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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Cecilie.
    Mattias sah seine Frau an. »Hilde, lauf so schnell wie möglich nach Grästensholm und hol den ganzen Schatz! Die Kräuter und… hol alles! Hier ist der Schlüssel für den Schrank. Tante Cecilie hat recht.« Hilde verschwand.
    »Kennst du denn das Geheimnis der Mittel?« wunderte sich Liv.
    »Nein, das kenne ich nicht«, seufzte Mattias. »Es gab niemanden, der es mir verraten konnte.«
    »Ich werde dir so gut wie möglich helfen«, versprach Liv. »Ich auch«, sagte Cecilie. »Tarjei hat mir einiges gezeigt.« »Zum ersten Mal in meinem Leben wünsche ich mir, ich wäre Hanna. Sie hätte das hier geschafft.« Liv war über ihre eigenen Worte entsetzt.
    Vorsichtig machten die jüngeren Frauen Are zurecht. Tränen liefen ihnen übers Gesicht. Der Alte war der eigentliche Lebensnerv auf Lindenallee gewesen, von allen geliebt. Auch wenn sein Tod nicht unerwartet kam, ging er allen sehr nahe. Es war schwer zu begreifen, daß er jetzt auf immer gegangen sein sollte.
    »Aber jetzt verschwindet das Bett«, sagte Cecilie. »Es sind genug Unglücke darin geschehen!«
    »Werde nicht gleich hysterisch, Cecilie«, fuhr Liv sie scharf an. »Zeig mir ein Haus, in dem noch niemand im Bett gestorben ist! Denk doch nur an all das Schöne, das hier passiert ist. All die Liebe, Zärtlichkeit und Fürsorge. Are wurde in diesem Bett geboren, genauso wie einer seiner Söhne. Ich weiß gar nicht mehr, welcher. Und Klein-Niklas ist hier geboren.«
    Cecilie beruhigte sich. »Naja, ich habe vielleicht etwas voreilig gedacht. Aber einer von beiden muß woanders hin. Wer?«
    »Wir bringen Mikael in sein Zimmer. Dort ist es heller«, sagte Mattias. »Faßt an, Leute. Und dann will ich nur Tante Cecilie, Großmutter und Niklas im Zimmer haben.«
    »Ich komme sofort«, sagte Liv. »Laß mich erst von Are Abschied nehmen.«
    Etwas später betrat sie das Wohnzimmer, wo Alexander in einigen Papieren blätterte.
    Er sah sie an. »Das sind Mikaels Reinschriften von dem, was wir ihm erzählt haben. Weit ist er ja nicht gekommen, aber er schreibt phantastisch! Allein der Anfang: Wie die tiefsten Töne einer Harfe hörte ich die Geschichte vom Schicksal des Eisvolkes… Und genau so schön geht es weiter. Er ist ja ein Dichter, Mutter!«
    Er nahm die schwankende alte Dame in seine Arme. Liv holte tief Luft und räusperte sich »Ach weißt du, es ist so schwer, allein zurückzubleiben. Alle um mich herum verschwinden. Are und ich hatten uns so viel zu erzählen. Jetzt sind es nur noch wir beiden, die im vorigen Jahrhundert geboren sind. Möge Gott dir ein langes Leben schenken! Cecilie braucht dich, deine Kinder brauchen dich - und vor allem ich.«
    »Ich verstehe, Mutter«, sagte er zärtlich. »Ihr könnt immer mit mir rechnen.«
    »Danke! Ach, ich hatte gehofft, mir würden weitere Tragödien erspart bleiben. In den letzten Jahren ist alles so ruhig gewesen. Und jetzt das! Erst Tarald…Alexander, es gibt etwas, was man als Eltern nicht erleben möchte: Seine eigenen Kinder zu überleben.« »Das kann ich wirklich gut verstehen!«
    »Und dann Are. Und Mikael. Wir sollen wir das nur über stehen, Alexander?« Darauf konnte er nicht antworten.
    Sie richtete sich auf, und gemeinsam nahmen sie auf dem Sofa Platz. Resigniert legte sie die Hände in den Schoß. Ein wehmütiges, ruhiges Lächeln zog über ihr Gesicht. »In letzter Zeit haben wir viel miteinander gesprochen, Are und ich. Er wußte, daß er im Sterben lag, aber Angst hatte er nicht. Er sagte, er sehne sich danach, Meta wieder zu treffen. Besonders gläubig war er ja nicht, aber er war davon überzeugt, daß man im Jenseits alle seine Lieben wieder sieht. Die anderen nicht, sagte er immer. Wenn es nur etwas Gerechtigkeit gibt, dann begegnet man den Menschen, die man hier im Leben nicht gemocht hat, nicht wieder. Er hat wohl an so eine Art von Paradies geglaubt. Einen anderen Zustand hat er es genannt.« Alexander nickte.
    »Doch, er hat sich gesehnt«, fuhr Liv fort. »Ihn hat nur die Sorge um den verschwundenen Mikael zurückgehalten. Zum Schluß war er glücklich. Trotz aller Sorgen haben wir beide ein reiches Leben gehabt. Und er freute sich darauf, Tarjei wiederzusehen. Und Trond. Und Vater und Mutter. Und Tarald und Dag, die kleine Sunniva und Kolgrim. Charlotte und Jacob. Und vor allem Sol. Du meine Güte, Alexander, wie viele Tote wir in der Sippe haben!«
    »Und Ihr, Mutter? Habt Ihr Angst vor dem Tod?«
    »Nein. Fürchtet man sich denn eigentlich vor dem Tod selbst? Ist es

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