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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Dorothea ihr nach.
    Während Elisabeth mit zittrigen Beinen den Raum verließ, konnte sie sich nicht des Gefühls erwehren, dass Dorothea vielleicht ein kleines bisschen recht hatte - neben ihren ganzen Gemeinheiten, die sie von sich gegeben hatte.
    Nachdem Elisabeth gegangen war, gönnte sich Dorothea noch einige Minuten Aufschub, indem sie eine Tasse Tee trank, nach der ihr eigentlich gar nicht der Sinn stand. Dann stemmte sie sich mit beiden Händen am Tisch hoch. Es war an der Zeit, zu Götz zu gehen.
    Mit müden Schritten ging sie den Kiesweg entlang, als sie ein Juchzen hörte, das so gar nicht zu ihrer Gemütslage passte. Sie schaute sich um, als erwartete sie, die Hexe im Gebüsch sitzen zu sehen. Ihr fiel Elisabeths flüchtige Bemerkung ein, dass Rosa krank war, und sie fragte sich, woran das Weib wohl litt, das ihre Kräuter nicht heilen konnten. Dorothea blieb stehen, weil ein kleiner Kieselstein sich in ihren Seidenschuh verirrt hatte. Schwankend schüttelte sie den Stein aus, als der Wind erneut ein Lachen zu ihr herübertrug. Sie verlor die Balance und musste ihren nackten Fuß abstellen.
    Dann hörte sie einen Schrei.
    Und noch einen.
    Hastig knotete sie das Seidenband ihres Schuhes zu. Die Geräusche wurden lauter, und sie kamen vom Brunnen!
    Dorothea fühlte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Die Ader an ihrer linken Halsseite pochte. Sie begann zu rennen.
    Als sie die Salzleute rund um den Schacht stehen sah, lachend und scherzend, hatte sie schon eine scharfe Rüge auf den Lippen. Doch dann sah sie Götz auf sich zukommen. Er trug etwas in der Hand.
    Er grinste bis über beide Ohren.
    Dorothea spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Sie liebte diesen Mann! Wie sehr sie diesen Mann liebte! schoss es ihr durch den Kopf. Dann starrte sie auf das Etwas in seiner Hand.
    War das … War das wirklich … Es konnte doch nicht sein, dass … Ihre Lippen öffneten sich, ihr ganzer Mund zitterte.
    »Es ist geschafft, Dorothea.« Götz’ Stimme war rauh. Er hielt ihr das Etwas hin, und es dauerte einen Augenblick, bis sie erkannt, dass es ein Stück Steinsalz war.

46
    Als es an Rosas Tür klopfte, wurde sie gerade von einer Welle des Schmerzes davongespült. Der Schweiß lief ihr übers Gesicht, und sie hörte sich laut stöhnen. Sie musste sterben! Bevor sie einen wortähnlichen Laut zustande gebracht hatte, öffnete sich die Tür, und Elisabeth trat ein. Rosa wusste nicht, ob sie sich freuen oder ob sie weinen sollte.
    »Rosa! Um Himmels willen - was ist denn? Du siehst schrecklich aus!« Mit einem Satz war Elisabeth an ihrem Lager und ergriff ihre Hand. Doch Rosa zog sie wieder weg, damit sie ihren Bauch halten konnte, von dem sie glaubte, er würde im nächsten Augenblick zerreißen. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie war so erleichtert, nicht mehr allein zu sein! »Ich …« Bevor sie etwas sagen konnte, war sie wieder da, die elende Welle, die sie in immer kürzer werdenden Abständen überrollte.
    Elisabeth schaute sich im Zimmer um, als suche sie einen Fluchtweg.
    So sehr Rosa sich bemühte, sie konnte sich in diesem Augenblick einfach nicht ihrer Besucherin zuliebe zusammenreißen. Der Schmerz war stärker.
    Die Krämpfe waren so kurz und heftig, wie es der Fall war, wenn ein Kind falsch im Bauche steckt. In all den Jahren, in denen sie den Rehbacher Weibern geholfen hatte, ihre Kinder auf die Welt zu bringen, war dies nur zweimal vorgekommen. Einmal war es Rosa gelungen, das Kleine im Leib der Mutter zu drehen, das andere Mal … sie wollte nicht daran denken. Rosa wimmerte.
    »Rosa! Sag mir doch, wie ich dir helfen kann! Ich tue alles für dich!« Elisabeth schluchzte laut. »Ich will, dass es dir wieder gut geht!«
    Für einen Moment war Rosa so klar im Kopf, dass sie Elisabeth erklärten konnte, wie sie aus den bereitstehenden Kräutern einen Tee zubereiten sollte. Während die Gräfin sich abmühte, ein Feuer zu entfachen, versuchte Rosa, gleichmäßig und nicht zu tief durchzuatmen. Was nun?
    Sie war nicht allein. Das war gut. Aber wenn Elisabeth ihr helfen sollte, dann musste sie ihr genau sagen, was sie zu tun hatte. Das bedeutete, dass sie sich sehr schnell überlegen musste … Die nächste Wehe übermannte sie.
    Sie musste die Zeit zwischen dem Schmerz besser ausnutzen. Ja, das musste ihr gelingen. Ihr Stöhnen ließ Elisabeth herüberschauen. »Komm her«, flüsterte sie. Fast ängstlich näherte Elisabeth sich ihrem Bett, als hätte sie Angst, von einer Seuche angesteckt

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