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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Rosa schmunzeln. Es kam selten genug vor, dass sie etwas zu erzählen hatte. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Neuigkeit in Rehbach verbreitet. »Dorothea soll aus Schreck, ihren Zukünftigen zu sehen, einen Lachanfall bekommen haben. Der hat sie dann vor allen Anwesenden am Arm gepackt und geschüttelt, als wolle er sie so zur Besinnung bringen. Und dann hat er sie mitgenommen, hat Magda mir erzählt.« Rosa schaute ihre Besucherin neugierig an. »In Rehbach heißt es, der Graf von Hohenweihe mache nicht viel Federlesens um seine Waldarbeiter. Wer nicht spurt, kann sein Bündel packen. So einer lässt sich doch von seiner zukünftigen Gattin auch nichts bieten, oder?«
    »Ich möchte mir nicht vorstellen, was Alexander meiner lieben Schwägerin alles an den Kopf geworfen hat. Er ist ja ein gutmütiger Mann, aber was zu weit geht …« Elisabeth seufzte. »Seitdem ist er jedenfalls nicht mehr bei ihr gewesen - das hätte ich ganz sicher mitbekommen!« Sie biss sich auf die Lippe. »Wie kann Dorothea es wagen, ihren zukünftigen Gatten so zu behandeln! Und wenn er sie jetzt nicht mehr heiraten will?«
    »Dann bleibt die Salzbaronin Gut Graauw für ewig erhalten!« Rosa lachte. »Ob Dorothea ihn jetzt noch heiraten will - das ist die Frage! Oder haben Sie … hast du immer noch nicht gemerkt, dass es nur eine einzige Person ist, die bestimmt, was in Rehbach geschieht?« Das Du, das Elisabeth ihr schon vor Wochen angeboten hatte, kam Rosa immer noch nicht leicht über die Lippen.
    Elisabeth schwieg mit betroffener Miene.
    »Was sagt denn die alte Gräfin zu allem? Ich kann einfach nicht glauben, dass sie Dorotheas Treiben tatenlos zusieht!« fragte Rosa bissiger, als sie eigentlich wollte.
    Schulterzucken. Seufzen. Ein bitteres Lachen. »Viola! Ich bin schon froh, wenn ich sie jeden Tag dazu bewegen kann, sich anzukleiden und ihr Zimmer zu verlassen. Seit Fredericks Tod ist sie nicht mehr die alte! Ich weiß nicht« - sie schaute Rosa an -, »zu Fredericks Lebzeiten ist mir eigentlich nie aufgefallen, wie sehr sie ihn liebte!«
    »Liebe!« wiederholte die Heilerin bitter. Von Liebe wollte sie im Augenblick nichts hören. Hatte es im übrigen mit Liebe zu tun, wenn die Witwe täglich die Marmorsteine der Familiengruft polierte? Hatte es mit Liebe zu tun, wenn sie täglich die Reithosen und Stiefel, die der Tote am Tag seines Unfalls getragen hatte, mit Lederfett einrieb? Oder tat sie dies alles nicht nur zum reinen Zeitvertreib? Ihr kam es so vor, als hätten die Weiber aus dem Herrenhaus einfach zuwenig zu tun.
    Sie ging zum Fenster und schaute hinaus, als erwarte sie, die Salzbaronin im nächsten Augenblick zu sehen - so übermächtig war sie in allen Köpfen, so sehr beherrscht war jedermanns Leben von ihr. Nichts mehr war so wie noch vor einem Jahr. Rosas Blick fiel auf einen Erdhaufen, der am Vortag noch nicht dagewesen war. »Wenn die Leute so weitermachen und die ausgehobene Erde einfach eimerweise in der Gegend verstreuen, dann sieht bald ganz Rehbach aus, als würden darunter Hunderte Maulwürfe ihr Werk treiben! Inzwischen stolpert man schon überall über braune Erdhügel!« Plötzlich wurde sie wütend. Sie drehte sich so ruckartig um, dass ihr ein wenig schwindlig wurde. »Hast du immer noch nichts von G… von deinem Gatten gehört? Warum ist er nicht hier und kümmert sich um alles?«
    Elisabeths Schulterzucken hatte etwas Gequältes. »Ich habe am selben Tag geschrieben, als die mit dem Schacht angefangen haben! Und vor einer Woche habe ich noch einmal geschrieben, für den Fall, dass der erste Brief ihn nicht erreicht hat. Einen ganzen Abend lang habe ich seine Reiseroute nachgerechnet, um den Brief auch wirklich in den richtigen Ort zu schicken. Aber - nichts!« Sie ließ die Hände in den Schoß fallen. »Es ist, als ob Georg vom Erdboden verschwunden sei. Kein Brief, keine einzige Zeile hat er mir seit Januar zukommen lassen.«
    Der Vorwurf in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Rosa konnte ihn gut verstehen. Dass Georgs und Elisabeths Ehe nicht glücklich war, war eine Sache. Aber sich monatelang nicht zu melden, eine andere. Dass sich nicht nur seine Gattin, sondern auch sie Sorgen um ihn machte, schien ihn nicht zu kümmern! Dieser Gedanke tat ihr weh, gleichzeitig machte er sie aber auch wütend. Es war gemein von Georg, dass er sie mit ihren ganzen Problemen allein ließ. Sie musste nicht nur darüber nachdenken, was mit dem Kind in ihrem Bauch geschehen sollte. Sie musste außerdem seine Frau

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