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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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zu Ohren kommt! Das wird noch ein böses Ende nehmen, lass es dir gesagt sein. Irgendwann wird dich mal einer mit dickem Bauch hier sitzen lassen. Und was dann?«
    Das hatte sich Hannah auch gefragt, vier Wochen nach Helmuts Besuch in Nürnberg. Als ihre monatliche Blutung ausblieb. Anfang November war das gewesen. Zuerst hatte sie gar nicht glauben wollen, was mit ihr los war.
    Verflixt und zugenäht! Warum mussten ihre Eltern ausgerechnet einen Gasthof führen? Wären sie Besitzer einer Wäscherei gewesen oder einer Frisierstube … Glücklich konnten sich zum Beispiel Wäscherinnen schätzen! Die waren nicht täglich diesen Versuchungen ausgesetzt – durch blauäugige junge Burschen, die noch nicht ganz trocken hinter den Ohren waren und Hannah anstarrten, als wäre sie die Königin von Saba; durch Handelsreisende, deren Gelächter durch den ganzen Wirtsraum tönte. Wenn so einer ihr nachschaute, hatte er stets ein Funkeln in den Augen, so ein unanständiges Zwinkern … Hannah wurde es allein bei dem Gedanken an eine solche Situation warm. Und dann die Komplimente! Es hieß, sie habe Pfeffer im Hintern … Da konnte es einer Frau schon anders werden. Einer, er kam aus der Walachei und handelte mit Senfkörnern, hatte sogar zu ihr gesagt, sie wäre in der Lage, aus jedem schlaffen Nürnberger Würstchen einen Mann zu machen. Hannah grinste, doch schon im nächsten Moment wurde ihr Grinsen zu einer jämmerlichen Grimasse. Warum war sie nur solch eine dumme, einfältige Gans? Dabei hatte sie immer wieder gute Vorsätze gefasst: ein bisschen miteinander fröhlich sein, vielleicht ein Küsschen, und dann würde sie in ihre Kammer gehen und der Gast in seine. Etwas anderes gehörte sich nicht, dessen war sie sich wohl bewusst. Meistens war es ja auch so gekommen. Aber hin und wieder – da hatte sie ihre guten Vorsätze über Bord geworfen und sich dem Abenteuer des Moments hingegeben. Das schlechte Gewissenwar jedes Mal erst am nächsten Morgen erwacht. Und abermals hatte sie sich dann geschworen: Nie wieder! Aber ach, warum mussten sich Männerhände so gut anfühlen?
    Sanft fuhr sie mit den Fingerspitzen über ihren Bauch, dann über ihre Brust. Kein Prickeln, kein Erschauern, nur eine Gänsehaut war die Folge.
    Das Handtuch fest um den Leib gewickelt, stakste Hannah auf Zehenspitzen über den eiskalten Fußboden. Vorsichtig holte sie aus ihrer Tasche die Bluse der ungarischen Tracht, die sie anziehen wollte. Zu Hause war sie mit dieser Wahl recht zufrieden gewesen: Die roten Bänder an der weißen Bluse standen in einem hübschen Kontrast zu Hannahs fast schwarzem Haar. Ihr breites Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen wirkte durch den hochgestellten Kragen schmaler und feiner. Doch nachdem sie die Gönninger Frauen in ihren gepflegten Kleidern gesehen hatte, zweifelte Hannah an ihrer Wahl. Was, wenn ihr Aussehen hier im Dorf als zu auffällig empfunden wurde? Oder gar als … hinterwäldlerisch?
    Nun, daran ließ sich jetzt auch nichts mehr ändern. Resolut knöpfte Hannah die Bluse zu. Himmel, da vertrödelte sie ihre Zeit mit unnützen Gedanken! Womöglich saß Helmut schon unten in der Wirtsstube.
    Während der ganzen Reise war sie damit beschäftigt gewesen, Mitfahrgelegenheiten und einigermaßen sichere Schlafunterkünfte zu finden und etliche Unwägbarkeiten zu meistern. So hatte sie kaum Zeit und Muße gehabt, darüber nachzudenken, was werden würde, wenn sie ihr Ziel erst einmal erreicht hatte. Wozu auch? Das Wichtigste war, Helmut zu finden, dann würde schon alles in Ordnung kommen. Edler Prinz hin oder her – was blieb ihm anderes übrig, als sie zu heiraten? Eine andere Lösung kam für Hannah nicht in Frage.
    Sie wusste natürlich, dass es in Nürnberg gewisse Häuser gab, in denen irgendwelche Ärzte oder so genannteEngelmacherinnen Frauen aus ihrer misslichen Lage halfen. Doch sie selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, eines dieser Häuser aufzusuchen. Sie mochte verderbt sein, aber so verderbt gewiss nicht! Eine solche Sünde wollte sie nicht auch noch auf sich laden. Und so hatte sie sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Weg gemacht. »Bitte, lieber Gott, mach, dass ich Helmut finde, dann werde ich all meine Sünden wieder gutmachen. Ich werde ihm die beste, die allerbeste Ehefrau, die er sich wünschen kann!« Jede Nacht hatte sie so gebetet. Und Gott hatte sie erhört. Sie hatte Helmut gefunden.
    Dass er längst einer anderen – Seraphine – versprochen war, dass

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