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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sie bei sich hatte, am Leib. Sie zog ihren Umhang enger um Kopf und Schultern. Der klamme Stoff juckte anihren Wangen, doch mit aller Macht widerstand Hannah dem Impuls, sich zu kratzen. Wenn sie damit anfing, würde sie nicht mehr aufhören können. Sieben Tage und sieben Nächte in denselben Kleidern, und zwischendurch gerade einmal eine Katzenwäsche … Hannah schauderte.
    Ein heißes Bad – dafür würde sie alles geben! Seit sie am Mittag neben dem stinkenden Bauern auf den Kutschbock geklettert war, konnte sie an nichts anderes mehr denken als daran, sich in eine Wanne mit warmem Wasser sinken zu lassen. Daran, wie ihre schmerzenden Knochen schwerelos wurden, wie sich jede Pore ihrer Haut öffnete. Die Haare würde sie sich waschen, zwei Mal sogar, und wenn dabei ein halbes Stück Seife draufging! Ein wohliger Seufzer erstickte im feuchten Stoff ihres Umhangs. Den schwarzen Rand an der Wanne, den ihr Bad mit Sicherheit hinterlassen würde, blendete sie aus ihren Schwelgereien aus. Noch nie in ihrem Leben war sie so schmutzig gewesen.
    Den ganzen Tag über war es nicht richtig hell geworden, und nun fraß der Nebel auch noch den letzten Rest Tageslicht auf. Hannah hätte nicht sagen können, ob es drei oder vier oder schon fünf Uhr nachmittags war. Sie schleppte sich weiter.
    Eine Kirche konnte das Dorf wenigstens vorweisen, ging es ihr durch den Kopf, als wenige Minuten später immer klarer die Umrisse eines Kirchturms zu sehen waren. Dann musste es irgendwo auch Fremdenzimmer geben, mit oder ohne Badegelegenheit. Zur Not würde eine Schüssel mit heißem Wasser genügen.
    Wie auch immer – wenn sie eine Bleibe für die Nacht finden wollte, musste sie sich sputen!
    Hannah war derart darauf konzentriert, ihre Blase zu kontrollieren und gleichzeitig schneller zu laufen, dass sie das Fuhrwerk, das sich von hinten näherte, erst im letzten Moment hörte. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, brauste esvorbei, sie konnte gerade noch einen Sprung zur Seite machen. Schneematsch platschte gegen ihren Rock.
    »Rüpel!«, schrie sie dem Kutscher nach. Hätte der Kerl nicht anhalten und sie fragen können, ob sie mitfahren wolle? Sie hätte immer noch Nein sagen können.
    »Pass auf dich auf, Mädle!«, hatte der Bauer, der aus einem der Nachbarorte kam, ihr zum Abschied gesagt. »Die Gönninger sind Lumpen. Die können in einer Nacht ihre ganze Habe versaufen, die elenden Hungerleider!«
    Hannah runzelte die Stirn und sprang kurz darauf über eine besonders tiefe Pfütze.
    »Dummer Kerl …«, murmelte sie vor sich hin.
    Natürlich hatte er wissen wollen, was sie hierher, an den Rand der Schwäbischen Alb geführt hatte.
    »Familienangelegenheiten«, antwortete sie knapp, woraufhin er sie mit einem schrägen Blick bedachte.
    »Familienangelegenheiten«, hatte sie auch dem Nürnberger Beamten als Grund dafür genannt, dass sie einen Reisepass benötigte. Keine drei Wochen war das her, doch Hannah kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Seit einer Woche war sie nun unterwegs. Nie hätte sie gedacht, dass sich die Reise so lange hinziehen würde! Mutter glaubte bestimmt, sie wäre schon längst an ihrem Ziel angelangt. Wahrscheinlich rannte sie jeden Morgen den Postboten halb über den Haufen, weil sie auf eine Karte oder einen Brief von ihrer Tochter hoffte.
    Sieben Tage, in denen Hannah immer wieder um eine Mitfahrgelegenheit hatte bangen müssen. Von Nürnberg aus fuhren zwar viele Züge – nach Augsburg, nach München, nach Leipzig, ja sogar bis nach Hamburg oder Danzig hätte sie reisen können, aber kein Einziger fuhr nach Stuttgart. Gönningen, das ungefähr fünfzig Meilen südlich von Stuttgart lag, hatte der Schalterbeamte erst gar nicht auf seiner Kartegefunden. Aber ausgerechnet in diesen südlichen Zipfel Württembergs, der von der Welt wie abgeschnitten war, musste sie reisen! Postkutschen, Fuhrleute, Bauern – unzählige Male hatte sie das Gefährt gewechselt. Hatte sich die engen Holzbänke mit fremden Menschen teilen müssen, deren Sprache – je weiter nach Süden die Reise ging – immer seltsamer wurde, so dass Hannah meist nur die Hälfte von dem, was gesprochen wurde, mitbekam! Anfangs hatte sie noch darauf geachtet, bei der Fahrt ein Dach über dem Kopf zu haben, doch ab Stuttgart hatte sie sich das nicht mehr leisten können. Von da an war sie froh gewesen, überhaupt mitgenommen zu werden.
    Und nun war sie angekommen. In Nirgendwo. Am Fuße der Schwäbischen Alb.
    Zehn Minuten später hatte

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