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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nach einem Brief von Georg fragen. Wenn einer dabei wäre, würde Dorothea ihn ihr doch geben müssen, oder?
    »Georg. Ist ein Brief von Georg dabei?«
    Sowohl Elisabeth als auch Dorothea schauten erstaunt zu Viola hinüber. Es kam selten vor, dass sie sich an einem Gespräch beteiligte, und wenn, dann waren ihre Einwürfe meist etwas zusammenhanglos, so dass man nie sicher sein konnte, wieviel sie mitbekommen hatte von dem, was um sie herum geschah. Elisabeth bemühte sich meist, geduldig zu antworten oder nachzuhaken, wenn sie sich wieder einmal nicht zusammenreimen konnte, was Georgs Stiefmutter von ihr wollte. Dorothea hingegen machte sich diese Mühe erst gar nicht, sie ignorierte sie einfach. Dieses Mal antwortete sie: »Wartest du noch auf Wunder?« Sie hielt die Umschläge hoch. »Hier ist nichts von Georg dabei.« Sie zuckte mit den Schultern. »Hier ist gar nichts für dich dabei.«
    Der eigene Schmerz in der Brust wurde noch bohrender, als Elisabeth Violas verletzte Miene sah. »Du bist so gemein«, flüsterte sie heiser. »Merkst du denn nicht, dass du mit deiner Art unser ganzes Leben ruinierst?« Sie zeigte auf die spärliche Post. »Was glaubst du denn, warum wir keine Post bekommen? Warum uns niemand mehr besuchen kommt? Das haben wir doch alles nur dir zu verdanken!« Während sie sprach, fühlte sie, wie gut es tat, endlich einmal alles loszuwerden. Sie spürte sehr wohl Violas große, runde Augen auf sich ruhen, aber dieses Mal tat sie, als merke sie es nicht. »Schau dich doch um, was aus allem hier geworden ist, seit du das Ruder so hinterhältig an dich gerissen hast. Nichts ist mehr, wie es war. Salz, Salz, Salz! Das ist alles, woran du denken kannst. Nicht einmal am Grab deines Vaters warst du bisher. Für Viola hast du auch keine Zeit. Ha!« Sie kniff die Augen zu, als wäre Dorothea keines vollen Blickes wert. »Du hast es sogar geschafft, den einzigen Mann, der dich überhaupt haben wollte, zu verjagen! Alexander von Hohenweihe weiß wahrscheinlich gar nicht, wie glücklich er sich schätzen kann.« War das wirklich sie, die solche Reden führte? Sie musste ihre Spucke hinunterschlucken. »Schau dich doch an, wie schrullig du geworden bist!«
    Für einen Augenblick schien es Dorothea tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben. Elisabeth nutzte den Moment, um noch ein Geschütz aufzufahren. »Und als ob das alles noch nicht genug wäre, hast du nun auch noch den Tod einer redlichen Frau zu verantworten. Zu Tode geschunden hast du sie - so nenne ich das!« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen brannten. »Dass du nachts überhaupt noch mit ruhigem Gewissen schlafen kannst … Oder ist’s mit dem Schlafen nicht mehr weit her, seit du dich mit diesem … ungehobelten Kerl eingelassen hast, dem Georg in seiner Gutmütigkeit sein Vertrauen schenkte?«
    »Ach, das ist es, was dich stört? Dass ich einen Mann habe, während deiner in der Welt herumreist und dich alle paar Monate mit ein paar Zeilen abspeist?«
    Elisabeth schaute auf den Tisch, um ihre Augen vor Dorothea zu verbergen. Sie würde nicht mehr zulassen, dass ihre Schwägerin den Schmerz darin erkannte. Ja, es stimmte, dass Georg lediglich ein einziges Mal geschrieben hatte, seit er weg war. Der Brief, der aus einer Seite bestand, war erst vor zwei Wochen angekommen. Außer, dass er sich auf dem Weg nach Bad Pyrmont befand, dort eine Woche bleiben und dann heimkommen wolle, hatte er nichts geschrieben. Kein Wort über seine Pläne für ein Rehbacher Heilbad. Nichts darüber, was er bisher auf seiner Reise gesehen hatte. Und erst recht nichts darüber, dass er sie vermisste oder sich auf ihr Wiedersehen freute.
    Nach ihren Berechnungen musste Georg nun jeden Tag heimkommen, doch Elisabeth wusste nicht, ob sie sich auf seine Rückkehr freute oder nicht. Längst konnte sie sein Verhalten nicht mehr entschuldigen, auch wenn sie dies keiner Menschenseele gegenüber zugeben würde. Aber machte ein Unrecht ein anderes wett? Musste sie Dorotheas schlechtes Verhalten gutheißen, nur weil ihr Bruder auch nicht untadelig war? Das würde sie gewiss nicht tun.
    »Du machst es dir ein bisschen einfach, findest du nicht? Mich zu beschimpfen ist ja auch einfach, denn ich bin da! Ich kümmere mich wenigstens um die Rehbacher, während dein lieber Gatte sich um sein Vergnügen kümmert.«
    »Aber es ist nicht deine Aufgabe, dich um die Rehbacher zu kümmern!« schrie Elisabeth sie an. Sie musste sich am Tisch festklammern, so sehr begann der Boden auf

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