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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Das Abendessen bestellte er für sie beide aufs Zimmer.
    Nachdem sie, größtenteils schweigend, gegessen hatten, und die Wirtin wieder abgeräumt hatte, schloß Tancred die Tür für die Nacht ab. Jessica wollte gerade die Fensterläden schließen, als seine Arme sich von hinten um sie legten.
    »Jessica, Liebste, was sollen wir nur tun?« flüsterte er wehmütig. »Wagst du es, mich mit dem Klotz am Bein zu nehmen?«
    Sie drehte sich um und sah in sein unglückliches Gesicht. »Du weißt, daß ich es wage. Wenn ich jemandem etwas bedeute, schaffe ich das Unglaublichste. Nur, dich leiden zu sehen, ohne zu verstehen warum, das schaffe ich nicht.«
    »Möglich, daß es für uns Armut und Ruin bedeutet.« »Und ich habe Angst vor der Armut?« »Und eine ganz unerträgliche Schande.«
    Sie strich ihm über die Wange. Die Finger fuhren über seine Augenbrauen und entlang seines Kinns. Das war zuviel für Tancred. Er riß sie heftig an sich und küßte sie direkt unter dem Ohr auf den Hals.
    »Hilf mir, Jessica, um Gottes willen, hilf mir, ich schaffe das nicht länger allein!«
    »Ja, laß mich dir helfen, Liebster«, flüsterte sie völlig berauscht von seiner Nähe.
    Im nächsten Moment hatte er ihren Mund mit einem so desperaten Kuß gefunden, als sollten sie einander danach nie wiedersehen. Ein heißes Gefühl durchströmte Jessica, als stehe ihr ganzer Körper in Brand und als werde die Haut lebendig, als wäre Tancred plötzlich ein Teil ihrer selbst, gleichzeitig jedoch unerträglich spannend und fremd.
    Er löste sich mit einem tiefen Seufzer von ihrem Mund. »Warte mit der Antwort… ob du mich heiraten willst.. . bist du alles gehört hast…«
    Ihr Herz klopfte schnell. »Ich bin bereit, alles anzuhören. »Nein«, sagte er und ließ sie los. »Ich kann nicht sprechen, wenn du so nah bei mir bist.«
    Sie sah sich hektisch im Zimmer um. »Wir ziehen die Schuhe aus und legen uns aufs Bett«, schlug sie vor, »da sind wir einander nahe, ohne uns zu berühren. Wenn wir uns gegenüber auf den Sesseln sitzen, kriegen wir keinen Kontakt mit einander.«
    Er folgte ihrem Vorschlag und löschte das Licht. »Das Ganze ist furchtbar schwierig«, begann er. »Das habe ich schon verstanden.«
    »Es betrifft nämlich jemand anderen. Jemanden, der mir sehr nahe steht, und den ich wirklich nicht bloßstellen möchte. Auch dir gegenüber nicht.«
    Jessica sagte vorsichtig: »Aber es ist wohl notwendig, wenn wir beide zusammen leben wollen.«
    »Ja, das habe ich auch eingesehen. Ach Jessica, es ist so entsetzlich schwierig!«
    Er drehte sich zu ihr um. Sie hob seinen Kopf zu sich herüber, und sie legte ihren Arm stützend darunter. Mit einem Arm über sie gelegt flüsterte er:
    »Vor ungefähr anderthalb Jahren kam ein Mann zu mir, während ich allein an einem Tisch beim Essen saß. Er erzählte mir die entsetzlichsten Dinge über eine mir sehr nahestehende Person. Erst dachte ich, der Mann sei betrunken oder verrückt oder auf irgendeine Weise krank. Aber er sagte, er besitze einen Brief, der seine Aussage beweisen könne.«
    Zu ihrer Bestürzung merkte Jessica, wie eine warme Träne ihren Hals herunterlief. Sie strich Tancred liebevoll, sanft und vorsichtig über das dunkle Haar, das sie immer so besonders schön gefunden hatte.
    »Der Mann brauchte Geld«, fuhr er fort, »sonst wollte er überall erzählen, was in dem Brief stand. Das würde einen Skandal sondergleichen, eine Tragödie geben.« »Hast du den Brief gesehen?«
    »Nicht aus der Nähe. Aber die Handschrift stimmte.«
    »Er kann dich belogen haben.«
    »Das habe ich ihm tausend Mal gesagt. Immer hat er damit gedroht, den Brief zu veröffentlichen, und gedroht, ihn meiner Mutter zu zeigen. Und das durfte nicht geschehen!« »Es handelt sich also um deinen Vater?«
    Tancred holte tief Luft. »Ja. Erst dachte ich, was der Mann da behauptete, sei so entsetzlich dumm, daß ich ihm direkt ins Gesicht gelacht habe. Später habe ich dann gehört, daß es so etwas gibt.«
    Jessica wartete, ohne die geringste Ahnung, was jetzt kommen würde. Tancred machte nicht den Eindruck, als könne er seinen Bericht fortsetzen. »Wie hieß der Mann?«
    »Hans Barth. Er sagte, er hätte die besten Jahre seines Lebens im Zuchthaus verbringen müssen - während mein Vater freigesprochen wurde. Jetzt wolle er für seine Leiden entschädigt werden - und mein Vater solle dafür büßen. Durch mich. Darum ging er auf mich los.« Tancred merkte gar nicht, daß seine Hand sich in Jessicas

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