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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Männer…? Es würde nur zu einer winzigen Portion für jeden reichen. Ob sie sie bitten konnte, am nächsten Tag wiederzukommen?
    Bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, kam der Vogt mit schweren Schritten herein. Das heißt, sie wußte ja nicht, daß es der Vogt war, aber die anderen sprachen ihn so an.
    »Schau an, schau an, was für ein zahlreicher Besuch. Habt Ihr Joel Nachtmann etwa bestochen, damit er den Mund hält?«
    »Redet keinen Unsinn«, sagte Brand. Ihm lag der Vogt so gründlich quer, daß er nicht einmal den Versuch machte, höflich zu sein.
    »Wie ich gesehen habe, liegt auf dem Hof schon ein Todesomen.«
    »Ja«, sagte Kaleb. »Jemand hat es dort aufgebaut, während Hilde im Stall war. Seid Ihr auf dem Weg hierher jemandem begegnet?« »Nein. Aber der Wald ist ja groß.«
    Joel Nachtmann wurde von Panik ergriffen, als er von dem Todesomen hörte.
    »Die wollen mir ans Leben! Ich weiß es, die wollen mir den Hals umdrehen, nur weil ich zufällig gesehen habe… » »Zufällig gesehen, was denn?« fragte der Vogt. »Nichts, es war nichts.«
    »Doch!« sagte Andreas. »Heraus mit der Sprache!« »Moment mal, ich führe hier das Verhör«, sagte der Vogt wichtigtuerisch. »Was hast du gesehen, Joel Nachtmann?« »Ach, eigentlich nichts«, sagte der Mann, nun etwas kleinlauter. »Nur einen Wagen. Der stand im Frühjahr unten am Weg. Mehr nicht.« »War das in der Nacht?« fragte Brand.
    »Ja. Spät am Abend.« Seine Stimme wurde bitter. »Der Nachtmann ist nur bei Dunkelheit draußen.« »Hast du erkannt, wer das war?«
    »Nein, der Wagen war leer. Der stand einfach da. Als ich das nächste Mal vorbeikam, war er fort.«
    Während des Gesprächs stand Hilde die ganze Zeit im Hintergrund, den Blick unverwandt auf Andreas gerichtet. Ihr schien, daß sie nie zuvor einen so stattlichen Mann gesehen habe, es tat richtig weh in der Brust. Die Männer hörten so gebannt zu, was ihr Vater zu sagen hatte, daß keiner sie beachtete. »Wie sah der Wagen aus?« fragte Andreas.
    »Wie er aussah? Wie ein Wagen eben. Außerdem war es ja dunkel.« »Und das Pferd?« »Häh?«
    »Wie das Pferd aussah!« wiederholte Andreas ungeduldig. »Das weiß ich nicht. Braun, denke ich.«
    »Na herzlichen Glückwunsch«, murmelte Kaleb. »Hast du etwas gehört?« fuhr Andreas fort. »Keinen Mucks.«
    »Aber ich habe vorhin etwas gehört«, wisperte Hilde und erschrak über ihre Unbescheidenheit. Alle wandten sich ihr zu, und wieder verbarg sie ihr Gesicht hinter der Schürze.
    »Hier werde ich gefragt«, sagte der Vater in dem barschen Ton, in dem er offenbar immer mit seiner Tochter sprach. »Nun, Hilde?« sagte Mattias.
    Verwirrt darüber, wem sie denn jetzt gehorchen sollte, sagte sie zuerst »Entschuldigung« zu ihrem Vater und wandte sich dann an Mattias. »Als ich aus dem Stall gekommen bin. Ich habe etwas im Wald gehört.« »War es ein Mensch?«
    Sie zögerte. »Nein, es hörte sich eher an wie etwas, das humpelt. Sich hastig auf Pfoten fortbewegt. Wie ein großes Tier.« Die anderen wechselten Blicke.
    »Und dann habe ich Euch gesehen. Ihr kamt aus der entgegengesetzten Richtung.«
    Nach einer Pause sagte der Vogt leichthin:
    »Aha, Werwölfe kommen jetzt also mit Pferd und Wagen daher. Auch nicht schlecht.«
    »Werwölfe?« sagte Hilde mit schreckgeweiteten Augen. »Könnt Ihr nicht endlich mit diesem Unsinn aufhören!« fauchte Brand wütend.
    »He, was war das von wegen Werwölfe?« jammerte der Henkersknecht in seinem Bett.
    »Adi, unser verehrter Herr Vogt fabuliert bloß über Hexerei und schwarze Magie - nur weil er weiß, daß das Eisvolk vor vielen Generationen einmal etwas von Zauberei verstand.
    Er behauptet, daß die Frauen in Stücke gerissen wurden. Das ist dummes Geschwätz?
    »Was wißt Ihr denn schon«, sagte der Vogt, und alle konnten hören, wie sehr er sich in seiner Würde gekränkt fühlte. »Nehmt Euch bloß in acht, sonst seid Ihr es am Ende, der am Galgen hängt!«
    »Jetzt droht er auch noch«, sagte Brand und drehte dem Vogt verächtlich den Rücken zu. »Ein Mann von so geringem Verstand, daß er die Leichen verbrennen läßt, damit sie nicht im Tode noch irgendwelche Hexenkünste ausüben können, sollte nicht über andere Gericht halten. Aber zum Glück haben wir ja Kaleb, jedenfalls einen vernünftigen Menschen, auf den wir uns verlassen können.«
    Der Vogt schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Na wartet nur«, knurrte er. »Ich werde Euch das Messer schon noch an die

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