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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schauen!« Er lachte harsch. »Du hast dir doch nicht im Ernst eingebildet, dass niemand etwas von deiner Verrücktheit erfahren wird? Da kennst du deine Leute nämlich schlecht. Die reden wie Waschweiber. Ich weiß schon längst, was hier vor sich geht.« Er schüttelte den Kopf, als könne er die Tatsachen trotzdem noch nicht ganz fassen. »D’ Salzbaronin lässt einen Schacht baue«, äffte er die Sprache der Salzleute nach.
    »Und? Warum kommst du dann erst jetzt vorbei?« Weggeblasen war Dorotheas schmeichlerischer Unschuldston. Verdammt, wer von den Rehbachern hatte sein Maul nicht halten können?
    »Warum ich jetzt erst vorbeikomme?« Er lachte wieder, ohne einen Hauch Heiterkeit. »Ich habe tatsächlich gedacht, die Leute würden übertreiben, als es hieß, Dorothea von Graauw ließe ein Loch in den Rehbacher Boden graben, um dort nach Salz zu suchen! Ich habe geglaubt, das sei wieder einmal eine deiner verrückten Ideen, die so schnell kommen, wie sie gehen!«
    So schätzte er sie also ein! Als ein wankelmütiges Weib, als eine, die man nicht ganz ernst nehmen musste! Aber vielleicht war das sogar ihr Glück. »Mehr ist es doch auch nicht«, sagte sie zähneknirschend. Wie gern hätte sie ihm statt dessen Fakten aufgezählt. Von Wieliczka und von allem, was sie inzwischen über den Steinsalzabbau wusste. »Wir probieren etwas aus, nicht mehr und nicht weniger«, sagte sie. »Du weißt doch, wie das ist: Man musst die Leute beschäftigen, sonst tanzen sie einem bald auf der Nase herum.«
    »Als ob es einer wagen würde, dir auf der Nase herumzutanzen. Du bist diejenige, die das mit mir versucht!« Er schaute sie mit dunklen Augen an. Sein Mund zitterte. »Im Gegensatz zu Georgs Heilbad würde dein Salzbergwerk kein einziges Klafter Holz mehr benötigen - so sieht es doch aus. Dass du mich so hintergehen würdest, hätte ich nie gedacht. Und was unsere geplante Hochzeit angeht: Dorothea wird sich schon noch an den Gedanken gewöhnen, dachte ich. Lass ihr Zeit, bedräng sie nicht! Das war meine Devise. Nur deshalb bin ich so selten herübergekommen nach Rehbach. Und was ist der Dank dafür?«
    Dorothea wusste nicht, was sie sagen sollte. Hatte Alexander es in der Hand, ihren Schachtbau zu stoppen?
    »Kaum ist dein Vater tot, stellst du hier alles auf den Kopf. Du weißt ganz genau, dass er dein Tun nie und nimmer gutgeheißen hätte. Und Georg hintergehst du auch in gemeinster Weise. Von mir ganz zu schweigen! Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?«
    Sehr gut, hätte sie ihm am liebsten entgegnet, denn es entsprach der Wahrheit. »Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen?« fragte sie lauter, als sie wollte. »Hätte ich zuschauen sollen, wie Georg unsere Saline in eine große Badewanne verwandelt? Hätte ich zuschauen sollen, wie er über hundert Männer und Frauen heimat-und arbeitslos macht? Unsere Leute, deren Familien seit Jahrhunderten für uns arbeiten? Wäre ich dann ein braves Weibchen gewesen?« schrie sie ihm ins Gesicht. Sie hatte es satt, ewig als die unfolgsame Tochter dazustehen und sich fortwährend verteidigen zu müssen. Sie nutzte Alexanders Schweigen und setzte nach: »Glaubst du, nur weil ich eine Frau bin, taugt mein Kopf weniger zum Denken und Planen als der von Georg?« Sie schnaubte. Natürlich glaubte er das. Sonst würden sie dieses Gespräch nicht führen. »Und wenn ihr es mir alle ausreden wollt: Ich weiß genau, was gut und was schlecht für Rehbach ist!«
    Alexander schaute sie nur an, lang und hart.
    Sie erwiderte seinen Blick - und ließ in diesem Moment ihre Kampfansage fallen. Ihre zu Fäusten geballten Hände entspannten sich, sie senkte ihre Arme. Sie konnte nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen. »Ich kann nicht anders.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    Der Mann, der sie hatte heiraten wollen, nickte fast unmerklich. Er hob seine Hand und strich ihr mit einer sanften Geste eine verklebte Haarsträhne aus der Stirn.
    Dorothea spürte, wie sich in ihrem Hals ein dicker Kloß bildete. »Es tut mir leid«, sagte sie und meinte es in diesem Augenblick auch so.
    Mit einem Seufzen drehte sich Alexander um und ging mit müden Schritten davon.
    Dorothea schaute ihm nach. Das war’s also. Einen Ehemann würde sie sich nun anderswo suchen müssen.

38
    »Ich kann’s nicht glauben!« schrie Elisabeth leise. »Das hört sich an wie das schlechte Possenspiel einer untalentierten Theatergruppe!«
    »Doch! Es ist wahr!« Nun musste auch

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