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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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entfernt.
    Nun hatte er es eilig, schulterte seinen Zwerchsack, in dem neben den Blumensamen auch noch Blumenzwiebeln lagen. Blumenzwiebeln! Warum hatte er die überhaupt hierher mitgeschleppt? Er hob seinen Hut zum Abschiedsgruß.
    »Wo willst du denn heute noch hin zu Fuß? Ganz runter insTal kommst du bestimmt nimmer.« Einer der Kartenspieler schaute ihn missgelaunt an.
    Friedhelm ging die Strecke, die vor ihm lag, im Geiste durch. Der Mann hatte Recht, ins nächste Tal waren es gut und gern zwanzig Meilen, dazwischen lagen zwei oder drei Weiler, mehr nicht. Aber was blieb ihm anderes übrig, als sich so schnell wie möglich auf die Socken zu machen? Eine Nacht in dieser Spelunke war das Letzte, wonach ihm der Sinn stand. Garantiert würde er sich am nächsten Morgen mit eingeschlagenem Schädel wiederfinden oder betäubt und ausgeraubt oder –
    »Ich hab’s eilig, will an Weihnachten zu Hause sein.«
    »Vorhin hattest du es aber ganz und gar nicht eilig«, murmelte einer der Männer feindselig.
    »Genau. Da hattest du genügend Zeit, uns bis aufs letzte Hemd auszuziehen«, schnauzte ein anderer.
    »Ruhe!«, fuhr der Wirt dazwischen. »Wer spielen kann, muss auch verlieren können, ist’s nicht so?« Er nickte Friedhelm zu, der das Nicken erwiderte. Wie gut kannte er dieses dumpfe Grollen in der Bauchgegend, wenn sich erst einmal das Bewusstsein, sich um Kopf und Kragen gespielt zu haben, gesetzt hatte! Wenn die Euphorie des Spiels, die Konzentration nachließ und der Fassungslosigkeit über die eigene Dummheit wich. »Das Glück ist eine Hure, legt sich jedes Mal zu einem anderen« – solche gut gemeinten Sprüche trösteten da nicht, deshalb verkniff sich Friedhelm jetzt auch jede Bemerkung in dieser Richtung.
    Der Wirt begleitete ihn zur Tür. Er warf einen kurzen Blick zurück in den Gastraum, dann winkte er Friedhelm näher zu sich heran. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein verschlagenes Grinsen ab.
    »Ich wüsste, wie du heute ein gutes Stück weiterkommst: Du könntest mit dem Öschen-Bürli fahren. Der will heute noch hinunter ins Tal. Er schaut vorher bei mir vorbei, um etwasabzuholen. Wenn du willst, rede ich mit ihm. Er nimmt dich bestimmt mit.« In seinem Blick lag etwas Lauerndes.
    Friedhelm zögerte. Der Öschen-Bürli war ein besonders versoffener Kerl und reizbar dazu, das wusste er von früheren Kartenabenden. Friedhelm war froh gewesen, den Mann heute nicht am Tisch gehabt zu haben. Bei dem Gedanken an dessen alten Klepper und den Wagen, an dem die Hälfte der Radspeichen gebrochen waren, verspürte Friedhelm nicht gerade große Lust, sich ihm anzuschließen. Andererseits: Besser schlecht gefahren als gut gelaufen!
    »Na gut, dann warte ich auf den Bürli!«
    Er wollte wieder in die Wirtschaft zurückgehen, als der Wirt ihn grob am Ärmel packte.
    »Lass das bleiben«, murmelte er. »Du kennst die Burschen. Da gönnt keiner dem anderen die Butter auf dem Brot, geschweige denn solch einen Haufen Geld, wie du ihn heute kassiert hast. Die bekommen dich besser nicht mehr zu sehen.«
    Friedhelm warf einen Blick über die Schulter des Mannes hinweg in den Schankraum. Die Spieler hatten ihre Köpfe zusammengesteckt. Er verspürte keine besondere Lust, nochmals zu ihnen zu stoßen, aber genauso wenig Lust hatte er, den steilen Buckel zum Hof des Öschen-Bürli zu erklimmen. Doch was blieb ihm anderes übrig?
    »Dann mach ich mich mal auf den Weg«, sagte er seufzend und wies mit dem Kinn nach oben in die Richtung, wo er den Hof des Mannes vermutete.
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Brauchst dich nicht den Berg hoch zu quälen, ich habe eine bessere Idee!«
    Eine gute Stunde Fußmarsch später hatte Friedhelm Schwarz den beschriebenen Treffpunkt erreicht. Prüfend schaute er sich ein letztes Mal um: Zu seiner Linken waren die drei Tannen, die der Wirt ihm genannt hatte. »Sie neigen sich einander zu,als tanzten sie einen Reigen.« Friedhelm lächelte in sich hinein – solch eine poetische Beschreibung hätte er dem Raubein gar nicht zugetraut! Zu seiner Rechten war eine Art Schilfwald – dahinter befände sich ein kleiner Weiher, hatte der Wirt gesagt. Friedhelm hatte den Weiher auf seinen früheren Reisen noch nie bewusst wahrgenommen. Wahrscheinlich ein verschlammtes Loch, in dem höchstens ein paar magere Fische mit trüben Augen dümpelten, dachte er grimmig.
    Hinter dem Schilfwald gabelte sich der Weg. Ein schmaler, tief gefurchter Feldweg schlängelte sich nach rechts –

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