Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
der Scheunen?«
»Doch. Aber ich weiß nicht, ob man einen guten Kilometer als ziemlich nah bezeichnen kann.« »In diesem Fall schon«, antwortete der Vogt, der die Frage stellt hatte. »Das war nun jene Nacht. Wollen wir uns die nächste vornehmen? Als Tancred im Wald herumirrte. Da wurde Molly ganz eindeutig im See versenkt. Und der umnebelte Tancred wurde von einem unbekannten Reiter mit dem Pferd von Alt-Askinge am Strand entlanggeführt. Es waren also zwei. Warum hast du ihn hierher gebracht, er hat hier nichts zu suchen, sagte der Mann im Boot zu dem Reiter.«
»Da haben wir die Verbindung zwischen den zwei Morden.« sagte Alexander. »Aber wen hat die Herzogin erwartet, als Tancred auf der Burg auftauchte? Holzenstern? Oder Dieter? Cecilie, sieh du bitte nach Jessica, während wir fortreiten, um mit dem jungen Mann zu reden. Er hat viele Fragen zu beantworten.« »Wollt ihr denn nichts essen?«
»Essen? Wer hat denn jetzt für so etwas Zeit?« fragte Alexander. Und so waren sie fort, alle drei.
7. KAPITEL
Der Besuch bei Dieter war nur kurz Dem jungen Mann waren die Gerüchte bereits zu Ohren gekommen, und obwohl es schon spät am Abend war, hatte er sich noch nicht schlafen gelegt.
Er schloß die Türen zu den inneren Räumen. »Ich möchte nicht, daß meine Mutter etwas hört. Bitte nehmt Platz!«
Als sie sich alle etwas steif hingesetzt hatte, zeigte Dieter, daß er Angriff für die beste Verteidigung hielt. »Ich habe Euch erwartet. Ich nehme an, Ihr kommt wegen der Herzogin?« »Nicht nur. Auch wegen Molly.«
»Mit Molly habe ich nichts zu tun. Absolut gar nichts. Aber was die Herzogin anbelangt, bin ich bereit, alle Karten auf den Tisch zu legen.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Vogt. »Fangt an!« »Ja… Also unter uns Männern: Ihr versteht sicher, daß es in so einem Dorf wie diesem manchmal ziemlich öde sein kann. Die Herzogin war wie ein frischer Wind inmitten all dieser scheinheiligen, frommen Moral. Sowohl der Graf als auch ich wußten voneinander…«.
»Einen Augenblick«, unterbrach der Vogt. »Waren da außer euch nicht noch welche?«
»Am Anfang vielleicht… Da hat das halbe Dorf auf der Lauer gelegen. Aber es gab zu viele Skandale, und sie mußte das Kirchspiel verlassen. Damals kam Graf Holzenstern mit dem Vorschlag zu mir, sie in AltAskinge unterzubringen.«
»Warum um alles in der Welt mußte er denn zu einem Rivalen gehen?«
Dieter beugte den Kopf und räusperte sich. »Die Herzogin war sehr… anspruchsvoll. Ein Mann allein konnte ihre Bedürfnisse nicht befriedigen. Und ich gehörte ihrer Gesellschaftsschicht an. Er brauchte sie dann nicht mit wer-weiß-wem zu teilen.«
»Ich verstehe. Wer hat das Zimmer möbliert?« »Das haben wir gemeinsam gemacht. Überall etwas zusammengesucht und nach oben getragen, immer nur ein paar Stücke. Das Bett stand natürlich schon vorher da. Wir haben es nur repariert.«
»Und dann habt ihr sie abwechselnd besucht?« »Ja. Jeden zweiten Abend. Manchmal auch am Tage.« »Und die Herzogin hat die Vereinbarung akzeptiert?« »Sie war hingerissen! Sie war ja fast in ganz Dänemark unerwünscht. In einigen Teilen Deutschlands auch.« »Aber das konnte auf die Dauer doch nicht gut gehen?« »Nein, mir wurde die Sache schon lästig. Dem Grafen auch. Es wurde ihm zuwider, sagte er. Außerdem machte er Andeutungen über ernsthaftere Interessen. Mit der Herzogin war alles nur ein Spiel. Eine Entladung, wenn ich es mal so grob sagen darf.«
»Und in der Nacht als Molly starb? Wer war da bei der Gräfin?«
»Das war Sonntagnacht, nicht wahr? Da war ich an der Reihe.« »Aber Ihr hattet Besuch von Stella?«
Er seufzte. »Oh ja! Ich dachte, sie würde nie gehen. Mutter und sie haben sich den ganzen Abend über Klöppelspitzen unterhalten.«
»Aber Ihr seid noch zur Burg gegangen?«
»Zur Herzogin konnte man zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen.
»Und nächste Nacht war Graf Holzenstern dran?« »Ja. Am nächsten Morgen bin ich früh ausgeritten und fand am Waldrand den jungen Herrn Tancred. Ich war ziemlich erschrocken, als er anfing, etwas von einer Burg und Salina zu murmeln. Aber der Graf, sie und ich hatten uns geeinigt, die alte Sage von der Hexe zu erzählen, falls jemand sich dorthin verirrte. Mit Tancred war es ganz einfach. Er war ja nur zu einem kurzen Besuch hier. Ich habe ihm eingeredet, daß es die Burg nicht gibt.« »Aber Holzenstern machte genau dasselbe!« sagte Alexander unmittelbar.
Für eine Sekunde verlor Dieter die
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