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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Augen wegen all der Kerzen im Zimmer. Drei Menschen drehten sich zu ihr um, eine Dame mit sicherem Auftreten, das sowohl angeboren, als auch durch eine kultivierte Umgebung erworben war und ein junger Mann, dessen Augen Anette mit soviel Güte entgegenleuchteten, daß sie sich am liebsten an ihn gelehnt hätte, um all ihre Angst, ihre Verwirrung und Verzweiflung von heißen Tränen fortspülen zu lassen. Die dritte Person war eine sehr alte Dame mit eleganten Bewegungen.
    Aber es war der Mann im Bett, der Anettes ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Neben ihm saß ein kleiner Junge mit den gleichen Augen wie Dominic und hielt seine Hände über die Brust des Mannes.
    Ein schöner Anblick war Mikael im Augenblick nicht. Einer bewußtlosen Person etwas einzuflößen, war nicht gerade einfach, ja, für den Kranken konnte es sogar lebensgefährlich sein. Der größte Teil des dunkelbraunen Hexengebräus war danebengegangen und rann über sein Kinn auf die Bettdecke. Cecilie, die schnell begriffen hatte, wer die Besucherin war, trocknete ihn mit einem Tuch ab. »O Mikael«, flüsterte Anette kraftlos.
    Ihr Blick fiel auf den Tisch. Sie holte tief Luft und bekreuzigte sich, »Heilige Mutter Gottes!«
    Der Schädel eines Neugeborenen, die getrockneten Fledermäuse, eine eingetrocknete Hand und alle die anderen Dinge mußten bei einer Gläubigen das schlimmste Grausen erwecken. »Aber Ihr könnt doch nicht… das ist ja … «
    »Hier muß man alles versuchen.« Cecilie schnitt ihr einfach das Wort ab. »Was hättet Ihr denn an unserer Stelle getan?« »Gebetet. Zur Heiligen Madonna.« »Hat sie Mikael schon einmal geholfen?«
    »Mikael hat leider nicht den rechten Glauben. Aber mir hat die Mutter Gottes immer beigestanden.«
    Gegen Mikael? dachte Cecilie. Laut sagte sie: »Dann betet eben zur himmlischen Mutter! Wir können jede Hilfe gebrauchen, wenn er wieder zum Leben erwachen soll.« Anette nahm sie beim Wort. Sie kniete vor Mikaels Bett, nahm seine leblose Hand in ihre gefalteten Hände und sprach leise lange lateinische Gebete.
    Cecilie war gerührt - wenn auch gegen ihren Willen. Leise begannen sie mit dem Aufräumen. Auch Mattias fühlte Mitleid mit dem jämmerlichen Wesen, das da betend auf den Knien lag und sich zwischendurch Augen und Nase wischte. Als er fertig war, legte er seine Hand auf ihre Schulter.
    Mit verweintem Gesicht sah Anette zu ihm auf. »Ich habe mich so beeilt«, flüsterte sie mit ihrem französischen Akzent. »Ich habe mich so beeilt. Und trotzdem ist es ihm gelungen.« »Ihr wußtet es also?« »Er hat einen Brief geschrieben.«
    Sie schluckte die Tränen hinunter. »Er hat alles falsch verstanden.«
    Livs Stimme klang sanft. »Mikael hat selbst gesagt, daß nicht seine Ehe schuld daran sei, sondern eine tiefe Schwermut. Eine böse Kraft hatte ihn in seiner Macht. Eine verlorene Seele hatte ihn berührt.«
    Anette sah fragend auf. Sie verstand das alles nicht. Nicht ganz so feinfühlig sagte Cecilie: »Ganz schuldlos seid Ihr aber nicht.« »Cecilie, nicht jetzt«, bat Liv leise.
    Anette beugte den Kopf. »Ihr habt recht«, flüsterte sie Cecilie zu. »Ich habe die größten Schuldgefühle.« Cecilie drückte ihr leicht die Schulter. »Sprecht weitere Gebete, junge Frau! Schaden kann es jedenfalls nicht. Wer weiß, vielleicht hilft es sogar.«
    Welch ein Eingeständnis von Cecilies Seite. Anette sah fragend zu Niklas herüber.
    Liv erklärte es ihr. »Er ist einer der Ungewöhnlichen in unserer Sippe und besitzt eine seltene Gabe. Niklas heißt er. Er und Dominic sind Vettern zweiten Grades. Wenn jemand Mikael retten kann, dann er. Seine Hände haben heilende Kräfte.«
    Anette bekreuzigte sich. »Ein Wunder des Herrn! Ein Heiliger!«
    »Naja«, murmelte Cecilie trocken. »Der kleine Heilige hat manchmal ziemliche Flausen im Kopf.«
    Anette hielt Niklas Hände verkrampft zwischen ihren. »Rette ihn, Niklas! Ich flehe dich an! Er bedeutet so viel für mich.«
    Der kleine Fünfjährige sah ganz verlegen drein. Anette ließ sofort seine Hände los.
    »Ich will dich nicht bei deinen Gebeten stören. Auch wenn sie protestantisch sind. Wir werden zusammen beten, du und ich.«
    Niklas fand, die Dame rede merkwürdiges Zeug, nickte aber. Gebete? Er betete doch nicht!
    Es wurde wieder ganz still im Zimmer, nur Anettes leise Gebete waren zu hören.
    »Ich werde mich etwas ausruhen«, flüsterte Liv. Die anderen nickten.
    Todmüde sanken Mattias und Cecilie auf ihre Stühle. Nach einer Weile merkten

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