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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wie man rangehen muß, aber denen laufen die Weiber hinterher. Also bißchen ruhiger ist es bei mir schon geworden… «
    Er legte den Kopf schräg und dachte nach. »Ich wüßte da eine, die bestimmt nicht abgeneigt wäre… Meint ihr, ich sollte sie fragen?«
    »Ich glaube, die Mädchen wollen, daß man richtig um sie wirbt und sie nicht nur anbettelt, für eine Nacht unter die Bettdecke zu kriechen«, sagte Brand. »Und wenn eine dir einen Korb gibt, dann sind immer noch eine Menge andere übrig.
    »Warst du denn noch nie verliebt, Mann?« wunderte sich Kaleb.
    Jespers Augen wurden riesengroß. »Aber natürlich war ich das! In jede einzelne von ihnen!« Die anderen schmunzelten.
    »Ach, übrigens«, sagte Mattias und zwinkerte dem Liebesungeheuer zu, »hast du denn noch keine Kinder in die Welt gesetzt in all den Jahren, wo du durch die Betten der Frauen gewandert bist?«
    »Ne-hee«, brüstete Jesper sich. »Denn mein Vater selig hat von der lieben Sol einen prima Rat bekommen. Man braucht nur ein paar bestimmte Kräuter zu mischen - dann passiert da nichts.«
    »Das Rezept würden einige kinderreiche Familien sicher gerne haben«, sagte Mattias. »Ich mache mir zum Beispiel Sorgen um eine Häuslerfrau, die gerade das achtzehnte Kind erwartet.«
    »Aber das wird doch sicher ihr letztes sein?«
    »Dem Naturgesetz zufolge, ja. Wenn sie es überlebt.« »Mach dem Mann doch einen Knoten rein«, sagte Andreas trocken.
    Mattias grinste und wandte sich wieder Jesper zu. »Aber wenn du eine gute Frau gefunden hast, legst du die Kräuter doch wohl für eine Weile weg? Denk nur, wie sehr Mutter Rosa sich über ein Enkelkind gefreut hätte!« Jespers gutmütige Augen füllten sich mit Tränen. »Ach ja, die Mama«, seufzte er. »Aber sie hat ja noch die Älteste von meiner Schwester gesehen. Und was hat sie sich über die Kleine gefreut!«
    Mattias bereute, daß er den einfältigen Mann so traurig gemacht hatte. »Du weißt doch, Mutter Rosa und Vater Klaus sitzen oben auf einer Wolke und schauen auf uns alle herab. Ich kann direkt hören, wie sie sich unterhalten: 'Hast du gesehen, was für feine Kinder der Jesper gekriegt hat, Rosa?« »Ja, aber ich habe dir immer schon gesagt, der Junge kann alles, wenn er nur will!'» Jesper grinste unsicher. Sie verabschiedeten sich und überließen es ihm, sich die Sache zu überlegen. Als sie zurückblickten, sahen sie, wie er auf dem Acker stand und hinauf zu den Wolken schaute.
    »Komm bald mal wieder nach Grästensholm«, rief Mattias. »Und bring die Tiere mit! Hier ist es viel zu einsam für dich!«
    Jesper winkte ihnen zu. »Ja, danke für die Einladung!« Sie hatten nicht gewagt, das Thema Werwolf anzusprechen. Er würde noch früh genug davon erschreckt werden.
    »Herr Mattias! Können sie die ganze Zeit alles sehen, was man macht?«
    Mattias wandte sich um: »Keine Angst, Jesper! Engel sind taktvoll. Die ziehen dann einfach den Wolkenvorhang zu!«
    Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Dämmerung kroch langsam herauf, während sie talwärts gingen.
    Mattias blieb stehen. »Sollten wir nicht vorher noch kurz beim Henkersknecht vorbeischauen und sehen, wie es ihm geht?«
    »Ja,«, sagte Andreas. »Ich denke, das sollten wir tun.« Hilde war gerade fertig geworden mit dem abendlichen Melken. Sie nahm den Milcheimer und ging hinaus, mit der Katze auf den Fersen, und verschloß sorgsam die Tür zu dem winzig kleinen Stall. Sie hoffte inständig, daß die beiden Männer, die am Morgen bei ihr gewesen waren, das Gerücht verbreitet hatten, ihr Vater läge im Sterben. Das tat er ja nicht, unter seinem weichgeprügelten Fleisch war er unverletzt. Aber sie hatte eine Heidenangst davor, daß die erbosten Einwohner der Gemeinde in der Nacht hier auftauchen könnten.
    Und im übrigen mußte Vater Joel schon entschuldigen - aber Hildes Gedanken konnten sich nicht so ganz auf sein Elend konzentrieren…
    War auch alles ordentlich genug für die Männer, die morgen wiederkommen würden? Der Brotteig war vorbereitet, das ganze Haus geschrubbt, ihre schönste Bluse hing zum Trocknen auf der Leine und ihr Haar war frisch gewaschen. Nun mußte sie nur noch die Sahne von der Milch schöpfen, damit sie morgen zusammen mit den frischgepflückten Walderdbeeren serviert werden konnte. Jäh hielt sie inne. Jemand schlich im Wald herum. Ein Tier? Sie drehte sich um und spähte hinaus ins Tal. Ach, um Gottes Willen, dort drüben kamen Männer herauf! Was sollte sie tun, womit konnte sie sich und

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