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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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um diesen
gottverlassenen Bau zu kümmern!«
    »Das ist also gemacht worden, bevor
du kamst?«
    »Ja. Eine von Pater Theobalds
glänzenden Ideen. Keine besonders gute Arbeit, was?« Fitzwolfe warf
Athelstan einen spöttischen Blick zu. »Ich bin dauernd über die
verdammten Dinger gestolpert. Wohlgemerkt, nach einem Schlauch Wein
war das nicht mehr schwierig.«
    Athelstan starrte ihn an. Dieser
Mann, dachte er, fürchtete weder Gott noch die Menschen. Und jetzt
verstand er sein eigenes Unbehagen. Er war sicher, daß Fitzwolfe
ein Zauberer war, einer jener Herren der Kreuzwege und Meister der
Galgen, die sich der Schwarzen Magie verschrieben hatten - kein
seltener Vorgang bei amtsenthobenen Priestern, die sich die ihnen
verliehene spirituelle Macht zunutze machten. Fitzwolfe bemerkte
seinen Blick und nickte kaum merklich, als könne er Athelstans
Gedanken lesen. Träge erhob er sich.
    »Noch irgendwelche
Fragen?«
    »Ja«, sagte Athelstan, verschränkte
die Arme und lehnte sich an die Wand. »Das Silber aus St. Erconwald
ist inzwischen sicher längst eingeschmolzen und verkauft, aber Ihr
habt auch das Archivbuch mit den Konten der Kirche mitgenommen. Und
das, Fitzwolfe, habt Ihr entweder verbrannt oder Ihr besitzt es
noch, vermute ich.«
    »Ich habe es zerrissen.«
    »Und wo sind die Seiten?«
    »Einen Teil des Pergaments habe ich
verbraucht.« Fitzwolfe zuckte die Achseln. »Niemand sonst hätte
etwas damit anfangen können. Es war angefüllt mit Pater Theobalds
sinnlosem Gekritzel. Wieso - wie kommt Ihr darauf, daß ich es noch
habe?«
    »Weil Ihr es sicher als eine Art
Witz betrachtet, ein Buch der Kirche für Eure eigenen schmutzigen
Zwecke zu mißbrauchen.«
    Fitzwolfe deutete zur Decke. »Ihr
könnt Euch ansehen, was noch da ist. Es ist in meiner Dachkammer,
hier oben im Haus.«
    Cranston verbeugte sich spöttisch.
»Worauf warten wir noch?«   
    Fitzwolfe schüttelte den Kopf. »Ihr
nicht. Ich erlaube nicht, daß ein
Justizbeamter seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts
angehen.«
    »Und ebensowenig«, erwiderte
Cranston, »erlaube ich, daß du die Treppe hinaufsteigst, über das
Dach verschwindest und dich diesseits von Weihnachten nicht mehr
sehen läßt.« Fitzwolfe deutete mit dem Daumen über die Schulter.
»Der Pfaffe kann mitkommen. Ihr bleibt draußen.« Er führte sie
zurück in den Schankraum. Cranston und Athelstan ignorierten die
leisen Schmähungen und Flüche, als sie ihm durch eine Seitentür in
einen feuchten Korridor folgten, in dem es nach Hundepisse stank
Allerlei Unrat lag auf dem Boden. Sie stiegen die wacklige,
glitschige Treppe hinauf, die zum oberen Teil des Hauses führte.
»Eine Herberge«, wisperte Cranston.
    Sie kamen an Holztüren und manchem
Treppenabsatz vorbei.
    »Schlupflöcher«, fuhr der Coroner
fort. »Geheime Fluchtgänge, Rattentunnel, durch die das menschliche
Ungeziefer hindurchwieseln kann. Wenn es nach mir ginge, würden
solche Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt.«
    »Geht es aber nicht«, höhnte
Fitzwolfe vor ihnen. »Oder, Sir John?«
    Endlich waren sie oben angekommen.
Fitzwolfe holte einen Schlüssel hervor, schob ihn in eine schwere,
eisenbeschlagene Tür, schloß auf und stieß sie halb auf. »Ihr
bleibt hier, Sir John! Pfaffe!« Fitzwolfe grinste verschlagen und
winkte Athelstan weiter.
    Der Ordensbruder trat ein und
rümpfte die Nase ob des süßlichen, ekligen Geruchs. Mühsam
blinzelnd, versuchte er, seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Fitzwolfe huschte wie ein Schatten in der Kammer umher. Zunder
wurde in Brand gesetzt, und wenig später brannten die hohen, weißen
Kerzen in Messinghaltern, geschützt von metallenen Schirmen.
Athelstan schaute sich um. Ein kalter Schauer lief prickelnd über
seinen Nacken, und irgend etwas Unerklärliches raubte ihm die Luft
zum Atmen. »Und ob ich auch wandle im Tal der Schatten des Todes«,
flüsterte er, »ich fürchte doch nichts Böses.« Die Kammer war
sauber, aber Wände, Boden und Decke waren in glänzendem Schwarz
angestrichen, das im Kerzenlicht schimmerte. In einer Ecke, unter
einem kleinen Fenster, stand ein Bett, daneben ein Tisch, der auch
als Altar dienen mochte, und darüber ein umgekehrtes Kreuz, an dem
der Gekreuzigte kopflos nach unten hing. Athelstan schauderte es.
Waren das Blutflecken auf dem Tisch? Und wonach roch es hier so
sonderbar? Nach starken Kräutern oder Teer, gemischt mit etwas
anderem? Fitzwolfe stand da und beobachtete ihn wie eine Katze.
Athelstan schüttelte sich

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