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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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den Vater nur verteidigen?
    Aber war das nicht…? Doch, das war ja der Doktor - mit Herrn Andreas und noch ein paar anderen. Und die kamen jetzt? Wo sie doch noch den Stallrock anhatte und…
    Eine flammende Verzweiflung packte sie. Konnte sie es schaffen, sich umzuziehen?
    Im nächsten Augenblick zuckte sie zusammen. Was war das? War jemand auf dem Hof gewesen, während sie im Stall arbeitete?
    Vorsichtig näherte sie sich dem unbekannten Gegenstand mitten auf dem Hofplatz.
    Ein großer Grassoden lag auf der Erde, und darüber war eine Kanne gestülpt.
    Es gab Hilde einen Stich ins Herz. Wer war hiergewesen - und wer wollte ihnen so etwas Böses?
    Sie warf einen Blick zur Tür, aber die sah ordentlich verschlossen aus, so wie sie sie hinterlassen hatte. Gott sei Dank, daß die Männer gerade jetzt kamen! Sie lief ihnen entgegen, gerade als sie das Gatter zum Hof öffneten. Erst als sie bei ihnen angekommen war, fiel ihr ein, daß ja zwei fremde Männer dabei waren. Sie knickste tief vor ihnen und schlug die Schürze vors Gesicht.
    »Was ist denn los, Hilde?« sagte Mattias. »Du siehst so aufgeregt aus.«
    »Schaut nur!« zeigte sie und versuchte ihre Verlegenheit zu vertuschen. »Schaut den Hofplatz an. Jemand war hier, als ich im Stall war und die Kuh gemolken habe.« Seltsam, aber jetzt, wo zwei fremde Männer dabei waren, kamen ihr der Doktor und Andreas Lind vom Eisvolk wie zwei alte Bekannte vor. Sie betraten den Hofplatz. »Verdammt«, murmelte Mattias. Kaleb verstand gar nichts. »Was ist das?«
    »Das ist ein Zauber«, sagte Brand. »Und zwar ein ziemlich bekannter.« »Und was bedeutet das?«
    »Daß man Kranken den Tod an den Hals wünscht.« »Geht es deinem Vater schlechter?« fragte Andreas. Hilde schlug die Augen nieder. Noch nie hatte ein Mann sie so direkt angesehen. »Nein, mir schien sogar, daß es ihm besser geht.«
    »Dann wirkt der Zauber nicht. Können wir deinen Vater sehen?« »Aber natürlich. Bitte!«
    War drinnen alles in Ordnung? Die frisch gewaschene Unterwäsche! Lieber Himmel! Hilde schlüpfte vor den Männern ins Haus, riß die Wäsche von der Leine und versteckte sie in der Speisekammer. Sie zog die Stallkleidung aus, während die Männer nach dem Vater schauten. Voller Verzweiflung wurde ihr bewußt, daß ihr Sonntagskleid außer Reichweite hing. Wohl oder übel mußte sie ihr Alltagskleid anziehen.
    Die Enttäuschung brannte in ihr. Jetzt kamen sie vielleicht nie mehr wieder. Und dabei hatte sie alles so schön vorbereitet - für morgen!
    Als sie auf die Kammer zuging, hörte sie die Stimme des Vaters. Das Sprechen bereitete ihm Mühe.
    »…ganz alleine hier liegen, während die nichtsnutzige Schlampe nur noch die feinen Herren im Kopf hat! Gebacken hat sie schon wieder! Und den ganzen Tag den Fußboden gescheuert, so daß ich kaum einen Happen zu essen gekriegt habe!«
    Andreas entgegnete scharf: »Ich finde, Hilde ist dir eine ausgezeichnete Tochter. Wie würde es dir wohl ergehen, wenn du sie nicht hättest?«
    Der Henkersknecht schnaubte verächtlich. »Ha, dann würde es mir besser gehen. Dann hätte ich längst wieder eine Frau. Aber welches Weib will schon in ein Haus, in dem eine ältliche Tochter regiert? Das gibt doch nur Streit und böses Blut.«
    »Es liegt wohl kaum an Hilde, daß die Frauen einen Bogen um dein Haus machen«, knurrte Andreas. »Aber wir werden dafür sorgen, daß sie ein eigenes Zuhause bekommt. Sie hat es verdient - und du kannst dann selbst sehen, wie du zurecht kommst.«
    »Hat sie darum gebeten?« fragte der Henkersknecht barsch.
    »Sollte mich nicht wundern, hier war es ihr ja nie fein genug. Sie ist genau wie ihre Mutter, hält sich für was Besseres und redet über Musik und Blumen und all so'n Zeug. Kann sogar lesen, pfui Teufel. Das hat sie von ihrer Mutter gelernt. Die wollte wohl, daß aus ihr mal was wird.«
    Die vier Männer waren es leid, Joel Nachtmann noch länger zuzuhören.
    »Dreh dich um«, sagte Andreas kalt. »Der Doktor will sich deinen Rücken ansehen.«
    Unter einer Menge Gestöhne wälzte der Mann sich auf den Bauch.
    Sein Zustand sei nicht mehr bedenklich, erklärten die Männer Hilde. Er werde morgen schon wieder aufstehen können.
    Sie stellten sie Brand und Kaleb vor, und Hilde fühlte einen Kloß im Hals. Sie wurde vorgestellt! Genauso, wie es bei vornehmen Leuten üblich war, das hatte ihre Mutter ihr erzählt.
    Sie steckte in einer furchtbaren Klemme. Sollte sie ihnen jetzt die Erdbeeren anbieten? Aber vier

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