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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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wild, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Der Expriester schien sich verändert zu haben; sein Gesicht wirkte
länger, seine Haut gelber, und die dunklen Augen glitzerten von
unheiliger Bosheit.
    »Die Buchseiten!« fauchte Athelstan.
»Ihr habt mir die Buchseiten versprochen.«
    Fitzwolfe zuckte die Achseln und
ging zum Fußende des Bettes, wo er eine Truhe aufschloß und darin
wühlte. Athelstan schaute nach links. Da lag ein in Leder
gebundenes Buch, das mit einer Kette an einem Pult befestigt war.
Nach einem kurzen Blick schaute er angeekelt weg, denn es war ein
Zauberbuch mit Bannsprüchen und schwarzer Magie. An der Wand hinter
dem Lesepult hingen Bilder, wie er sie von den Seiten eines Stundenbuches oder
der Heiligenlegenden kannte, zart konturiert und farbenprächtig ausgemalt. Das eine
zeigte eine Gruppe von Menschen, die einem Prediger zuhörte; aber
die Gestalt, die da die Gewänder eines Priesters trug, hatte einen
sabbernden Ziegenkopf, und ein mächtiger erigierter Penis ragte aus
den Falten seines Gewandes. Auf einem anderen Bild fraß ein Schwein
mit Bischofsstab und Mitra kleine Menschenleiber, und auf dem
dritten war ein Kirchenschiff zu sehen. Die Säulen erinnerten
Athelstan an St. Erconwald, aber der Maler hatte sich sorgfältig
der Perspektive bedient, so daß der Betrachter in eine tiefe Grube
zu schauen schien. Am anderen Ende, wo der Lettner hätte stehen
müssen, leuchtete ein in Silber gemaltes Gesicht mit den
rotglühenden Augen und goldenen Lippen eines Dämons. Athelstan
wandte den Blick ab. Er hatte das Gefühl, die Luft in der Kammer
sei dick, bedrückend, erstickend. Wenn er in die Ecken schaute, war
er sicher, daß dort einige Schatten dunkler waren als andere, als
lauere dort irgend jemand oder etwas.
    »Los, Fitzwolfe!« bellte Athelstan.
»Die Seiten!«
    »Hier, Bruder.« Fitzwolfe kam
langsam zurück; er hielt einen Stoß zerfledderter gelber Blätter in
der Hand, lose zusammengehalten von einem roh vernähten Faden. »Was
ist los, Athelstan? Gefällt Euch meine Kammer nicht? Mein
Unheiligtum der Unheiligtümer?«
    Fitzwolfe reichte ihm das Pergament,
und eine eiskalte Hand streifte die des Ordensbruders. »Ihr seid
doch Priester, Athelstan. Was fürchtet Ihr denn hier?«
    Athelstan schrak zusammen, als in
einer Ecke ein schlurfendes Geräusch zu hören war. »Was war
das?«
    »Schaut doch nach, Athelstan«, sagte
Fitzwolfe leise. »Schaut selbst nach. Schaut in die Ecke - und was
seht Ihr da?« Der Ordensbruder tat, wie geheißen und er machte sich
auf etwas wahrhaft Bedrohliches, wirklich Entsetzliches gefaßt. War
es eine Gestalt? dachte er. Ein Schatten? Er sah eine
elfenbeinhelle, runde Schulter, eine makellos geformte Brust, Haar
wie aus gesponnenem Gold, dann hörte er ein leises Lachen. Er
packte das Pergament.
    »Das gehört mir!« stammelte er. »Es
gehört mir.« Fast rannte er zur Tür und riß heftig an der Klinke,
aber sie war verschlossen. Hinter sich hörte er, wie Fitzwolfe und
noch etwas anderes schlurfend näherkamen. Er tastete nach dem
Schloß, fand den Schlüssel, schloß die Tür auf und sprang hinaus in
den Korridor. Im selben Augenblick flog die Tür mit einem Knall
wieder hinter ihm zu. Er war sicher, daß er nicht nur Fitzwolfe
hatte kichern hören, sondern noch etwas anderes.
    »Was ist denn, Athelstan?« Cranston
packte seinen Gefährten und sah erschrocken in das marmorbleiche
und schweißnasse Gesicht des Priesters. Er schüttelte ihn. »Bruder,
was ist?« Athelstan riß sich aus seinen Gedanken und nahm den
Knüppel, den er an die Wand gelehnt hatte. »Kommt, Sir John! Dies
ist kein Ort für uns. Überhaupt kein Ort für ein Geschöpf
Gottes.«
    Cranston machte einen Schritt auf
Fitzwolfes Kammertür zu.
    »Nein, Sir John! Das meine ich
ernst. Geht nicht hinein!« Er polterte die Stiege hinunter,
Cranston folgte ihm schwerfällig. Ohne auf den Coroner zu warten,
lief Athelstan hinaus in die Gasse. Ächzend und keuchend holte ihn
Cranston ein und stellte zahllose Fragen, ohne daß Athelstan
reagierte. Der Priester eilte davon, so schnell er konnte; er war
entschlossen, möglichst rasch möglichst viel Abstand zwischen sich
und die Schenke zu bringen, und er konzentrierte seine ganze
Energie und Intelligenz darauf, den Weg wiederzufinden, den Sir
John genommen hatte. Endlich hatten sie Whitefriars hinter sich
gelassen und waren in eine kleine Straße gelangt, die zur Fleet
hinaufführte. Athelstan blieb stehen und lehnte sich an eine Mauer.
Er war

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