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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Tancreds Kindheit und alle seine merkwürdigen Einfälle zusammen. Auch wenn die Stimmung sehr gemütlich war, bemerkte Jessica doch die tiefe Trauer in ihren Augen, Trauer darüber, daß der Sohn sich im Laufe des letzten Jahres so verändert hatte. Endlich kam der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. Cecilie erhob sich. »Jetzt gehe ich erst einmal in die Küche und bestelle uns etwas besonders Gutes. Das muß gefeiert werden!«
    Sowie sie allein waren, sagte Jessica zu Alexander: »Kann ich mit Euch unter vier Augen sprechen?« Er sah sie fragend an. »Natürlich! Geht es um finanzielle Fragen? Um die Zukunft von Askinge?« »Das nicht gerade.« »Komm mit in mein Arbeitszimmer.«
    Er hinkte ihr voraus, schloß die Tür und bot ihr einen Stuhl an. »Nun?« lächelte er fragend.
    Jessica hatte Angst, schreckliche Angst. Sie mußte es tun. Es gab keinen anderen Ausweg. Sie schluckte. »Gestern Abend hat Tancred mir anvertraut, was ihn so bekümmert.«
    Alexander fuhr halb aus dem Stuhl hoch. »Was sagst du da? Wir müssen Cecilie holen.«
    »Nein, wartet. Vielleicht später. Ach, ich weiß nicht.« Er setzte sich wieder und sah sie sehr streng an. Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Das hier ist nicht gerade leicht für mich, und ich kann Tancred gut verstehen. Er hat mir verboten, Euch etwas zu erzählen. Aber ich tue es trotzdem. Es ist das einzig Richtige.« Alexander nickte.
    Sie schluckte wieder und verzog vor lauter Unbehagen das Gesicht. Sie hatte beschlossen, direkt zur Sache zu kommen, ohne irgend welche Ausflüchte. »Tancred wird seit anderthalb Jahren erpreßt. Von einem Mann namens Hans Barth.«
    Sie hatte gehofft, er würde sie fragend ansehen - oder lachen. Aber das tat er nicht. Alexander Paladin wurde kreidebleich im Gesicht. »Was sagst du da?« flüsterte er.
    Einen Augenblick glaubte sie, er werde ohnmächtig, so bleich war er. Als sein Gesicht wieder Farbe bekam, tat er etwas, was sie sehr überraschte.
    Er erhob sich und ging schnell zur Tür. »Cecilie!« rief er, während er die Tür öffnete. Und noch einmal: »Cecilie« Seiner Stimme waren grenzenlose Wut und Verzweiflung anzuhören.
    Tancreds Mutter stürzte herbei. »Was ist denn Alexander?« rief sie. »Du hörst dich an, als wenn es brennt.«
    Sie betrat das Zimmer, elegant und jugendlich wie immer. Alexander war jetzt aschgrau im Gesicht. »Tancred hat sich Jessica anvertraut. Er wird erpreßt - von Hans Barth.«
    Cecilie mußte sich stützen. Mit vor den Mund geschlagenen Händen stöhnte sie: »Nein! Oh nein! Unser kleiner Tancred!«
    Für sie war er noch immer ein kleiner Junge.
    Alexander wirkte wie ein vom Unglück verfolgter Vater in einer griechischen Tragödie. »Mein Sohn! Mein Sohn! Er hat sich an meinen Sohn herangemacht!«
    »Wußtest du, daß er seine Strafe abgesessen hat und wieder draußen ist?«
    »Ich hatte ihn völlig vergessen. Das ist die gerechte Strafe«, sagte Alexander, ohne zu wissen, daß Stella Holzenstern vor gar nicht langer Zeit die gleichen Worte ausgesprochen hatte. »O, mein Gott!«
    Cecilie riß sich zusammen. »Erzähl jetzt alles, Jessica! Wir werden es schon schaffen. Da wird Alexanders Wort gegen seines stehen, und wir haben alle Vorteile auf unserer Seite.«
    »Also«, sagte Jessica bestürzt über die entsetzliche Reaktion, die ihre Worte hervorgerufen hatten, »es sieht so aus, als ob dieser Mann einen Brief hat.« Die beiden anderen sahen einander an.
    »Einen Brief?« fragte Alexander. »Aber ich habe doch keinen Brief geschrieben?«
    »Das habe ich Tancred auch gesagt«, erwiderte Jessica. »Das kann sich nur um Betrug handeln. Es muß so sein.« Sie fühlte ein Weinen in ihrer Kehle, denn das hier war viel schlimmer, als sie erwartet hatte. Alexander bestritt gar nichts, und Cecilie wußte von allem. Jessica war so verwirrt und traurig, daß sie am liebsten davongerannt wäre, um bei Tancred Schutz zu suchen. Aber er war fortgeritten.
    »Bist du sicher?« fragte Cecilie ihren Mann.
    »Natürlich bin ich… Nein«, flüsterte er. »Du lieber Gott, nein, ich habe einmal einen Brief geschrieben.« »Aber Alexander, wie konntest du nur?!«
    Er schlug die Hände vor das Gesicht. »Das war ganz am Anfang. Ich dankte ihm für sein… Verständnis und seine Hilfe«, schloß er mit leiser Stimme.
    Jessica saß mit unglücklichen Augen da. Cecilie setzte sich neben sie.
    »Kleine Jessica, du mußt das verstehen und es Tancred erzählen: Sein Vater hatte während der Kindheit unbehagliche

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