Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
abgestellt worden war. Methar trat vor und schritt auf die Sänfte zu. Als er nur noch zwei Schritte von dem schwarzen Vorhang entfernt war, der den Einblick in die Sänfte verwehrte, hielt er inne und neigte demütig das Haupt. »Wir sind so weit, Meister«, sprach er, ohne den Blick zu heben. »Das Tor kann geöffnet werden.«
»Das ist gut«, schnarrte es aus dem Innern und der schwarze Vorhang bauschte sich, als Asco-Bahrran sich zum Aussteigen anschickte. Für einen winzigen Augenblick war eine kalkweiße, skelettartige Hand zu sehen, die den Vorhang beiseite schob, dann erschien die in ein weites, rubinrotes Gewand gehüllte Gestalt im Einstieg der Sänfte und zwängte sich heraus. Die umstehenden Magier und Cha-Gurrline verneigten sich ehrfürchtig und begrüßten ihren Meister mit einem gebetsartigen Gemurmel, dessen genauer Wortlaut aufgrund der unterschiedlichen Sprachen nicht zu verstehen war.
»Wie ich sehe, habt ihr gute Arbeit geleistet.« Während er die Arme vor der Brust verschränkte und die knochigen Hände in den weiten Ärmeln des Gewandes verbarg, trat Asco-Bahrran, dessen Haupt wie immer von einer weiten Kapuze verdeckt war, gemessenen Schrittes vor das Quarlin-Gehege. Die großen Raubtiere hinter den Gitterstäben legten die Ohren an und fauchten böse. Als er näher kam, schlug ihr Fauchen in ein ängstliches, fast jämmerliches Winseln um, so als spürten sie die ungeheure Macht, die dem Wesen innewohnte, das sich unter dem roten Gewand verbarg.
Furchtlos ging Asco-Bahrran vor dem Käfig in die Hocke, streckte eine knöcherne Hand durch das Gitter und kraulte einem riesigen Quarlin das Fell, der vor Furcht wie gelähmt schien. »So ist es brav, mein Kätzchen « , krächzte er. »Armes Kätzchen, du hast Hunger, nicht wahr? Großen Hunger.« Ein heiseres, bösartiges Lachen drang aus der Kehle des Meisters und seine teuflische Vorfreude auf das Kommende wurde für einen Augenblick fast greifbar. Entschlossen erhob er sich, riss die Arme in die Höhe und rief: »ICH bin euer Meister, Herr über Leben und Tod. Und jetzt werde ich euch zu der Aufgabe führen, für die ICH euch geschaffen habe.« Er wandte sich um und seine Augen leuchteten wie zwei glühende Kohlestücke aus der Dunkelheit der Kapuze.
»Nehmt eure Plätze ein ! « , befahl er den Magiern. »In wenigen Augenblicken wird sich der Abend über die Sümpfe von Numark herabsenken. Dies ist der Augenblick, da die Elfen das große Feuer entzünden, um der Gütigen Göttin für ihre glückliche Heimkehr zu danken der Augenblick, da wir das Tor öffnen und ihnen eine tödliche Überraschung bereiten.« Vier Magier lösten sich aus der umstehenden Menge und umrundeten das Gehege, bis jeder von ihnen einen der hölzernen Pfosten erreicht hatte. Asco-Bahrran streckte unterdessen die Hand nach dem Gitter aus, umfasste eine Stange und murmelte leise einen langen Spruch, der den Käfig zum Glühen brachte. Wo immer ein Quarlin die Streben berührte, stoben Funken sprühende Blitze, worauf die Raubkatze mit einem erschrockenen Fauchen flüchtete.
Langsam, fast unmerklich dehnte sich das Gehege aus. Es wurde länger und breiter und formte sich zu einem fünfzackigen Stern, dessen Gitter sich schließlich unmittelbar hinter den Linien des Pentagramms erhoben. Als es so groß war, dass keine Linie mehr über das Gitter hinausragte, löste Asco-Bahrran die Hand von der Strebe und das Glühen erlosch. Dann nahm auch er seinen Platz neben dem letzten freien Pfahl ein und legte dem bewusstlosen Gefangenen eine Hand auf den Kopf. »Es ist so weit«, verkündetet er mit magisch verstärkter Stimme. »Die Quarline können in die Freiheit entlassen werden. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.« Auf sein Zeichen hin legten auch die anderen Magier eine Hand auf den Kopf des Gefangenen, der sich an ihrer Seite befand, und stimmten gleichzeitig einen monotonen Gesang a n , der zunächst leise, dann immer lauter die ewige Nacht der Finstermark erfüllte.
Als der Gesang seinen Höhepunkt erreicht hatte, unterbrach ein spitzer, qualvoller Schrei die Monotonie. Aus dem Kopf eines gefangenen Grasländers schoss ein gleißender Blitz geradewegs in den Schädel des nächsten Gefangenen. Dieser zuckte wie elektrisiert zusammen und verdrehte stöhnend die Augen. Der Blitz durchbohrte seinen Schädel, als gäbe es dort keine Widerstände und setzte seinen Weg von einem Gefangenen zum anderen fort, bis er seinen Ursprung wieder erreicht hatte und das ganze Gehege wie
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