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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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schmierige Schankwirt wischte
sich die Hände an einem schmutzigen Lappen ab und kam mit
unterwürfigen Verbeugungen näher.
    »Sir John, Ihr seid mir höchst
willkommen.« Cranston packte ihn bei der Schulter. »Nein, das bin
ich nicht, du fetter Dreckskerl! Ich will mit jemand hier sprechen,
nur sprechen, und ich weiß, daß er da ist, also lüg mich nicht an.
Der Mann nennt sich Master William Fitzwolfe und war früher Pfarrer
von St. Erconwald.« Totenstille war die Antwort.
    »Na schön, wenn ihr es so haben
wollt…« Cranston wandte sich zur Tür.
    Athelstan hörte Geflüster, dann trat
ein Mann aus der Dunkelheit.
    »Ich bin Fitzwolfe, Sir John. Ich
habe nichts verbrochen.« Cranston winkte ihn zu sich. »O doch, das
hast du, mein Junge, aber darauf wollen wir jetzt nicht weiter
eingehen. Wir brauchen nichts als ein paar Minuten von deiner
Zeit.« Der Kerl trat ins Licht, und Athelstan betrachtete ihn
angewidert. Auf den ersten Blick sah der Mann respektabel aus. Er
hatte dunkles, schulterlanges Haar und war glattrasiert, Hände und
Gesicht waren zart und weiß. Aber er trug ein hämisches Grinsen auf
den gekräuselten Lippen, und seine Augen waren kalt, tot und
berechnend. Er war von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gekleidet.
Athelstan sah den Dolch, der oben in seinem Stiefel steckte, und
das große Stichmesser an seinem Gürtel. Es war lange her, daß
Athelstan jemandem begegnet war, der ihm dieses Gefühl bedrohlicher
Bösartigkeit vermittelt hatte. Fitzwolfe warf ihm einen Blick zu,
und seine Lippen teilten sich zu etwas, das er wohl für ein Lächeln
hielt.
    »Ihr müßt Athelstan sein, der neue
Pfarrer von St. Erconwald. Wie geht es meinen geliebten
Pfarrkindern? Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Versucht Watkin,
der Mistsammler, Euch auch vorzuschreiben, was Ihr tun sollt, wie
er es bei mir gemacht hat?« Er schob die Daumen hinter seinen
Schwertgurt. »Und Cecily, die Kurtisane? Ein hübscher Hintern, aber
sie machte solchen Lärm bei der Liebe.« Athelstan trat vor. »Ihr
seid ein Dieb, Fitzwolfe.« Der ehemalige Priester spreizte die
Hände. »Wo sind Eure Beweise? Ich habe St. Erconwald verlassen. Die
Pfarrgemeinde hat die Kirche ausgeplündert.«
    Athelstan holte tief Luft, um die
Wut zu bändigen, die in ihm brodelte.
    »Kommt!« befahl Cranston
unvermittelt. »Wirt, hast du ein Hinterzimmer? Eine Speisekammer,
eine Küche? Ich werde mich dort mit unserem Freund unterhalten.«
Der Wirt führte sie in eine schmutzige Kammer mit qualmendem Feuer;
schmutzige Speisetabletts und Teller türmten sich auf einem
fettbeschmierten Tisch, an dem zwei Küchenjungen versuchten
abzuwaschen, indem sie Töpfe und Pfannen in einen Bottich mit
schaumbedecktem Wasser tauchten.
    Cranston schnippte mit den Fingern.
»Alle raus - auch du, Wirt.« Er schob den Wirt und seine Diener zur
Tür hinaus, schloß sie und lehnte sich dagegen. Mit einer
Kopfbewegung deutete er quer durch die Küche. »Mach die Tür da auf,
Athelstan - für den Fall, daß wir schnell verschwinden müssen. Und
bleib davor stehen, falls Master Fitzwolfe etwa auf den gleichen
Gedanken kommen sollte.«    
    Der ehemalige Priester aber ließ
sich elegant auf einem Schemel nieder, schlug die Beine zierlich
wie eine Frau übereinander und umschlang ein Knie mit beiden
Händen. Der Mistkerl macht sich über mich lustig, dachte Athelstan.
»Ich bin aus freien Stücken hier, Sir John, und wenn ich gehen
möchte, kann ich es tun. Es gibt keinen Haftbefehl gegen mich.«
Fitzwolfe kicherte. »Nun, zumindest keinen, der noch gilt. Ich habe
St. Erconwald vor sechs Jahren verlassen.« Cranston grinste, zog
erneut sein Schwert und schlug Fitzwolfe mit der flachen Klinge auf
die Schulter; der Bursche fuhr zusammen und verlor ein wenig von
seiner stolzen Haltung.
    »Ich werde dich umbringen,
Fitzwolfe.«
    Der ehemalige Priester wollte
aufspringen, aber Cranston drückte ihn mit
seinem Schwert herunter.
    »Denn, weißt du, ich bin ein Beamter
der Justiz und kam her, um dir ein paar
Fragen zu stellen. Da zogst du einen Dolch aus dem Stiefel, und ich mußte dich töten. Und wer, sag
mir, wird um dich trauern? Andererseits« -
Cranston steckte sein Schwert wieder ein —
»kannst du mir natürlich ein paar Fragen
beantworten. Also, was ist dir lieber?«
    »Was für Fragen?«
    »Als du Pfarrer von St. Erconwald
warst, hast du da den Chor mit Steinplatten auslegen
lassen?«
    »Ach, kommt schon, Sir John!« höhnte
Fitzwolfe. »Ich hatte Besseres zu tun, als mich

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