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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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anderen in den Korb.
    Wozu? Sie würde keinen dieser Äpfel mehr essen.
    Nie mehr würde sich jemand zu ihr an den Tisch setzen, das Obstmesser nehmen und kameradschaftlich einen Apfel mit ihr teilen. Nie mehr würde der süße Saft einer Frucht an ihren Fingern hinabrinnen. Nie mehr würde sie sich die klebrige Süße von den Händen waschen.
    Nie mehr.
    Sie war der Teufel in Person.
    Deshalb wollte niemand bei ihr sein.
    Ein Apfel nach dem anderen in den Korb.
    Sogar Valentin war vor ihr geflüchtet. Valentin, dessen Aufdringlichkeit sie so duldsam ertragen hatte. Der immer so viel von ihr verlangt hatte. Immer wollte, wollte, wollte!
    Nun wollte niemand mehr etwas von ihr.
    Valentin fehlte ihr. Das war auch etwas, was sie nicht verstand. Wie so vieles in diesen Tagen.
    Wie sollte es weitergehen? Seraphine wusste es nicht.
    Irgendwann würden die Leute im Dorf merken, dass Valentin für immer weg war und nicht nur auf einer ausgedehntenReise. Sie würde die verlassene Ehefrau sein, über die man hinter ihrem Rücken spottete.
    Irgendwann würden Helmut und Hannah zurückkommen – und dann? Die Vorstellung, weiter mit Helmut unter einem Dach zu wohnen, ständig seine Verachtung zu spüren, war mehr, als sie ertragen konnte.
    Alles war umsonst gewesen. Alles.
    Sie war einem schrecklichen Irrtum erlegen.
    Ihr ganzes Leben war ein schrecklicher Irrtum.
    Ach Sternenfee, warum hast du mich nur verwechselt? Was wäre gewesen, wenn ich an einem anderen Platz gelandet wäre? Wo es keinen Helmut gab und wo ich vielleicht mit einem Mann wie Valentin hätte glücklich werden können?
    Mechanisch schlug sie mit der Hand nach einer der vielen Wespen, die aggressiv zwischen den Ästen umherflogen.
    Der Sommer war lang gewesen. Nun spürten die Wespen das Ende. Hatten sie Angst vor dem Tod? Bäumten sie sich deshalb ein letztes Mal auf?
    Es gab keinen Grund, Angst zu haben.
    Irgendwann würde der wahre Grund für Valentins Flucht herauskommen. Bestimmt konnte Hannah es nach ihrer Rückkehr kaum erwarten, Wilhelmine darüber aufzuklären. Was dann geschehen würde, musste sich Seraphine nicht weiter ausmalen.
    Alles war zu Ende. Nichts war ihr geblieben. Nichts, woran sie sich noch hätte festhalten können.
    Ein Apfel nach dem anderen in den Korb.
    Wie weich die Apfelhaut war. Und warm, wie von einem kleinen Tier.
    »Du bist nicht ganz bei Trost«, hatte Helmut sie beschimpft. Oder war es Hannah gewesen?
    Warum kam niemand? Wo blieb die Mutter? Sie wollte nicht länger allein sein, bei den vielen kleinen Tieren, die sich so warm und weich anfühlten in der Hand.
    Keine Äpfel mehr in den Korb.
    Keine Äpfel mehr in –
    Ihr Blick fiel auf eine Wespe, die sich gerade noch mit ihrem Rüssel in einen angefaulten Apfel gebohrt hatte. Nun rollte sie sich zusammen, blieb leblos im Gras liegen.
    Das Ende.
    Seraphine brach zusammen. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal geweint hatte. Warum hätte sie weinen sollen, solange es Zuversicht gab?
    Sie hatte nicht geweint, als Helmut eine andere heiratete. Sie hatte nicht geweint, als der Büttel mit der Nachricht kam, dass der Vater vermisst war. Nicht, als sein Leichnam schließlich gefunden wurde. Nicht, als sie das Kind in ihrem Bauch tötete.
    Als Helmut mit Hannah nach Böhmen abreiste, hatte sie weinen wollen, aber ihre Tränen waren eingetrocknet. Sie hatte nicht einmal mehr gewusst, wie sich Tränen anfühlten.
    Und nun weinte sie. Es war nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Es war beinahe benebelnd, fast tröstlich. Wie sich der Körper in seinem Beben erschöpfte, immer mehr Tränen flossen, ein ganzer Strom durch ihre Finger rann …
    Nun würde es leichter werden.
    Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, stand Seraphine auf. Fixierte die Leiter mit zusammengekniffenen Augen.
    Rückte sie erst ein wenig nach links, dann wieder mittig an den Stamm des Goldparmänenbaums.
    Ausgerechnet der Baum der Königin und Prinzessinnen.
    Mit ruhiger Hand löste sie von ihrer Hüfte das Seil, an dem der Pflücksack baumelte. Das Seil war lang genug.
    Verwundert stellte sie fest, dass sie Angst hatte. Wovor?
    Steifgliedrig kletterte sie erneut auf die Leiter. Legte das Seil zu einer Schlinge. Knotete es an einem hohen Ast fest.
    Wollte die Schlinge um ihren Kopf legen. Das Seil war nicht so lang, wie sie dachte.
    Sie musste eine weitere Stufe der Leiter erklimmen.
    Die Schlinge war eng, das Seil ziepte an ihren Haaren, doch schließlich lag es um ihren Hals.
    Nun musste sie nur noch

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