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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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trösten und die verletzten Rehbacher behandeln, die mit immer mehr Blessuren von der ganzen Arbeit zu ihr kamen.
    Rosa war derart in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie Elisabeth sich erhob. Als sie plötzlich neben ihr stand, schreckte Rosa richtig zusammen.
    Die junge Gräfin zog eine Grimasse. »Siehst du - ich mache alles falsch! Jetzt habe ich dich erschreckt, dabei wollte ich dir nur sagen, wie froh ich bin, zu dir kommen zu können!« Sie griff nach Rosas Hand.
    Als Rosa den eisigen Griff der Finger spürte, musste sie schwer an sich halten, ihre nicht sofort zurückzuziehen.
    »Wenn ich dich nicht hätte…«, fuhr Elisabeth fort. »Ich weiß nicht, was ich täte! Auf Gut Graauw ist es noch einsamer geworden, als es eh schon gewesen ist. Georg weg, Frederick tot, Viola …«, sie winkte ab. »Es vergehen Tage, da rede ich mit keiner Menschenseele. Manchmal räuspere ich mich, um zu prüfen, ob überhaupt noch ein Ton aus meiner Kehle kommt!« Sie lachte bitter. »Doch dann spreche ich mit den Bäumen oder den Vögeln, so, wie du es mir gesagt hast. Und dann denke ich wieder: Vielleicht wird doch noch alles gut! Wenn Georg wüsste, was hier vorgeht!«
    Elisabeths Worte trafen Rosa völlig unvorbereitet. Ihr war das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, als sie ihre Besucherin anschaute. War ihr Bauch doch nicht mehr unsichtbar?
    »Was guckst du so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede? Der Schachtbau hat sich zwar irgendwie zu Alexander von Hohenweihe herumgesprochen, aber bis in fremde Länder gewiss nicht!«
    Rosa atmete die Luft aus, die sie bis dahin angehalten hatte. »Irgendwie geschieht es deinem Mann fast recht, wenn er bei seiner Rückkehr vor Schreck fast umfallen wird, wenn er die ganzen Neuigkeiten erfährt«, sagte sie bissig und meinte mit dieser Bemerkung nicht nur den Schachtbau. Wenn sie Georg nicht so sehr liebte, würde sie ihn für einen schrecklichen Kerl halten, schoss es ihr durch den Kopf.
    Elisabeth öffnete den Mund zu einer Erwiderung, sagte aber nichts.
    Elisabeth und sie als Leidensgenossinnen - so weit war es gekommen!
    »Vielleicht läge es an mir, etwas gegen Dorothea zu unternehmen? Ja, vielleicht sollte ich wirklich irgend etwas tun. Aber was?« fragte Elisabeth verzweifelt, ohne eine Antwort von Rosa zu erwarten. »Seit ich hier bin, seit meiner Hochzeit mit Georg, habe ich dauernd das Gefühl, als würde etwas von mir erwartet, wozu ich einfach nicht in der Lage bin!« Nun liefen ihr Tränen über die Wangen. »Natürlich weiß ich auch, dass eine Ehe in unseren Kreisen nicht soviel mit Liebe zu tun hat, wie ich mir das einst vorstellte. Du meine Güte, wenn ich daran denke, wie naiv ich hierher gekommen bin! Ist das wirklich erst ein dreiviertel Jahr her?« Elisabeth schüttelte den Kopf.
    Es waren keine Tränen der Trauer, die Elisabeth übers Gesicht liefen, merkte Rosa auf einmal. Das waren Tränen der Wut!
    »Wenn ich heute in den Spiegel schaue, erkenne ich darin nichts mehr von dem jungen Mädchen, das romantische Gedichte las und von der Liebe träumte. Wohin ist es verschwunden? frage ich mich. Dennoch - dass mein verehrter Gatte sich überhaupt nicht um mich schert, dass ihm seine Familie, seine Saline nicht eine einzige Zeile wert sind - das ist nicht richtig! Ja, ich weiß, dass man als Gattin nicht so reden soll, und ich würde es auch vor niemand anderem außer dir tun, aber ich habe für Georgs Verhalten nur eine einzige Erklärung.«
    Rosa runzelte die Stirn. So heftig hatte sie Elisabeth noch nicht erlebt. Dass wenigstens ein bisschen Leidenschaft in dieser Frau steckte, fand sie sehr beruhigend. »Und die wäre?«
    »Na, das liegt doch auf der Hand! Er amüsiert sich mit anderen Damen! Davon gibt es in den Heilbädern schließlich genügend. Wahrscheinlich ermutigt Martin Richtvogel - dieser Lebemann - ihn noch dazu!«
    Rosa war auf den Stich in ihrer Herzgegend nicht gefasst gewesen. Georg in leidenschaftlicher Umarmung mit einer anderen?
    So schnell Elisabeths Ärger gekommen war, so plötzlich war er wieder verschwunden. Nun war sie nur noch traurig und verzweifelt. »Vielleicht findet er bei einer anderen, was er bei mir vergeblich sucht? Vielleicht schenkt eine andere ihm seinen Sohn?« Sie vergrub ihr Gesicht in beiden Händen. »Das würde ich nicht überleben. Alles, nur das nicht!«

39
    Obwohl Götz so müde war, dass jeder Muskel, jeder Knochen in seinem Leib schmerzte, war er doch vom Schlafen weit entfernt. Dorothea

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