Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
förmlich, als er vom Ende der Schlange her brüllte: »Nicht mal Scheiße rückt ihr raus, für diese Drecksäcke!«
    Die anderen konnten's nicht fassen! Der Schweiß lief ihnen allen in Strömen runter, weil sie direkt in die Mündung eines M-1-Sturmgewehrs blickten/, und Tony Puente schrie von hinten, sie sollten nicht mal Scheiße rausrücken? Und beschimpfte die Gangster als Drecksäcke?
    Manny Lopez sagte zu Tony Puente: »Halt die Schnauze!« und schnalzte mit den Fingern, in der Hoffnung, daß Tony auf diese Weise ein Licht aufging.
    Schnapp, schnapp, schnapp, aber bei Tony Puente war's vergebliche Liebesmühe, denn er konnte sich nach wie vor nicht vorstellen, warum Manny nicht irgendwas gesagt hatte wie »Sabes que, du Arschloch? Ich steck dir dein Stöckchen gleich in den Arsch!«
    Ein anderes Problem war, daß Manny versuchte, die Frau auf den Boden zu drücken, weil sich hier etwas wirklich Gefährliches anbahnte und er noch nicht in der Lage war, zum Angriff überzugehen.
    Und plötzlich schrie Tony Puente, der sich wirklich königlich amüsierte: »Ich geb euch gar nix. Ihr seid doch bloß Zuhälter. He, Chef! Fick dich ins Knie!«
    Nun aber seufzten und stöhnten alle Barfer erst recht, und sie wurden unruhig und hätten Tony am liebsten umgelegt, weil alle außer ihm ein verdammtes M-1-Sturmgewehr sahen, das sich auf ihre Hälse richtete.
    Und Manny Lopez sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Halt die Schnauze, Tony. Halt die Schnauze, Tony.«
    Und alle außer Tony Puente sagten sich, daß er seine Brille in Zukunft wirklich immer tragen sollte, wenn sie das hier überhaupt überlebten!
    Und dann endlich sagte Manny, nachdem er es geschafft hatte, die Frau mehr oder weniger aus der Schußlinie zu bringen: »Sabes que?«
    Als er »Barf!« brüllte, brach der schrecklichste Lärm los, der jemals in diesen Canyons zu hören gewesen war, was natürlich dadurch kam, daß an diesem Abend so viele Barfer zusammengeblieben waren. Sie feuerten ungefähr dreißig Kugeln auf die beiden Gangster ab. Einen der beiden verfehlten sie vollständig, und sie glaubten schon, auch Clint Eastwood verfehlt zu haben, der getürmt und mit flatterndem Poncho in Richtung Grenze geflüchtet war.
    Eddie Cervantes rannte diesem Kerl immerhin noch nach, und als die Schießerei kein Ende nahm und er sich umdrehte und zu seinem Erstaunen sah, daß Carlos Chacon hinter dem Flüchtenden herschoß, brüllte er vor lauter Angst, dasselbe Schicksal wie Joe Castillo und Fred Gil zu erleiden, Carlos Chacon alle erdenkbaren Schimpfworte zu, bis er plötzlich sah, daß der Gangster mit dem Poncho der Länge nach hinstürzte. Eddie Cervantes war sofort bei ihm, wobei er sich nicht so sehr vor Messern im Ärmel als viel mehr davor fürchtete, Carlos würde ihm das Lebenslicht ausblasen.
    Der Gangster konnte keinen großen Widerstand mehr leisten. Er war in der Achselhöhle getroffen worden. Sein Kumpan entkam in der Dunkelheit.
    Der verletzte Gangster wurde ins Krankenhaus gebracht, und die Detectives, die wieder mal in die Canyons fahren mußten, weil es wieder mal eine Schießerei gegeben hatte, an der Beamte beteiligt gewesen waren, stiefelten in der Coyotenscheiße herum und maulten wieder mal, diese Barfer seien wahrhaftig auf dem allerbesten Weg, mehr Ärger zu machen, als sie wert seien.
    Das Grenzgängerpaar jedoch, dem fast die Köpfe weggepustet worden waren, beschwerte sich überhaupt nicht. Der Mann fragte sogar allen Ernstes und äußerst respektvoll, ob er eventuell einem höheren Beamten mitteilen dürfe, wie nett Manny Lopez und seine Leute gewesen seien und wie tapfer sie sie vor den Gangstern gerettet hätten.
    Der Abend endete wie gewöhnlich damit, daß mit einer Riesenmenge Alkohol gefeiert wurde, und die einzige Besonderheit war die, daß Eddie Cervantes einige höchst bittere Bemerkungen über Carlos Chacon machte, weil er derartig unvorsichtig geschossen hatte. Anschließend jagte eine Beleidigung die andere. Sie waren auf dem besten Weg, sich voreinander ziemlich in acht zu nehmen.
    Fast alle Barfer hatten mittlerweile durch die allabendlichen zügellosen Saufereien ihre häuslichen Probleme. Sie richteten es so ein, daß sie jeweils möglichst früh am Abend wie wahnsinnig schufteten und irgendeine Festnahme erzielten, um dann entweder noch kurz vor Feierabend das Anchor Inn zu erreichen oder aber, wenn's doch zu spät geworden war, in den Wing-Park zu gehen und dort noch einen draufzumachen. Allmählich glaubten

Weitere Kostenlose Bücher