Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
zurückgezogen hatten, ebenfalls von den Riesenalpen angegriffen. In den gewaltigen Krallen schleppten die Vögel Felsbrocken heran, die sie aus großer Höhe auf die Cha-Gurrlinen herabwarfen, die große Mühe hatten, sich vor dem Gesteinshagel in Sicherheit zu bringen. Auf dem Hang brach Panik aus. Mehrere Cha-Gurrlinen wurden von den Felsbrocken getroffen und verletzt, drei auf der Stelle getötet, und die Pfeile derer, denen ein verzweifelter Schuss glückte, flogen ins Leere.
Schließlich beugten sich die überlebenden Cha-Gurrlinen dem übermächtigen Angriff aus der Luft und flohen in den nahen Wald, in der Hoffnung, dass die Riesenalpe sie dort nicht so leicht entdecken konnten. Doch die großen Vögel setzten ihnen erbarmungslos nach, und Asco-Bahrran ahnte, dass keiner der Krieger nach Nimrod zurückkehren würde. Er hatte verloren.
»Verdammt!« Aufgebracht schlug er mit der Faust auf den kunstvoll verzierten Rand der silbernen Wasserschale. Das flache Gefäß machte einen Satz, und das kostbare Nass ergoss sich in einem Schwall über den Tisch, von wo aus es zu Boden tropfte. Das Bild erlosch, und die magische Verbindung zur Klamm wurde unterbrochen, doch das kümmerte Asco-Bahrran nicht. Die schmähliche Niederlage war mehr, als er ertragen konnte. Woher kamen die Riesenalpe? Hatten die Elfen sie gerufen? Wie sonst wäre es möglich, dass ein zerlumpter Haufen wehrloser Nebelelfen zuerst den Bulsak und dann einen ganzen Trupp schwer bewaffneter Cha-Gurrlinen vernichtete? Die Elfen hatten weder Waffen noch Schilde besessen, sie waren erschöpft, und der Weg über die Brücke war tückisch. Eine bessere Stelle für einen erfolgreichen Angriff hätte es nicht geben können - aber dennoch . . .
Asco-Bahrran schnaubte vor Wut. Sein ganzer Groll richtete sich gegen die Nebelelfen. Bis zu diesem Augenblick hatte er in ihnen nur einen gefährlichen Gegner gesehen, doch die schmähliche Niederlage traf ihn zutiefst, und die Abneigung gegen das stolze Volk verwandelte sich innerhalb weniger Augenblicke in blanken Hass. Die Elfen an der Klamm mochten für ihn gegenwärtig unerreichbar sein, doch es gab andere, die sich noch auf der Flucht befanden. Sie sollten nicht entkommen.
Und während er das Kellergewölbe voller Zorn verließ, schwor sich Asco-Bahrran, nicht eher zu ruhen, bis er das gesamte Volk der Nebelelfen in Thale ausgelöscht hatte.
Hell und freundlich erhob sich die Sonne im Osten, und ihre goldenen Strahlen berührten die kühlen Wangen der Nebelelfen wie ein willkommener Gruß des Lebens. Die Flüchtlinge hatten die Klamm sicher überwunden und beobachteten mit einer Mischung aus Erleichterung und Trauer, wie die Riesenalpe auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht Jagd auf die versprengten Cha-Gurrlinen machten, die in den Wäldern Schutz gesucht hatten. Hin und wieder hallten gellende Todesschreie herüber, doch über die Entfernung hinweg blieb das Töten auf seltsame Weise unwirklich und gesichtslos.
Viele der Nebelelfen hatten noch gar nicht richtig begriffen, was geschehen war. Der tragische Tod der Gefährten, die Aussichtslosigkeit der Lage und dann, ganz plötzlich, die überraschende Wendung durch die Riesenalpe: Das alles war für die übermüdeten und erschöpften Elfenkrieger nur schwer zu begreifen.
»Woher kommen die Riesenalpe?« Glamouron sprach aus, was alle beschäftigte. »Die ganze Kolonie Thaies ist beim Angriff der schwarzen Krieger vernichtet worden. Diese hier sind mir völlig fremd und zeigen nicht einmal Spuren eines Kampfes.«
Naemy blinzelte und rieb sich müde über die Augen. »Ich bin sicher, wir werden es erfahren - irgendwann.«
»Naemy?« Glamouron trat ein paar Schritte vor und blickte kummervoll in die Klamm hinab. »Ich muss dir etwas sagen«, er zögerte, als kostete es ihn große Überwindung fortzufahren, dann meinte er: »Letivahr kam nicht zufällig hierher.«
»Ich weiß.« Naemy lächelte milde. »Er hat uns das Leben gerettet. Wir haben ihm viel zu verdanken.« Sie trat an Glamourons Seite und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Er hat tapfer gekämpft. Du kannst stolz auf ihn sein.«
»Ja!« Glamouron seufzte. »Er und die beiden anderen suchten Zuflucht in den Bergen und waren ganz in der Nähe. Ohne zu zögern folgten sie meinem Hilferuf und setzten ihr Leben für uns aufs Spiel.« Verstohlen wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich habe Lethivars Freude darüber gespürt, dass ich doch noch am Leben bin. Er
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