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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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hatte. Athelstan schritt durch den Lettner in den Chor
hinauf.
    »Ja«, flüsterte er, »alles ist in
Ordnung.« Er tappte mit der Sandale auf den Steinboden.
»Wunderschön. Endlich fängt es an, wie eine Kirche
auszusehen.«
    Er setzte sich auf die Altartreppe
und wäre beinahe sofort wieder aufgesprungen, als Cranston schrie:
»Oh, dieser verdammte Kater ist wieder da!«
    Bonaventura war mit krummem Rücken
und peitschendem Schwanz aus dem Dunkel hervorgekommen und rieb
sich jetzt am Stiefel des Coroners.
    Athelstan erhob sich. »Komm her, du
Ritter der Gasse«, murmelte er und streichelte den Kater, während
ihm die Gedanken wie ein Mühlrad im Kopf herumgingen. Die Gesichter
der Inquisitoren, Pater Prior und seine Tränen, Raymond D'Arques
und sein Streben nach Vergebung, Fitzwolfe und sein satanisches
Treiben, Benedicta, die flüsternd von ihrer Liebe
sprach.
    Cranston warf seinen Mantel auf die
Treppenstufe und setzte sich neben ihn. Er beobachtete den
Ordensbruder aufmerksam, wie er mit halbgeschlossenen Augen dasaß
und geistesabwesend den verfluchten Kater streichelte. »Wer hätte
das gedacht«, sagte er leise und versuchte, Athelstans
Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Was denn, Sir
John?«   
    »Na, Henry von Winchester, ein
Theologe. Wer hätte gedacht, daß er ein Wässerchen trüben
könnte.«
    »Erinnert Ihr Euch an die Versuchung
Christi, Sir John? Sogar der Satan kann die Schrift zitieren, und
er hat die häßliche Angewohnheit, in der Verkleidung des
Lichtengels zu erscheinen.«
    »Wirst du fortgehen?« fragte
Cranston unvermittelt. »Der Prior hat
gesagt, deine Buße ist vorüber.«
    Athelstan lächelte nur.
    »Na, was nun, du verdammter
Mönch?«
    »Sir John, mein Entschluß steht
bereits fest. Es führen viele Wege zur
Heiligkeit.« Er grinste breit. »Und der meine seid Ihr.«
    Cranston rülpste, und das Geräusch
hallte durch die Kirche wie ein Donnerschlag. Bonaventura regte
sich und schaute neugierig zu dem Coroner auf. Cranston erhob sich.
»Ich werde jetzt zu diesem diebischen Dreckskerl in der ›Schenke
zum Geschecktem gehen. Athelstan, du solltest mitkommen. Wir müssen
die Entdeckung der Wahrheit feiern.« Er schaute zu Athelstan
hinunter. »Ach, übrigens, Bruder, der Prior hat da etwas von einem
Brief gesagt, den er dir gegeben hätte. Du hast geantwortet, du
brauchtest ihn nicht mehr, weil ich das Rätsel gelöst hätte.«
Athelstan sah ihn an. »Sir John, Ihr dürft nicht zornig sein. Ich
habe mich gefragt, was passieren würde, wenn ich mich irren sollte.
Meine Eltern hatten einen Bauernhof, und Francis ist tot; der Hof
wurde verkauft, und der ganze Erlös ist dem Orden zugeflossen.« Er
holte tief Luft. »Ich habe den Pater Prior um ein Darlehen für
diesen Besitz gebeten. Er gab mir einen Brief an die Bank des
Ordens in der Lombard Street, der mich ermächtigte, eintausend
Kronen abzuheben, wenn ich mich geirrt hätte.« Er zuckte die
Achseln. »Ich mußte ja sichergehen.«   
    Cranston stampfte auf und wandte
sich heftig zwinkernd ab, damit Athelstan nicht sah, daß ihm die
Tränen in die Augen stiegen. Endlich drehte er sich wieder um,
bückte sich und hob seinen Mantel auf. Dann schaute er Athelstan in
die Augen.
    »Du bist ein komischer Hund,
Mönch.«
    »Ich weiß, Sir John. Das liegt an
meiner Gesellschaft.« Cranston warf sich den Mantel über die
Schulter und stolzierte den Mittelgang hinunter.
    »Ich bin dann im ›Gescheckten‹«,
rief er über die Schulter. »Laß mich nicht warten! Ich kenne euch
geizige Pfaffen! Ihr habt's immer gern, wenn andere euch das Ale
spendieren.« Er marschierte hinaus und warf die Tür krachend hinter
sich zu.
    Athelstan lächelte, gab Bonaventura
einen Kuß zwischen die Ohren und schaute sich im Chor um. Plötzlich
erblickte er Huddles neues Bild, das mit breiten, kräftigen
Holzkohlestrichen an der Wand entworfen war. Er schaute genauer
hin. »Was, zum …?« Er setzte Bonaventura auf den Boden, nahm ein
Stück Zunder, zündete eine Kerze an und betrachtete das Bild aus
der Nähe.
    Huddle hatte die Szene skizziert, in
der Maria und das Jesuskind ihre Base Elisabeth bei dem kleinen
Johannes dem Täufer besuchen. Athelstan betrachtete die Figuren und
fing an zu glucksen. Benedicta war die Jungfrau Maria. Er selbst
war der heilige Joseph. Watkins Frau war Elisabeth, Pike, der
Grabenbauer, stand als Zuschauer dabei, und Tab, der Kesselflicker,
war ein Soldat. Herodes der Große war niemand anderes als der
pausbäckige, schnurrbärtige Sir

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