aber vielleicht Fräulein Jessica?«
    »Nie im Leben! Ist nicht meine Art. Sie starb durch einen Unfall, sie hat sie gestoßen, und sie hat sich beim Fallen dann den Kopf aufgeschlagen und war tot. Sie war so unglücklich, und ich bin mit ihr gegangen, um sie im See zu versenken, damit sie mir keine Schwierigkeiten macht. Sie ist immer hinter mir her gewesen…«
    »Halt, stop«, sagte der Vogt, »das sind zu viele ›sie‹. Benutz bitte Namen! Oder soll ich es tun? Gräfin Holzenstern behauptete also, daß sie Jessica Cross so unglücklich geschubst hat, daß das Mädchen fiel und dabei ums Leben kam. Danach war die Gräfin sehr verzweifelt, und du hast dich bereit erklärt, Jessica im See zu versenken, denn niemand hätte der Gräfin geglaubt - und das ist kein Wunder! - und die Gräfin hat dir gedroht, damit du es tust.«
    »Ja, genau das habe ich doch gesagt«, fauchte der Mann heiser, eine Hand an der Kehle haltend. »Ich bin vorbestraft, versteht Ihr, und sie hatte mich allergnädigst als Kutscher eingestellt, aber sie hat meine dunkle Vergangenheit ausgenutzt, um mich zu allem Möglichen zu zwingen. Sie hat gedroht, es zu erzählen - oder mich rauszuwerfen. Damit drohte sie jetzt auch, und ich wagte nicht zu

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