Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
bekomme wie Gudrun. Ich werde mich an solche heranmachen wie Villemo. Er versank in tiefe Gedanken und folgte ihr mit seinen Blicken. So schön ist sie, oh Herrgott. Er flüchtete regelrecht nach draußen, um Holz zu holen, das waren seine Gedanken, verfluchtes Mädchen.
Die Frauen servierten die Suppe, nach dem Essen halfen sie Villemo, die Betten zu richten. Viele der untröstlichen schwachen Menschen hatten noch eine große Portion Humor und übernahmen viele Aufgaben wie das Verteilen der Felle und Nachtkleider, teils mit aufmunternden Worten und Gesten. Villemo fand, dass es eine Gemeinschaft liebenswürdiger Menschen war, mit anderen seelischen Vorstellungen als das übrige Volk: Sie halfen ihr, Kristine die schmale Treppe nach oben zu bringen.
»Du bist ein guter Mensch, und ich danke dir für alles«, sagte Kristine, als sie im Bett lag.
»Schnickschnack, ich bin wohl nicht so gut. Aber ich habe vielleicht eine gewisse Intelligenz und denke etwas anders als viele in meinem Alter. So, gute Nacht, ich sehe noch nach den anderen.«
Da schluchzte Kristine. »Naja, du siehst auf jeden Fall besser aus als wir alle zusammen, du bist schön. Das ist eine wertvolle Eigenschaft, Schönheit kann aber auch sehr gefährlich sein.«
Villemo war zu müde, um sich auf eine Diskussion mit Kristine einzulassen. Langsam kehrte Ruhe in der großen Stube ein, sie machte die letzte Runde, zog hier und da die Felle zurecht, sagte jedem gute Nacht und versuchte, einige Unruhige zu trösten. Was war das doch für eine große Verantwortung, die Eldar und sie übernommen hatten. Wer hatte es ihnen angetan, diese Gemeinschaft von Ausgestoßen zu übernehmen. Eldar stand in der Tür und sah, wie sie besorgt und tröstend von einem zum anderen ging. Als sie fertig war, wollte sie zu Kristine nach oben gehen. Eldar hielt sie an.
»War es nicht so, dass wir heute Nacht miteinander sprechen wollten?«
»Es bleibt nicht mehr viel von der Nacht.«
»Das reicht für uns.«
Villemo stand eine Weile unentschlossen da. Draußen tobte der Wintersturm unvermindert weiter. Keiner wusste, wie der Kampf auf Zweibrunnen ausgegangen war oder ob noch gekämpft wurde. Hier drinnen war es warm und friedlich. Sie war unbeschreiblich abgerackert und am Ende ihrer Kraft, und was noch schlimmer war - sie fühlte, dass sie sich auf der Fahrt nach hier eine Erkältung zugezogen hatte. Was sie befürchtete, war eingetreten.
»Ist es nicht verrückt, jetzt noch lange Gespräche zu führen?«
Eldars Lächeln war wie das eines Tigers, der das kleine Lämmchen vernaschen wollte. Niemals hatte der egoistische Mann Angst vor einem Bett, er hatte Sorgen um Villemo. Damit kam die Angst, es ist mir so als hätte ich vor unserem Hochzeit Bett, Eigentlich ist es nicht das, aber ich muss darüber nachdenken. Er schwieg, stand ruhig und still da, in tiefen Gedanken. Villemo – allein bei dem Gedanken an ihren Namen durchströmte es ihn warm. Ohne, dass er es wusste, war es über ihn gekommen, in seinem Blick und seiner ganzen Ausstrahlung war nur noch Liebe und Zärtlichkeit. Das war für ihn ungeheuerlich. Er hatte bisher noch nie tiefere Gefühle für Frauen empfunden. Was war mit ihm geschehen?
13. Kapitel
»Wir müssen sehen, dass wir in ein Haus kommen«, rief Niklas Dominic zu. »In dem Unwetter bekommen wir und die Pferde noch einen Knacks.«
»Nur noch ein kleines Stück, wir sind gleich auf Zweibrunnen.«
Sie sahen immer wieder zu den Feuern auf beiden Seiten der Berge. Beide wussten, was sie bedeuteten. Niklas wandte sich zu seinem Vetter.
»Du weißt etwas, nicht wahr, ich meine, du fühlst etwas, innerlich?«
»Ich weiß nicht, was es ist«, sprach Dominic, »aber ich fühle, hier erfahren wir etwas über Villemo.«
»Wie fühlst du das?«
»Das ist eine schmerzvolle Hitze, die mich ergreift, das war schon so, als ich das erste Mal den Namen Zweibrunnen hörte, ich kann es dir nicht anders erklären.«
Wehmütig betrachtete Niklas ihn. »Wir sind schon ein merkwürdiges Geschlecht, allein Gott weiß, wie viel und was alles in uns verborgen ist.«
Beide Pferde blieben plötzlich stehen. Aus der Dunkelheit tauchten unbekannte Gestalten auf.
»Was seid ihr für welche, und was wollt ihr hier?«
»Wir sind Vettern, heißen beide Lind vom Eisvolk und wollen auf Zweibrunnen nach einer Verwandten von uns fragen«, gab Niklas zur Antwort.
»Das klingt verdächtig«, sagte einer der Männer. »Sollte es nicht so sein, dass ihr den Amtmann warnen
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