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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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setzen und ein Glas Wein zu trinken, als ob nichts wäre, war ihr unmöglich. Warum geht sie nicht in ihre Kammer, um zu »ruhen«? Sitzt da wie zur Salzsäule erstarrt! Oh, wie groß war die Versuchung, zu ihr zu gehen und sie zu ohrfeigen, zu schütteln, ihr tausendböse Worte an den Kopf zu werfen! Diese Frau war eine Hexe! Sie war schuld an Valentins Zustand!
    Grimmig tauchte Margarita ihre Hände ins heiße Wasser, bis sie brannten. Wehe, sie wagt es, heute noch einmal nach Valentin zu schauen, dann –
    »Wir haben versucht, Helmut zu erreichen«, kam es leise vom Tisch. »Er ist doch sein Bruder. Wenn … wenn Valentin stirbt, wird Helmut mir das nie verzeihen.«
    Margarita ließ den Teller, den sie gerade einseifte, so abrupt los, dass er hart auf den Boden der Spüle plumpste. Helmut?
    »Was redest du da!«, herrschte sie die andere an. »Noch ist Valentin nicht tot, und wenn er stirbt, dann ist das etwas, was du dir nie verzeihen solltest!«
    Beruhige dich, das Weib ist es nicht wert, dass du deine Kräfte verschleuderst! Du bist stärker, also reiß dich zusammen!
    »Ich habe das nicht gewollt«, sagte Seraphine mit gesenkter Stimme. »Ich habe das alles so nicht gewollt. Helmut … er hat mich verlassen. Valentin auch. Mein Vater … alle verlassen mich. Ich –«
    »Ich, ich, ich! Das ist wohl deine ewig alte, ewig gleiche Leier!«
    Margaritas Zorn war so mächtig, dass ihre Beine nachgaben. Sie musste sich mit beiden Händen an der Spüle festhalten.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr dieser Mann dich geliebt hat?« Ihre Stimmbänder schienen fast zu zerreißen, sie konnte nichts dagegen tun. »Mehr als sein eigenes Leben! Du warst sein Leben! Seine große Liebe! Und jetzt liegt er da, ausgesaugt von dir und deiner Bosheit, fiebrig, von Dämonen geschüttelt …«
    Tränen liefen ihr übers Gesicht, fielen in ihren Schoß.
    »Er leidet so sehr an seiner großen Liebe! Wenn er stirbt, trägst du die Schuld. Du allein und niemand anders! Du hast sein Herz gebrochen, und keine Medizin dieser Welt, kein Aderlass kann gegen dieses Leiden etwas ausrichten.«
    Seraphine duckte sich, als habe sie einen Schlag ins Gesicht bekommen.
    Die Tür ging auf, und Gottlieb steckte seinen Kopf hindurch. »Warum schreit ihr denn so? Ist etwas passiert?« Verwirrt schaute er von einer Frau zur anderen.
    Margarita machte eine abwehrende Handbewegung. »Es ist alles in Ordnung«, keuchte sie heiser. »Nur die Nerven …«
    Er stutzte noch für einen Moment, nicht sicher, ob ein Eingreifen seinerseits nötig war, dann ging er zurück ins Zimmer des Kranken.
    Wenn Valentin stirbt, dann am gebrochenen Herzen.
    Plötzlich war alles zu viel für Margarita. Zu wenig Schlaf, zu viel Sorge, das ewige Standhalten Piet gegenüber, der Valentin lieber heute als morgen ins Spital gebracht hätte, dazu die giftigen Blicke von Antje und den Knechten, ihr stiller Vorwurf, sie würde durch den Kranken den ganzen Haushalt gefährden –
    Margarita sackte zu Boden, schlug die Hände vors Gesicht.
    Lieber Gott, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Nun kann ich ihm nicht weiterhelfen, weil nicht ich sein Herz gebrochen habe. Lieber Gott, mach, dass er gesund wird. Und wenn du dazu ihre Hilfe brauchst, dann soll es so sein. Dann muss ich damit leben. Für Valentin.
    Allmählich fraß sich diese Erkenntnis in ihren Kopf, beraubte sie ihrer letzten Kraft.
    Ich kann ihm nicht helfen. Weil er nicht mich liebt.
    Weil er immer noch sie …
    Sie musste Valentin freigeben.
    Nein! Niemals! Nicht für diese Frau.
    Eine Ewigkeit verging, die Geräusche wurden lauter, ihr Schluchzen, ihr Atmen, ihr Herzschlag – unerträglich laut. Irgendwann mischten sich in ihre Geräusche andere. Stuhlbeine, die über den Boden scharrten, Glas, das klirrte, raschelnder Stoff, das Ticken der Wanduhr.
    Jemand zerrte an dem Spüllappen, den sie noch immer umklammert hielt, gleich darauf fühlte sie etwas Kaltes, Glattes in ihrer Hand.
    »Hier, trink das.«
    Ihre Stimme.
    Der plötzliche Geruch nach Schnaps ließ Margarita würgen. Ich nehme nichts von ihr. Nichts, gar nichts, keinen Krumen Brot und auch keinen Schnaps.
    Mechanisch hob Margarita das Glas, setzte es an ihre Lippen. Die Flüssigkeit rann scharf und heiß durch ihre Kehle. Einen Moment lang gab es nichts als dieses Brennen.
    Als sie aufschaute, sah sie Seraphine dicht neben sich. Ihr erster Impuls war, aufzustehen, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und sie zu bringen. Als spüre

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